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Autor: Thomas Breithaupt · Zuletzt aktualisiert: 04.09.24
Wirtschaft Finanzen Börse/Aktien · 6 Min. Lesedauer
Der Vorteil von synthetischen Aktien sind höhere Gewinne mit einer geringeren Anfangsinvestition als beim direkten Kauf der Aktie. Jedoch haftet der Anleger auch für die Verluste, wenn die Aktie eine nachteilige Kursänderung erfährt.
Das Wichtigste zu synthetischen Aktien in Kürze:
Synthetische Aktien sind Finanzanlagen, die das gleiche Auszahlungsmuster wie eine Investition in eine zugrunde liegende Aktie erzeugen, ohne diese Aktie zu besitzen. Sie können zum Beispiel eine Kombination aus Put-Optionen und Call-Optionen verwenden, deren Basiswerte Aktien sind, um eine synthetische Aktienposition zu bilden.
Mit einer synthetischen Aktienposition dupliziert man die Gewinn- und Verlustmuster der Aktien, als ob man die betreffende Aktie selbst halten würde. Der Vorteil ist, dass man mit einem höheren Risiko die Gewinne ebenfalls erhöhen kann. Synthetische Aktien können zum Beispiel durch eine Long- oder Short-Position in der betreffenden Aktie aufgebaut werden.
Etwas abstrakter und allgemeiner formuliert, ist eine synthetische Position im Finanzwesen eine Möglichkeit, die Auszahlung eines Finanzinstruments durch andere Finanzinstrumente zu erreichen. Das Prinzip lässt sich auf Aktien, Fonds, ETFs, Derivate und weitere Finanzanlagen anwenden.
Ähnlich wie bei Derivaten in der traditionellen Finanzwelt handelt es sich bei synthetischen Vermögenswerten um digitale Vermögenswerte, deren Preis an andere reale Vermögenswerte, z. B. eine Aktie, gekoppelt ist. Diese Vermögenswerte bilden die Renditen traditioneller Vermögenswerte ab, ohne dass der Zugriff auf den realen Vermögenswert erforderlich ist.
Zu den grundlegenden synthetischen Positionen gehören synthetische Long-Aktien, synthetische Short-Aktien, synthetische Long-Calls, synthetische Short-Calls, synthetische Long-Puts und synthetische Short-Puts. Diese synthetischen Positionen können verwendet werden, um eine bestehende Position zu ändern, die Anzahl der erforderlichen Transaktionen zur Änderung einer Position zu verringern und Fehlbewertungen von Optionen auf dem Markt zu ermitteln.
Es ist möglich, Optionspositionen für nahezu jede Option mit Hilfe von Kaufoptionen, Verkaufsoptionen und dem Basiswert neu zu erstellen. Die Bewertung synthetischer Optionen kann dazu verwendet werden, den Preis eines Wertpapiers zu bestimmen. In der Praxis erstellen Händler oft synthetische Positionen, um bestehende Positionen anzupassen.
Eine Call-Option (Kauf-Option) ist ein Vertrag, der an eine Aktie gebunden ist. Sie zahlen eine Gebühr, die sogenannte Prämie, für den Vertrag. Damit haben Sie das Recht, die Aktie zu einem bestimmten Preis, dem sogenannten Ausübungspreis, zu einem beliebigen Zeitpunkt bis zum Ablaufdatum des Vertrags zu kaufen. Um einen Gewinn zu realisieren, kann man die Option verkaufen, anstatt die Aktien zu kaufen und anschließend wieder zu verkaufen.
Eine Put-Option (Verkaufs-Option) ist ein Vertrag, der an eine Aktie gebunden ist. Sie zahlen eine Prämie für den Vertrag, die Ihnen das Recht gibt, die Aktie zum Ausübungspreis zu verkaufen. Sie können den Vertrag bis zum Verfallsdatum jederzeit ausüben. Um einen Gewinn zu realisieren, kann man die Option verkaufen, anstatt die Aktien zu kaufen und anschließend wieder zu verkaufen.
Man besitzt eine Aktie damit nicht direkt, sondern nur das Recht, diese Aktie zu bis zu einem festgelegten Zeitpunkt zu einem zuvor festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen, und kann damit einen Gewinn erzielen. Das Risiko beim Kauf von Kauf- und Verkaufsoptionen besteht darin, dass sie nach Überschreiten des Verfallsdatums wertlos werden. In diesem Fall verlieren Sie nur den Betrag, den Sie für die jeweilige Option bezahlt haben. Ist man jedoch der Optionshändler (Stillhalter), der diese Optionen verkauft, muss man die Aktien zu den entsprechenden Preisen liefern, indem man diese zum aktuellen Marktpreis kauft.
Um synthetische Vermögenswerte und synthetische Aktien zu halten, werden verschiedene Call- und Put-Optionen miteinander kombiniert. Die Kauf- und Verkaufsoptionen kann man ebenfalls an den Märkten wieder zum Handel anbieten, um Gewinne zu realisieren.
Eine synthetische Long-Position wird manchmal auch als synthetische Long-Aktie bezeichnet und ist eine Strategie für den Optionshandel, mit der eine Long-Position in einer Aktie nachgeahmt werden soll. Händler erstellen eine synthetische Long-Position, indem sie Call-Optionen kaufen und dann eine entsprechende Anzahl von Put-Optionen mit demselben Verfallsdatum kaufen. Dabei sind die jeweiligen Zeiträume zu beachten, falls man eine Aktie tatsächlich verkaufen muss.
