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High Yield Anleihen - Chancen und Risiken von Hochzinsaleihen

Autor: · Zuletzt aktualisiert: 09.09.24

Börse/Aktien · 6 Min. Lesedauer

High Yield Anleihen - Chancen und Risiken von Hochzinsaleihen - Titelbild

High Yield Anleihen bieten attraktive Renditen, bergen aber signifikante Risiken und eignen sich daher für risikobewusste Investoren. Emittenten werden von Rating-Agenturen danach beurteilt, wie gut sie in der Lage sind, Zinsen und Kapital zurückzuzahlen. Die Grenze ist das sogenannte Investment Grade. In alles, was darüber liegt, kann investiert werden und was darunter liegt, hat ein zu hohes Risiko. Daher zahlen Anleihen unterhalb des Investment Grades eine überdurchschnittliche Rendite - Hochzinsanleihen oder High Yield Anleihen. Es gibt aber auch Unternehmensanleihen ohne eine Bewertung, sodass sich Investoren selbst ein Bild über das Risiko der High Yield Anleihe machen müssen.

 

Das Wichtigste zu High Yield Anleihen in Kürze:

 

  • Zinsniveau: Hohe Zinsen, in der Regel 3-4 % über dem Durchschnitt, als Ausgleich für das höhere Risiko.
  • Rating: Bonitätseinstufung unterhalb von Investment-Grade (BBB bei S&P, Baa bei Moody’s), daher spekulativer Charakter.
  • Kursschwankungen: Anleihekurs kann während der Laufzeit stärker schwanken als bei anderen Anleihen.
  • Zinsanstiege: Steigende Zinsen führen zu Kursverlusten.
  • Herabstufung: Rating-Herabstufungen senken den Anleihekurs.
  • Call-Risiko: Emittenten können Anleihen vorzeitig zurückzahlen, weniger Zinsen.
  • Liquiditätsrisiko: Geringe Liquidität kann zu Verlusten führen.
  • Zahlungsausfall: Risiko von Zins- oder Totalausfall der Anleihe.
  • Vorteil: Hohe Zinsen und feste Rückzahlung am Fälligkeitsdatum.
  • Anleihen ohne Bewertung: Höheres Risiko, aber potenziell auch bessere Chancen.
  • Vergleich mit Aktien: Ähnliche Renditen, aber weniger Volatilität als Aktienmärkte.
Was sind High Yield Anleihen?

Für High Yield Anleihen (Hochzinsanleihen) gilt ein Zinsniveau von mindestens 3-4 % über dem Schnitt, das in der Regel für das höhere Risiko ausgezahlt wird.

High Yield Anleihen einfach erklärt

 

High Yield Anleihen, auch als Junkbonds, Non-Investment-Grade-Anleihen oder auf Deutsch als Hochzinsanleihen bezeichnet, sind Anleihen mit einer niedrigeren Bonitätseinstufung, typischerweise unterhalb des Investment-Grade (Rating unter BBB bei S&P und unter Baa bei Moody's). Für das höhere Risiko erhalten Anleger einen höheren Zinssatz, der in der Regel bei 3 bis 4 % über dem von Anleihen mit guter Einstufung (Rating über AA) liegt. 

 

Es gibt aber auch Unternehmensanleihen ohne Bewertung, sodass Investoren sich selbst ein Bild machen müssen. In diesem Bereich gibt es oftmals High Yield Anleihen, deren Risiko nicht so hoch ist, wie bei typischen High Yield Anleihen. Gründe für Anleihen ohne Bewertung sind Kostenersparnis, keine Notwendigkeit, begrenzte Zielgruppe oder Geheimhaltung.

 

Während die potenziellen Renditen von High Yield Anleihen attraktiv erscheinen, sollten Investoren diese mit Vorsicht und einem Bewusstsein für die damit verbundenen Risiken angehen. Neben dem erhöhten Kreditrisiko birgt diese Anlageform auch zusätzliche Risiken:

 

