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Staatsanleihen aus Italien für ein ausbalanciertes Portfolio

Autor: Heino Zießnitz · Zuletzt aktualisiert: 09.09.24

Börse/Aktien · 8 Min. Lesedauer

Staatsanleihen aus Italien für ein ausbalanciertes Portfolio - Titelbild

Eine Neugewichtung des Portfolios ist ein Prozess, um die Vermögenswerte wie Staatsanleihen neu zu balancieren, damit die Schwankungen des gesamten Portfolios weniger anfällig für Wertverluste sind. Selbst mit einer festgelegten Anlagestrategie sollte von Zeit zu Zeit die ursprünglich zugewiesenen Vermögenswerte neu gewichtet werden, um die finanziellen Ziele zu erreichen und ungleichmäßiges Wachstum auszugleichen. Wächst das Kapital des Portfolios weit genug an, wechselt man in eine risikoärmere Kombination aus Finalprodukten.

 

Was ist die Rolle von Staatsanleihen in Portfolios?

Die wichtigste Rolle ist die Risikodiversifikation, aber auch um Erträge zu erzielen und zur Absicherung gegen Konjunkturschwächen zum Kapitalerhalt. Die Rolle wird wichtiger, mit dem Alter des Anlegers und der Größe des Portfolios.

Staatsanleihen in ein Portfolio einbauen

 

Anleiheportfolios stehen in der Regel hinter Aktienportfolios zurück, wenn es um ihre Popularität geht. Sie spielen zwar eine wichtige Rolle in der allgemeinen Vermögensallokation, aber Anleihen bekommen nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie ihre viel dynamischeren Vettern auf Aktienbasis. Sie werden oft erst im Nachhinein in ein Portfolio eingebaut oder bleiben jahrelang unangetastet, um Erträge zu generieren und um die anderen Vermögenswerte abzusichern. In einem ausbalancierten Portfolio sollten Anleihen und Staatsanleihen nicht fehlen, denn sie stellen eine Mischform dar, welche die Risiko- und Ertragseigenschaften von Aktien und Bargeld teilt und vermischt.

 

Richtig zusammengestellte Anleiheportfolios können Erträge und Gesamtrenditen liefern, andere Anlageklassen diversifizieren und so riskant oder sicher sein, wie der Planer es wünscht. Bei größeren Kapitalbeträgen legt man Prozentsätze fest, um das Kapital auf verschiedene Anlageklassen aufzuteilen. Staatsanleihen sind für viele Asset-Manager ein essenzielles Mittel zur Risikodiversifikation. Die wichtigsten Anlageklassen für ein Portfolio sind:

 

Was sind Staatsanleihen?

Staatsanleihen sind festverzinsliche Wertpapiere, das bedeutet man bekommt über die Laufzeit den festgelegten Zinssatz und am Ende das Geld wieder. Der Preis an der Börse ändert sich mit dem aktuellen Zinssatz.

Portfolio ausbalancieren mit Staatsanleihen

 

Marktschwankungen und die Art Ihrer Anlagen können dazu führen, dass Ihr Portfolio aus dem Gleichgewicht gerät. Daher investiert man in verschiedene Anlageklassen, sodass im Idealfall eine Antikorrelation zwischen den Anlagen in bestimmten Situation entsteht. Ein klassisches Beispiel ist Gold und Geld. Steigt die Inflation (Geld verliert an Wert), dann steigt der Goldpreis und das gesamte Portfolio verliert weniger an Wert, als wenn man nur eine der beiden Anlageklassen hätte.

 

Staatsanleihen stellen als festverzinsliche Wertpapiere eine Risikoabsicherung dar. Der Staat oder Herausgeber der Anleihe birgt dafür, dass der Betrag zu 100 % am Ende der Laufzeit ausbezahlt wird. Daher ist das Risiko für Anleihen von Deutschland, Italien, USA usw. sehr gering, das Geld am Ende der Laufzeit nicht ausbezahlt zu bekommen. Der Wertverlust kann nur durch Inflation entstehen. Kauft man jetzt eine Staatsanleihe für 1.000 €, bekommt man z.B. nach 10 Jahren 1.000 € wieder und hat über die Zeit 2,5 % Zinsen ausbezahle bekommen. Wenn die Inflation im Schnitt bei 2 % über diese 10 Jahre lag, hat man damit 0,5 % Gewinn pro Jahr gemacht. Aber genauso könnte man auch Geld verlieren über die Laufzeit.