Der Gewinn ergibt sich dann aus den durch Kaufoptionen erzielten Gewinnen + durch den Verkauf von Verkaufsoptionen eingenommenen Prämien – für Kaufoptionen gezahlte Prämien und Transaktionskosten. Der wichtigste Vorteil synthetischer Positionen gegenüber dem Kauf von Aktien oder Leerverkäufen besteht darin, dass die Kosten für die synthetische Position geringer sind als bei einer Direktinvestition in den Basiswert.
Angenommen, die Aktie XYZ wird im Januar zu 40 € gehandelt. Ein Optionshändler geht dann eine synthetische Long-Position in der Aktie ein, indem er einen FEB 40-Put für 100 € verkauft und einen FEB 40-Call für 150 € kauft. Insgesamt beträgt seine Nettobelastung zum Abschluss des Geschäfts 50 € und das Ablaufdatum für seine gehaltenen Optionen ist im Folgemonat Februar (FEB). Er ist Stillhalter für die FEB 40-Put Position und kann Aktien durch seinen FEB 40-Call erwerben.
Wenn die Aktie XYZ steigt und bei Fälligkeit im Februar bei 50 € gehandelt wird, verfällt der Short-Put FEB 50, da der aktuelle Wert im Februar höher ist als beim Abschluss der Short-Put Option. Die Kaufoption Long-Call FEB 50 gilt z. B. für 100 Aktien und lässt sich somit zu Geld machen. Die Aktie ist um 10 € gestiegen, während der Optionshändler diese jetzt noch für 40 € kaufen darf und damit einen inneren Wert von 1000 € (10 € x 100 Aktien). Nach Abzug der anfänglichen Belastung durch die Gebühren von 50 € beläuft sich der Gewinn des Optionshändlers auf 950 €. Im Vergleich dazu kommt dies dem Gewinn von 1.000 € für eine echte Long-Position in Aktien sehr nahe.
Wenn die XYZ-Aktie fällt und bei Fälligkeit im Februar bei 30 € gehandelt wird, verfällt der Long-Call FEB 40 wertlos, während der Short-Put FEB 40 zu Geld gemacht werden kann und einen Wert von 1000 € (10 € x 100 Aktien) hat. Für den Rückkauf dieses Short-Puts sind 1.000 € erforderlich, und zusammen mit der anfänglichen Belastung von 50 € bei Abschluss des Geschäfts beläuft sich der Verlust des Händlers auf 1.050 €.
Synthetische Optionen können aus einer Reihe von Gründen eingesetzt werden. In Aktien zu investieren bietet alleine schon viele Möglichkeiten, um ein diversifiziertes Portfolio aufzubauen. Eine Strategie, die von vielen erfahrenen Anlegern zusammen mit synthetischen Aktien genutzt wird, ist das Investieren in antizyklische Aktien. Diese gelten als besonders widerstandsfähig in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, da sie in Branchen tätig sind, die weniger konjunkturabhängig sind. Ein Grund, warum ein Anleger eine synthetische Position eingeht, ist die Änderung einer bereits bestehenden Position, wenn sich die Erwartungen ändern. Eine Position kann geändert werden, ohne die bereits bestehende Position zu schließen. Wenn Sie beispielsweise bereits eine Long-Position in einer Aktie halten und sich Sorgen um das Abwärtsrisiko machen, können Sie eine synthetische Call-Option eingehen, indem Sie eine Put-Option kaufen.
Synthetische ETFs haben zwar den gleichen Namen, funktionieren aber nach einem ganz anderen Prinzip. Die Vor- und Nachteile der Index Replikationsmethoden von physischen vs. synthetischen ETFs erfahren Sie hier.
Synthetische Optionen, wie sie beispielsweise in Kombination mit Aktien genutzt werden, spielen eine wichtige Rolle im Risikomanagement. Durch die synthetische Kaufoption können Sie weiterhin an der zugrunde liegenden Aktie festhalten, wenn man z. B. vertraglich die Aktie noch für einen bestimmten Zeitraum halten muss. Dies kann wichtig sein, wenn es andere Überlegungen gibt, wie z. B. die Notwendigkeit, eine Beteiligung an dem Unternehmen zu halten, da man Mitarbeiter ist oder die Stimmrechte weiterhin nutzen möchte. Wer dagegen eine stabilere Rendite anstrebt, kann auf sichere Aktien setzen, die typischerweise von großen, etablierten Unternehmen ausgegeben werden und als relativ risikoarm gelten.
Synthetische Positionen reduzieren zudem die Anzahl der Transaktionen. Anstatt eine Aktie zu verkaufen und anschließend eine Call-Option zu kaufen, kann der Anleger durch den Erwerb einer Put-Option die gleiche Risikostruktur erreichen – und das mit nur einer Transaktion. So kann die synthetische Methode effizienter sein und Transaktionskosten sparen.
Thomas Breithaupt
Redakteur
Mit einer Leidenschaft für Technik- und Finanzthemen war der Schritt vom Physikstudium zum Wirtschaftsjournalismus vorprogrammiert. Das analytische Denkvermögen hilft, sachlich zu berichten und neben der Entwicklung von Software eine fundierte Berichterstattung zu erstellen. Zwischen den Recherchen hilft Sport dabei, einen klaren Kopf zu bewahren und hält fit für den Surfurlaub.
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