  • Kursschwankungen: Während der Laufzeit kann der Anleihekurs schwanken und zu Verlusten führen.
  • Zinsanstiege: Steigende Zinsen führen zu Kursverlusten bei bestehenden Anleihen.
  • Zinsausfall: Der Emittent kann Zinszahlungen aussetzen, insbesondere bei finanziellen Schwierigkeiten.
  • Rating-Herabstufung: Eine Herabstufung des Emittenten-Ratings kann den Anleihekurs senken.
  • Kündigungsrisiko (Call-Risiko): Der Emittent kann die Anleihe vorzeitig zurückzahlen, was zu Reinvestitionsrisiken führt.
  • Währungs- und Inflationsrisiko: Wechselkursschwankungen und Inflation verringern den realen Wert der Zinszahlungen.
  • Liquiditätsrisiko: Mangelnde Liquidität am Markt erschwert den Verkauf ohne große Preisabschläge.
  • Zahlungsausfall: Der Emittent kann Zinszahlungen oder die Rückzahlung des Kapitals nicht leisten.

 

Der Vorteil von High Yield Anleihen ist, dass Anleger am Fälligkeitsdatum nach Ende der Laufzeit die Investition vollständig zurückgezahlt bekommen. Damit bleibt nur noch das Risiko vom Zahlungsausfall, wenn der Emittent falsch kalkuliert und die Anleihe nicht zurückzahlen kann. Daher verkaufen viele Investoren vorzeitig an der Börse, sodass der Kurs fällt.

Rating – Wann eine Anleihe High Yield ist

 

Rating-Agenturen bewerten Emittenten von Anleihen und vergeben Ratings. Die Emittenten werden nach ihrer Fähigkeit bewertet, Zinsen und Kapital planmäßig zu zahlen. Emittenten, bei denen ein höheres Risiko besteht, dass sie mit der Zins- oder Kapitalrückzahlung in Verzug geraten, werden mit einem Rating unterhalb von Investment Grade eingestuft. Diese Emittenten müssen daher höhere Kupons zahlen, um Anleger für den Kauf ihrer Anleihen zu gewinnen.

 

In der Tabelle sind die Bewertungen von Investment Grade (höchste Qualität) bis unter Investment Grade (spekulativ und ausfallgefährdet) aufgeführt. In separaten Spalten sind die Einstufungen der Rating-Agenturen von Moody's, Standard & Poor's (S&P) und Fitch von Aaa bis D aufgeführt.

 

S&P / Fitch Moody's Beschreibung
AAA Aaa Höchste Bonität, äußerst geringe Ausfallwahrscheinlichkeit.
AA+ Aa1 Sehr hohe Bonität, sehr geringe Ausfallwahrscheinlichkeit.
AA Aa2 Hohe Bonität, geringe Ausfallwahrscheinlichkeit.
AA- Aa3 Hohe Bonität, aber etwas anfälliger für langfristige Risiken.
A+ A1 Guter Schutz vor Kreditrisiken, jedoch etwas empfindlicher gegenüber Marktbedingungen.
A A2 Angemessene Bonität, jedoch anfälliger für wirtschaftliche Veränderungen.
A- A3 Angemessene Fähigkeit zur Schuldentilgung, aber größere Empfindlichkeit für Änderungen im wirtschaftlichen Umfeld.
BBB+ Baa1 Solide Bonität, aber Anfälligkeit gegenüber wirtschaftlichen Bedingungen.
BBB Baa2 Moderat solide Bonität, noch Investment Grade, aber risikoreicher als höhere Einstufungen.
BBB- Baa3 Letztes Rating im Investment-Grade-Bereich erhöhte Empfindlichkeit für negative Entwicklungen.
BB+ Ba1 Beginn des Non-Investment-Grades, spekulativer Charakter mit größerem Ausfallrisiko.
BB Ba2 Spekulative Anlagen, Anfälligkeit für wirtschaftliche Abschwünge.
BB- Ba3 Spekulativ, stark erhöhtes Risiko.
B+ B1 Sehr spekulativ, deutliche Anfälligkeit gegenüber Marktveränderungen.
B B2 Hohe Ausfallgefahr, Unternehmen sind oft finanziell instabil.
B- B3 Noch höheres Risiko, möglicherweise nahe an Zahlungsschwierigkeiten.
CCC+ Caa1 Unternehmen befinden sich in sehr schlechten finanziellen Verhältnissen, hohes Ausfallrisiko.
CCC Caa2 Äußerst spekulativ, sehr hohes Risiko eines Zahlungsausfalls.
CCC- Caa3 Nah an Zahlungsausfall, sehr schlechtes Rating.
CC Ca Unternehmen befinden sich in oder kurz vor Insolvenz.
C C Insolvenz nahe, keine Rückzahlung erwartet.
D D Zahlungsausfall ist eingetreten, keine Rückzahlung möglich.

