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Anleihen ETFs oder Anleihen sinnvoll?

Autor: Thomas Breithaupt · Zuletzt aktualisiert: 24.07.24

Finanzen Börse/Aktien · 9 Min. Lesedauer

Anleihen ETFs oder Anleihen sinnvoll? - Titelbild

Anleihen werden wieder interessanter durch den steigenden Leitzins, sodass sich interessierte Anleger fragen, ob eine Anleihe oder ein Korb aus vielen Anleihen als Anleihen ETF sinnvoller sind. Anleihen ETFs sind eine innovative Möglichkeit, in eine Auswahl von mehreren Anleihen zu investieren. Ähnlich wie Aktien ETFs bieten sie eine breitere Risikostreuung und gelten als essenzieller Bestandteil größerer Portfolios. Anleihen, als Wertpapiere von Staaten und Unternehmen, gewähren ihren Inhabern einen festverzinslichen Kredit, der mit Zinsen vergolten wird und an die Käufer der Anleihen weitergegeben wird. Warum gelten Anleihen als Sicherheitsbaustein für eine Geldanlage und welche der Investmentmethoden eignet sich besser?

Was sind Anleihen?

 

Anleihen sind ein zentraler Bestandteil jedes gut diversifizierten Anlageportfolios. Sie haben eine doppelte Funktion: Sie generieren Erträge und stützen die Rendite bei Marktrückgängen. Im Jahr 2022 erinnerten Anleihen die Anleger an ihre Nützlichkeit als Schockabsorber, da die meisten festverzinslichen Kategorien weniger an Boden verloren als der breitere Aktienmarkt. Die Werte von Anleihen entwickeln sich umgekehrt zu den Zinsänderungen. Anleihen ETFs verhalten sich dabei genauso wie Anleihen, aber können je nach Zusammensetzung bestimmte Marktschwankungen besser absorbieren.

 

Warum sinken die Preise für Anleihen, wenn die Zinssätze steigen? Anleihen werden regelmäßig versteigert oder zum Kauf angeboten. Steigt der Leitzins, steigen auch die Zinsen, die diese neuen Anleihen auszahlen. Investoren wollen dann lieber eine neue Anleihe mit besserem Zinssatz und verkaufen die alten Anleihen dafür. Dabei ist es wichtig, auf die Laufzeiten von Anleihen zu achten. Ein bis drei Jahre gelten als kurze Laufzeit und zwei bis 10 Jahre werden als mittlere Laufzeiten betitelt. In Deutschland haben die längsten Staatsanleihen eine Laufzeit von 30 Jahren. Der Kaufpreis von Anleihen mit kürzerer Laufzeit sind weniger anfällig für steigende Zinsen.

 

Die meisten Anleihen sind normale Wertpapiere mit einer ISIN Nummer und können damit an der Börse gehandelt werden. Der Herausgeber der Anleihen bekommt bei Kauf sein Geld und zahlt danach die Zinsen weiter. An wen diese Zinsen gehen ist dem „Kreditnehmer“ dabei egal, daher lassen sich Anleihen einfach weiter verkaufen. Anleihen ETFs bilden die Anleihen oftmals nur nach und können wie jeder andere ETF auch an der Börse gehandelt werden.

Renditen und Anleihen im Überblick

 

Die Finanzagentur GmbH der Bundesrepublik Deutschland hat immer einen Überblick über aktuelle Bundeswertpapiere. Staatsanleihen haben in verschiedenen Ländern verschiedene Bezeichnungen. Alle sind jedoch ein Schuldschein gegenüber dem Staat, wodurch man Zinsen erhält:

 

 

Die Rendite von einzelnen, sicheren Staatsanleihen liegen weltweit zwischen 2 und 11 %, je nach Restlaufzeit und um welches Land es sich dabei handelt. Die nachfolgenden Zinsen sind von Anfang 2024, es lassen sich jedoch auch ältere Staatsanleihen von den gleichen Staaten finden, die bessere Zinsen auszahlen. Da die Zinsen der Staatsanleihen gerade wieder fallen, lassen sich auch kurzfristige Anleihen mit besseren Zinsen finden. Eine Anlaufstelle für aktuelle Zinsen von Staatsanleihen auf der ganzen Welt ist die englische Seite worldgovernmentbonds.com, mit einer interaktiven Karte zum Anklicken.

