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Autor: Felix Wolf · Zuletzt aktualisiert: 10.05.24
Wirtschaft Finanzen · 6 Min. Lesedauer
Bundesschatzbriefe waren Anleihen (Stufenzinsanleihen), die von der Bundesrepublik Deutschland bis Dezember 2012 ausgestellt wurden. Da die Laufzeiten 6 bis 7 Jahre betrugen, sind mittlerweile auch alle Bundesschatzbriefausgaben fällig geworden und getilgt. Das Programm wurde aus Kostengründen eingestellt, sodass es als weitere Bundeswertpapiere von Deutschland nur noch Bundesanleihen, Bundesobligationen, Schatzanweisungen und inflationsindexierte Bundeswertpapiere gibt.
Bundesschatzbriefe wurden bis Dezember 2012 von Deutschland als Stufenzinsanleihe von Typ A (6 Jahre - ausschüttend) und Typ B (7 Jahre - thesaurierend) ausgestellt.
Nein, der letzte Bundesschatzbrief wurde 2012 ausgegeben und ist somit im September 2019 ausgelaufen.
Bundesschatzbriefe sind Staatsanleihen, genauer genommen Stufenzinsanleihen, die 1969 eingeführt und bis Ende 2012 vom Deutschen Bund in zwei Versionen Typ A und B emittiert wurden. Ursprünglich wurden Bundesschatzbriefe zur Vermögensbildung der Bevölkerung eingeführt, mit der höchsten Zinszahlung der Geschichte von 10,74 % am Ende der Laufzeit in der Ausgabe von Oktober 1981. Dagegen lag der Leitzins in den 80ern während der 2. Ölkrise zwischen 10 und 20 %. Im Gegensatz dazu lagen die Zinsen der letzten Bundesschatzbrief-Ausgabe nur noch bei 0,68 % über die gesamte Laufzeit von sieben Jahren. Wegen zu geringer Nachfrage und dadurch hohen Kosten wurden Bundesschatzbriefe eingestellt.
Anleihetyp | Typ A | Typ B |
---|---|---|
Laufzeit | 6 Jahre | 7 Jahre |
Zinsen | ausschüttend: fixe jährliche Zinszahlung | thesaurierend - Zinsansammlung |
Stufenmodell | jährlicher Anstieg der Rendite | jährlicher Anstieg von Nominalzinssatz + Rendite |
Rückzahlung | Nennwert | Nennwert + Zinsen |
Kursrisiko | - | - |
Liquiditätsrisiko | - | - |
Emittent | Bundesrepublik Deutschland | Bundesrepublik Deutschland |
Emittentenrisiko | sehr gering | sehr gering |
Verwahrung | Finanzagentur des Bundes oder Bank | Finanzagentur des Bundes oder Bank |
laufende Kosten | keine bei Finanzagentur des Bundes | keine bei Finanzagentur des Bundes |
Übertragbarkeit | Ja, an erwerbsberechtigte Dritte, nicht an der Börse. | Ja, an erwerbsberechtigte Dritte, nicht an der Börse. |
Rückgabe | nach Ablauf des ersten Laufzeitjahres im Rhythmus von 30 Zinstagen in Höhe von 5.000 Euro pro Gläubiger möglich | nach Ablauf des ersten Laufzeitjahres im Rhythmus von 30 Zinstagen in Höhe von 5.000 Euro pro Gläubiger möglich |
Bundesschatzbriefe sind besondere Schuldverschreibungen mit einem stufenartigen Anstieg der Zinsen und werden daher als Stufenzinsanleihen bezeichnet. Der Zinssatz steig mit jedem Jahr weiter an, damit Anleger die Bundesschatzbriefe bis zum Ende der Laufzeit halten. Bei Bundesschatzbriefen Typ A wurde der Zinssatz jährlich ausgezahlt (ausschüttend), während Bundesschatzbriefe Typ B die gesamten Zinseszinsen bei der Rückzahlung ausbezahlt hat (thesaurierend). Dazu wurden die Zinsen unterschiedlich berechnet. Während bei Typ B schon bei dem Kauf feststeht, wie viel man am Ende ausgezahlt bekommt, wird bei Typ A eine Kombination aus fester Zinszahlung und dem Durchschnitt der bisherigen Zinsen berechnet wird. Die Finanzagentur des Bundes gibt dazu folgendes Beispiel:
Laufzeitjahr | Nominalzinssatz | Rendite |
---|---|---|
1 | 0,75 % | 0,75 % |
2 | 1,00 % | 0,87 % |
3 | 1,50 % | 1,08 % |
4 | 2,00 % | 1,31 % |
5 | 2,25 % | 1,49 % |
6 | 2,75 % | 1,69 % |
Die Bundesrepublik Deutschland stellt eine Reihe von Bundeswertpapieren aus, obwohl die Bundesschatzbriefe bereits eingestellt wurden. Die Laufzeiten alternativer Bundeswertpapiere reichen von 12 Monaten bis zu 30 Jahren und haben meistens eine höhere Rendite, je kürzer die Laufzeit ist. Neben allgemeinen, konventionellen Bundeswertpapieren, gibt es auch grüne Bundeswertpapiere für nachhaltige Projekte. Im Vergleich zu anderen Staatsanleihen gehören die deutschen Bundesanleihen (Bund) zu den sichersten Staatsanleihen auf der Welt, da das Land über eine reiche Wirtschaft verfügt. Für Staatsanleihen aus der Schweiz zählt das gleiche Argument, wodurch es meistens ähnlich Zinsen gibt. Wer etwas mehr Rendite möchte, kann sich z.B. bei Staatsanleihen aus Italien umschauen oder weiteren europäischen Ländern, die als EU-Mitglied durch die Zahlungsfähigkeit der EU gut abgesichert sind.
Bundesanleihen oder andere Bundeswertpapiere sind kein direkter Nachfolger von Bundesschatzbriefen, da es diese schon vor der Einstellung im Jahr 2013 gab. Dagegen können Bundesanleihen und weitere Bundeswertpapiere an der Börse gehandelt werden und verfügen über einen sehr viel breiteres Angebot für Anleger. Das Kaufargument von Bundesanleihen ist aber das Gleiche wie für Bundesschatzbriefe. Für Privatanleger ist der Kauf eine äußerst sichere Rendite, im Vergleich zu anderen Produkten auf dem Finanzmarkt. Unverzinsliche Schatzanweisungen sind eine Besonderheit, da diese keine direkten Zinsen auszahlen und stattdessen unter dem Rückkaufwert ausgegeben werden. Die Rendite entsteht also aus dem Preisunterschied. Die Deutsche Bundesrepublik hat die folgenden Anlageprodukte auf dem Markt:
Kennzahl | Bund | Bobl | Schatz | ILB | Bubill |
---|---|---|---|---|---|
Durchschnittliche Zinsen | Variabel | Fest | Niedrig | Inflationsindexiert | Variabel |
Laufzeit | Langfristig (bis zu 30 Jahre) | Mittelfristig (5-10 Jahre) | Kurzfristig (unter 1 Jahr) | Langfristig (bis zu 30 Jahre) | Kurzfristig (unter 1 Jahr) |
Handelbarkeit | Sekundärmarkt | Sekundärmarkt | Primärmarkt | Sekundärmarkt | Sekundärmarkt |
Übertragbarkeit | Ja | Ja | Eingeschränkt | Ja | Ja |
Rückgabeoption | Ja, bis zur Fälligkeit | Ja, bis zur Fälligkeit | Ja, bis zur Fälligkeit | Ja, vorzeitig möglich | Ja, vorzeitig möglich |
Primärmarkt - Direktverkauf durch den Staat
Sekundärmarkt - Börse, OTC (Over-the-Counter), Broker
Unter den aktuellen Bundeswertpapieren finden sich eine Reihe von Angeboten mit unterschiedlichen Laufzeiten, Zinsen und Fälligkeiten. Dadurch sind permanent etwa 80 Bundeswertpapiere in Umlauf, für eine "nahezu vollständige nominale Renditekurve", wie es die Finanzagentur des Bundes schreibt. Die kurzfristigen Anleihen haben immer einen höheren Zins-Kupon als längere Laufzeiten. Es gibt jedoch auf dem Sekundärmarkt auch Staatsanleihen mit höheren Zinszahlungen, sodass sich der Preis an Börsen anpasst, wenn sich der aktuelle Leitzins ändert.