 

Während die Kreditratings der Agenturen den Markt für hochverzinsliche Anleihen bestimmen und viele Anleger sich bei ihren Portfoliorichtlinien auf diese Ratings verlassen, können Anleger auch eine unabhängige Kreditanalyse der Fundamentaldaten des Unternehmens und anderer Faktoren durchführen, um ihre eigenen Schlussfolgerungen über das Ausfallrisiko eines Wertpapiers zu ziehen.

Warum geben Unternehmen Anleihen aus?


Der Hauptgrund für Unternehmen ist die Kapitalbeschaffung durch Anleihen. Es kann aber verschiedene Gründe geben, warum oder wofür das Kapital benötigt wird und durch Anleihen beschafft wird. Während in den 80ern der häufigste Grund noch Übernahmen waren, hat sich der Anleihen-Markt heute weiterentwickelt. Besonders bei High Yield Anleihen ist der Grund, warum ein Unternehmen die Anleihen ausgibt, von Bedeutung für die Bewertung.

  1. Niedrige Bonität: Unternehmen mit geringer Bonität, oft in finanzieller Not oder in der Wachstumsphase, haben häufig keinen Zugang zu günstigeren Krediten oder Investment-Grade-Anleihen. High Yield Anleihen sind eine Möglichkeit, dennoch Kapital aufzunehmen.
  2. Flexibilität bei der Finanzierung: Größere Projekte oder Übernahmen, für die Eigenkapitalbeschaffung schwieriger oder teurer wäre, können mit Kapital aus Anleihen finanziert werden. Vermeidung von Eigenkapitalverwässerung:
    Anstatt neue Aktien auszugeben und die Anteile bestehender Aktionäre zu verwässern, können Unternehmen Anleihen als eine Alternative wählen, um frisches Kapital zu beschaffen, ohne direkt Eigenkapital aufzugeben.
  3. Schneller Kapitalzugang: High Yield Anleihen bieten Unternehmen, die schnell Kapital benötigen, eine Möglichkeit, kurzfristig größere Summen zu leihen, obwohl dies mit höheren Kosten verbunden ist.

Rendite und Risiko von High Yield Anleihen


High Yield Anleihen bieten im Vergleich zu Investment Grade Anleihen (weniger Risiko) deutlich höhere Renditen, oft im Bereich von 4 % bis 10 % oder mehr, abhängig von der Bonität des Emittenten, der Laufzeit und den aktuellen Marktbedingungen. Die Zinsen liegen dabei etwa 4 bis 8 % höher als der Leitzins.

 

Dagegen schwankte im Jahr 2023 die Ausfallquote für hochverzinsliche (spekulative) Unternehmensanleihen je nach Quelle und Marktbedingungen zwischen 3 % und 5 % (creditbenchmark, Guggenheim). Die Ausfallquote lag zum Jahresende bei 4,2 % bis 4,5 %, wobei Prognosen einen Anstieg auf etwa 5 % bis 5,5 % im Jahr 2024 aufgrund von wirtschaftlichem Gegenwind wie steigenden Zinssätzen und Konjunkturabschwächung nahelegen.

 

Während Rezessionen oder Wirtschaftskrisen wie 2008-2009 können die Ausfallraten auf 20 % oder mehr ansteigen, aber die jüngsten Daten deuten auf einen moderateren Bereich im aktuellen Zyklus hin.

 

Hochzinsanleihen haben in der Regel feste Zinszahlungen (Kupons), und die Unternehmen, die diese Anleihen ausgeben, haben in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs oft zu kämpfen. Viele Emittenten waren jedoch in der Lage, ihre Schulden trotz höherer Zinssätze im letzten Jahr zu bedienen, da der Refinanzierungsbedarf im Jahr 2023 gering war. Das bedeutet, dass die tatsächlichen Zinsausfälle im Vergleich zu früheren Abschwüngen relativ gering blieben, obwohl steigende Zinsen im Jahr 2024 den Druck auf die Emittenten weiter erhöhen könnten.