 

Da Staatsanleihen an der Börse gehandelt werden können, passt sich der Preis an den Zinssatz an. Kommt eine neue Staatsanleihe auf den Markt mit einem besseren Zinssatz, verkaufen viele Investoren ihre Staatsanleihe und kaufen sich die neue, mit besseren Zinsen. Der Preis an der Börse fällt dadurch entsprechend und kann sogar unter dem Wert liegen, den man am Ende der Laufzeit wieder bekommt. Der Preis einer Staatsanleihe kann also auch steigen, wenn der Zinssatz wieder fällt. Dann wird die Staatsanleihe mit gutem Zinssatz auf einmal beliebter und entsprechend wertvoller. Der Wert einer Staatsanleihe geht also über den Zinssatz und Kaufpreis hinaus und kann so ein Portfolio zusätzlich ausbalancieren.

Staatsanleihen aus Italien

 

Wie die meisten Staaten gibt auch Italien Staatsanleihen aus. Am 9. Juni 2022 gab die Europäische Zentralbank (EZB) bekannt, dass sie beabsichtigt, ihr Anleihekaufprogramm zu beenden und im Juli eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte vorzunehmen. Seit dem hat es noch weitere Zinserhöhungen gegeben, wodurch einige Staaten Probleme bekommen ihre Schulden zu tilgen, da neues Geld von der EZB teurer geworden ist, sind Staatsanleihen ein attraktives Instrument.

 

Die sogenannten PIIGS Staaten, Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien nehmen dabei eine besondere Rolle in Europa ein, da diese an der Außengrenze von Westeuropa liegen. Die Zinserhöhungen veranlasste die Märkte, ihre ohnehin schon hohen Erwartungen an eine Straffung der Geldpolitik drastisch zu revidieren, und beschleunigte die Ausweitung der Renditen und Spreads von Staatsanleihen des Euroraums weiter. Derzeit liegt die Verschuldung Italiens bei ca. 150 % des Bruttoinlandsprodukts, während es vor einem Jahrzehnt „nur“ 127 % waren. Nur die Verschuldung Griechenlands ist noch weiter gestiegen, von 162 % des BIP im Jahr 2012 auf 185 % im vergangenen Jahr.

 

Die PIIGS Staaten, vor allem aber Italien und Griechenland setzten daher viel mehr auf Staatsanleihen als andere europäische Länder. Da Griechenland deutlich stärker angeschlagenen ist als Italien, sind die Staatsanleihen von Italien interessanter. Dennoch hat die EU den Vorteil, dass ein Staat nie alleine gelassen wird, solange die anderen Staaten noch Unterstützung leisten können. Griechenland hat zuletzt gezeigt, wie die EU, allen voran Deutschland, die anderen EU-Mitglieder unterstützt, um den Euro zu retten. Daher bieten Staatsanleihen aus Italien eine gute Rendite bei geringem Risiko – dennoch bieten Staatsanleihen aus der Schweiz eine sicherere Rendite als die Staatsanleihen aus Italien, dafür aber deutlich weniger Zinsen.

 

 

Staatsanleihen Italien
Laufzeit Zinsen/ Rendite
1 Monat 2,8 %
1 Jahr

3,5 %

3 Jahre 3,6 %
5 Jahre 3,8 %
7 Jahre 4,0 %
10 Jahre 4,3 %
20 Jahre 4,7 %
30 Jahre 4,5 %

 

Verschuldung von Italien – Staatsbankrott?

 

Italien war in den letzten Jahren häufig in den Schlagzeilen wegen Regierungskrisen und Korruption – dazu bedroht dieses Jahr eine Wasserkrise den Tourismus am Gardasee und die Landwirtschaft in ganz Italien. Die Verschuldung in Italien ist bis zur Finanzkrise in 2008 gefallen auf fast 100 % des BIP. Von diesem Zeitpunkt an, hat die Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP fast durchgehend zugenommen, bis auf 155 % im Jahr 2020 und 147 % im Jahr 2022. Die Zinsen der Staatsanleihen aus Italien sind zuletzt seit Januar 2022 angestiegen, von 1 % für 10-jährige Staatsanleihen auf jetzt ca. 4,4 % Zinsen.