Wertpapier | Zins Kupon | Laufzeit | Fälligkeit | Umlaufvermögen | ISIN |
---|---|---|---|---|---|
Bubill (N) | - | 1 Jahr | 14.05.2025 | 3 Mrd. € | DE000BU0E170 |
Bubill (A) | - | 1 Jahr | 16.10.2024 | 2 Mrd. € | DE000BU0E105 |
Bubill (A) | - | 1 Jahr | 16.04.2025 | 3 Mrd. € | DE000BU0E162 |
Schatz | 2,9 % | 2 Jahre | 18.06.2026 | 5 Mrd. € | DE000BU22056 |
Bobl | 2,1 % | 5 Jahre | 12.04.2029 | 17 Mrd. € | DE000BU25026 |
Bobl/g | 2,1 % | 5 Jahre | 12.04.2029 | 3 Mrd. € | DE000BU35025 |
Bund7 | 2,4 % | 7 Jahre |
15.11.2030 |
19 Mrd. € | DE000BU27006 |
Bund10 | 2,2 % | 10 Jahre | 15.02.2034 | 27 Mrd. € | DE000BU2Z023 |
Bund/g10 | 2,3 % | 10 Jahre | 15.02.2033 | 7,25 Mrd. € | DE000BU3Z005 |
Bund30 | 2,5 % | 30 Jahre | 15.08.2054 | 12,5 Mrd. € | DE000BU2D004 |
Bund/g30 | 1,8 % | 30 Jahre | 15.08.2053 | 6,5 Mrd. € | DE0001030757 |
Bubill (unverzinsliche Schatzanweisungen) sind gerade sehr beliebt, da die Inflationsrate, bzw. der Leitzins so hoch ist und Bubill durch ihre geringe Laufzeit das Kapital nur kurzfristig binden. Privatanleger können unverzinsliche Schatzanweisungen nur am Sekundärmarkt im Direkthandel über Banken und Sparkassen kaufen. Die Rendite der letzten zurückgezahlten Bubill legt bei etwa 3,45 bis 3,65 % Zinsen. Inflationsindexierte Bundeswertpapiere (ILB) machen nur etwa 1 % des emittierten Volumens aus, bzw. etwa 3,5 % vom aktuellen Umlaufvermögen aller Bundeswertpapiere.
Es existieren Bundesanleihen mit Laufzeiten von 7, 10, 15 oder 30 Jahre und Bubill, Schatz oder Bobl für kürzere Laufzeiten von nur wenigen Monaten. Die Kursentwicklung deutscher Staatsanleihen verläuft entgegengesetzt zu den Zinssätzen auf dem Rentenmarkt und ist daher eine gute Möglichkeit zur Diversifizierung. Bei einem Anstieg der Zinssätze können Anleger jedoch Kapitalverluste erleiden. Dieses Risiko ist bei 30-jährigen Bundesanleihen (hoch) deutlich höher als bei 10-jährigen Bundesanleihen (mittel). Mittlerweile gibt es sogar ETFs für Anleihen.
Das Risiko kann jedoch vollständig eliminiert werden, indem die sie bis zur Fälligkeit gehalten werden und der Staat nicht pleite geht. Daher werden Staatsanleihen häufig zur Diversifizierung gegen Aktien, Währungsrisiken, Inflationsschutz, globale und regionale Risiken genutzt. Häufig werden Anleihen mehrere Länder aus verschiedenen Regionen kombiniert, um das Risiko weiter zu senken. Das Risiko im europäischen Raum lässt sich gut mit Staatsanleihen von der neutralen Schweiz, Staatsanleihen von Italien im Süden oder etwas risikoreicher von Griechenland und deutschen Bundesanleihen gut verteilen.
Neben Staatsanleihen gibt es noch Unternehmensanleihen, die ebenfalls zur Diversifizierung eingesetzt werden. Grüne Staatsanleihen haben bisher nur ein sehr geringes Emissionsvolumen und grüne Unternehmensanleihen haben stärkeren Einfluss auf die Industrie und damit einen direkteren Einfluss auf die Umwelt. Das grüne Volumen steigt kontinuierlich an und könnte bald ein weiteres Bundeswertpapier in den Ruhestand schicken, wie die Bundesschatzbriefe. Grüne Anleihen werden zudem auch von der EU gefördert und viele weitere Staaten verfolgen diese Strategie, sodass die Zinsen von grünen Anleihen bald stärker steigen könnten.
Felix Wolf
Redakteur
Master-Student der Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten Ökonometrie, Finanzen und Wirtschaftspolitik.
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