ETFs für High Yield Anleihen

 

High Yield Anleihen ETFs (Exchange Traded Funds) sind Investmentfonds, die in ein breites Portfolio von Unternehmensanleihen mit hohen Zinsen investieren. ETFs bieten eine einfache Möglichkeit, in High Yield Anleihen zu investieren, da sie eine breite Streuung bieten und an der Börse leicht handelbar sind. Sie eignen sich für Investoren, die nach einer höheren Rendite suchen, dabei jedoch das höhere Risiko und die Volatilität in Kauf nehmen.

 

Mehr zu dem Thema können sie hier nachlesen: Anleihen ETFs oder Anleihen sinnvoll?

 

Im Gegensatz zu einzelnen Anleihen wird das Risiko von Zahlungsausfällen weiter gestreut und die Rendite dafür etwas geschmälert, im Vergleich zu einzelnen Unternehmensanleihen innerhalb dieses ETFs. Hier ist eine Tabelle mit ETFs für High Yield Anleihen, guter Performance, sortiert nach dem Fondsvolumen. Die kleineren ETFs wurden aufgrund ihrer guten Performance in den letzten 5 Jahren ausgewählt.

 

Name WKN

Fonds-

volumen (Mio.)

Ausschüttungs-

rendite (%)

1Y % 3Y % 5Y %
iShares EUR High Yield Corporate Bond UCITS ETF EUR (Dist) A1C3NE 5.176 6,01 +9,29 +4,06 +10,17
iShares EUR High Yield Corporate Bond ESG UCITS ETF EUR (Acc) A2PNZM 2.317 - +10,52 +2,10 -
iShares USD High Yield Corporate Bond UCITS ETF USD (Dist) A1H5UN 2.821 6,10 +8,38 +13,37 +18,07
iShares EUR High Yield Corporate Bond UCITS ETF EUR (Acc) A2DUCZ 1.086 - +9,30 +4,16 +10,13
iShares Broad USD High Yield Corporate Bond UCITS ETF USD (Dist) A2JMGF 765 7,78 +9,82 - -
iShares Fallen Angels High Yield Corporate Bond UCITS ETF A2AFCX 315 5,58 +8,85 +6,00 +25,51
PIMCO US Short-Term High Yield Corporate Bond Index UCITS ETF Dist A1JU1K 276 7,42 +8,19 +20,63 +23,51
VanEck Global Fallen Angel High Yield Bond UCITS ETF A2JEMG 59 - +10,48 +8,30 +26,35

Wann lohnen sich High Yield Anleihen?

 

High Yield Anleihen können eine attraktive Ergänzung in einem diversifizierten Portfolio sein, insbesondere für Investoren, die auf der Suche nach höheren Renditen sind, ohne die erhöhte Volatilität des Aktienmarktes in Kauf zu nehmen. Im Vergleich zu Aktien bieten High Yield Anleihen oft stabilere Zinszahlungen, wodurch sie in Niedrigzinsphasen eine interessante Alternative darstellen. Durch ihre geringere Korrelation zu Staatsanleihen, wie beispielsweise Staatsanleihen aus Italien oder der Staatsanleihen Schweiz, und ihre relative Unempfindlichkeit gegenüber Zinsänderungen können sie zur Reduktion des Zinsrisikos beitragen.

 

Eine Unternehmensanleihe wie die NEON EQUITY AG Unternehmensanleihe, die mit einem Zinssatz von 10 % eine hohe Rendite bietet, zeigt wie attraktiv dieser Markt gerade ist. Neben gewöhnlichen Anleihen gibt es weitere Optionen mit mehr Rechte für die Anleger. Eine besondere Form von Unternehmensanleihen, sogenannte Wandelschuldverschreibungen, bieten die Möglichkeit, die Unternehmensanleihe in Aktien umzuwandeln. Für Großinvestoren können Namensschuldverschreibungen interessant sein, wobei diese meistens nur von staatlichen Stellen ausgegeben werden.

 

Darüber hinaus wächst der Markt für Green Bonds, der bereits die Marke von 2 Billionen USD überschritten hat, was zeigt, dass Anleger zunehmend auch in nachhaltige Anleihen investieren, um neben Renditen auch positive ökologische Effekte zu erzielen. Für Investoren, die mehr Stabilität bevorzugen, könnten allerdings klassische Anleihen ETFs oder Staatsanleihen die bessere Wahl sein, während High Yield Anleihen eher für Anleger mit einer höheren Risikobereitschaft und einem langfristigen Horizont geeignet sind.

 

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