 

Das Problem mit den hohen Schulden ist immer eine mögliche Zahlungsunfähigkeit. Eine Schuldenkrise bedeutet für einen Staat, dass er die Zinsen auf die Kredite nicht mehr bezahlen kann, was auch als Staatsbankrott bezeichnet wird. Die Schulden von Italien sind mit 2,88 Billionen Euro sogar höher als die Staatsschulden von Deutschland, die nur 2,53 Billionen Euro betragen, und das, obwohl das BIP von Deutschland deutlich höher ist.

 

Die hohen Zinsen der Staatsanleihen aus Italien bedeuten eine starke Mehrbelastung für den Staat. Nach Berechnungen der DZ Bank, dass Italien einen Primärüberschuss (Primärsaldo) von 1 % benötigt, um den Anstieg der Schuldenquote zu verhindern. Damit die Schulden nicht weiter steigen, indem die alten Schulden mit neuen Schulden bezahlt werden, muss der aktuelle negative Primärsaldo durch diverse Sparmaßnahmen oder ein massives BIP-Wachstum auf mindestens 1 % ansteigen. Die Vorhersagen gehen von diesem Erfolg aus, womit die Staatsverschuldung bis 2027 auf ca. 142 % abfallen würde und Italien die Staatsanleihen mit 4,2 % bedient.

Italien hat höhere Staatsschulden als Deutschland bei einem halb so hohem BIP
Italien hat höhere Staatsschulden als Deutschland bei einem halb so hohem BIP

EZB unterstützt Staatsanleihen aus Italien

 

EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel erklärte im letzten Jahr, dass das Engagement der Europäischen Zentralbank für die Verteidigung des Euro "keine Grenzen" kenne. Sie fügte hinzu, dass die Bank ein neues Instrument zur Bekämpfung der Fragmentierung entwickeln werde, um die jüngste Talfahrt auf den südeuropäischen Anleihemärkten einzudämmen. Die EZB hat insgesamt Nettoankäufe von Staatsanleihen aus Italien, Spanien, Portugal und Griechenland von 17,3 Milliarden Euro getätigt, wovon allein 9,8 Milliarden Euro auf den Kauf italienischer Staatsanleihen fiel.

 

Das hat ein klares Signal gesetzt, dass die EZB schnell handelt, um die Staaten während der Pandemie mit dem PEPP Programm zu unterstützen. Mit dem TPI (Transmission Protection Instrument) hat die EZB ein Programm geschaffen, mit dem quasi unbegrenzt Staatsanleihen von hoch verschuldeten Staaten gekauft werden dürfen, die noch eine Laufzeit zwischen 1 und 10 Jahren haben. Das Ziel von TPI ist es, unterschiedliche Zinsen zwischen den Staatsanleihen der EU-Mitglieder zu verhindern. Der EZB-Rat darf entscheiden, wann der Spread zu groß ist und das Kriseninstrument eingesetzt wird.

 

Zu Anfang hat das Programm gut funktioniert, jedoch ist im letzten Jahr ein gewaltiger Spread zwischen den italienischen Staatsanleihen und anderen Staaten wie z.B. Deutschland entstanden. Die EZB muss dabei entscheiden, wie viel zu viel ist, da die Staaten zu viel Großzügigkeit als Freifahrtschein sehen. Die Staatsausgaben können sich nicht ändern, wenn es keinen wirklichen Grund dazu gibt, da das Geld der anderen Staaten durch die EZB wieder zur Rettung kommt. Deutschland hat bereits Klagen gegen das TPI angedroht, denn die EZB hat bereits über ein Drittel der italienischen Schulden durch die EZB aufgekauft und verhindert so unnötige Spekulationen auf Italiens Zukunft. Die hohe Inflation kommt den Schulden in Italien und Griechenland zugute.

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Heino Zießnitz

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