 

  • Deutschland: 1,8 bis 3,1 %
  • Schweiz: 0,5 bis 1,5 %
  • USA: 4,1 % bis 4,8 %
  • Italien: 2,9 bis 4,4 %
  • Großbritannien: 3,9 bis 4,6 %

 

Unternehmensanleihen

 

Unternehmensanleihen sind dagegen nochmal etwas ganz anderes und können sich stark unterscheiden. Während man bei den großen Staaten fast immer davon ausgehen kann, dass die Anlage sicher ist, kann das bei Unternehmen ganz anders sein. Praktisch jedes größere Unternehmen bietet auch Unternehmensanleihen an. So zum Beispiel Volkswagen, Bayer AG, Porsche, RWE, Douglas und sogar der Fußballclub Hertha BSC. Aber auch kleinere Unternehmen wie die publity AG geben Anleihen aus, um beispielsweise Immobilien zu finanzieren. Anleger profitieren dabei von der aktuellen Zinslage und der Rendite von größeren Projekten oder dem Unternehmen selbst. Die Zinsen gehen stark auseinander und unterscheiden sich auch nach Ausgabedatum. Daneben kann es auch Anleihen geben, um Projekte zu finanzieren, wie beispielsweise Green Bonds, welche durch den Klimawandel immer beliebter werden. Diese Green Bonds können von Energiekonzernen wie E.ON sein oder auch staatlich, wie beispielsweise Grüne Bundeswertpapiere. Anleihen ETFs setzten auch auf Unternehmensanleihen, meistens aber eher im geringen Umfang. Es gibt aber auch auf Unternehmensanleihen spezialisierte Anleihen ETFs.

Anleihen ETFs vs. Anleihen

 

Rente ist ein anderer Begriff für Anleihe und steht in diesem Zusammenhang für eine regelmäßige Zinszahlung. Daher werden Anleihen ETFs manchmal auch als Renten ETFs bezeichnet. "Rente" ist hier kein Hinweis auf Altersvorsorge, sondern steht für regelmäßige Zinszahlungen, die Anleihen bieten. Typische Indizes, die Anleihen ETFs nachbilden, werden auch als Rentenindizes bezeichnet. Einzelne Anleihen haben oftmals hohe Kaufpreise, sodass für einige Anleger ein Anleihen ETF interessanter sein kann, wenn man keine passende Einzelanleihe zu seinem Budget findet.

 

Eine weitere Bezeichnung ist iBonds ETFs, die von dem Anbieter iShares (BlackRock) im Sommer 2023 eingeführt wurde und sich auf Anleihen mit einer festen Laufzeit bezieht. Ein iBond ETF investiert nur in Anleihen mit einem ähnlichen Fälligkeitsdatum, damit der Anleger sein Geld zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgezahlt bekommt. Der Fonds wechselt seine Assets nicht und die Rendite ist für Anleger besser planbar, da diese beim Kauf schon feststeht. Die iBonds ETFs lassen sich aber trotzdem vorzeitig an der Börse verkaufen. Aus Sicht des Anlegers also mehr Diversifizierung für den gleichen Effekt von einzelnen Anleihen.

 

Anleihen ETFs bieten einfache Risikosteuerung, indem mehrere hundert verschiedene Anleihen in unterschiedlichen Volumen gekauft werden. Mit einem Anleihen ETF kauft man sich einen Teil davon und erhält die gleiche Rendite auf seinen investierten Betrag. Es gibt Anleihen ETFs für US-Unternehmen, chinesische Staatsanleihen, asiatische Unternehmen oder auf Europa begrenzte Produkte. Neben geografischer Aufteilung, gibt es Anleihen ETFs für kurze oder lange Laufzeiten, genauso wie es bei einzelnen Anleihen der Fall ist. Je größer der ETF Markt wird, desto mehr Produkte werden erstellt. Im Gegensatz zu Aktien ETFs, überschreiten Anleihen ETFs nur selten die Grenze von 1 Mrd. Fondsvolumen.

Geldmarkt ETFs - Anleihen ETFs - iBonds ETFs

 

Geldmarkt ETFs investieren ebenfalls zu einem Großteil in Anleihen. In vielen Geldmarkt ETFs machen Staatsanleihen über 70 % des Fondsvolumens aus. Einige Geldmarkt ETFs bestehen fast ausschließlich aus Anleihen und würden daher auch als Anleihen ETF durchgehen. Geldmarkt ETFs bieten mehr Flexibilität, da die Rendite typischerweise näher am aktuellen Zinssatz ist, da nur kurzfristige Anleihen enthalten sein dürfen. Die Rendite von Geldmarkt ETFs schwankt also mit dem Leitzins zusammen.

 

Für Investoren stellt sich die Frage, ob Geldmarkt ETFs, Anleihen ETFs oder iBonds ETFs besser sind, um sein Geld sicher anzulegen. Dazu muss man sich die Frage stellen, wie lange man sein Geld anlegen möchte und wie man die Änderung des Leitzinses einschätzt. Setzt man auf einen steigenden Leitzins, machen Geldmarkt ETFs mehr Sinn. Vermutet man, dass der Leitzins fällt, sind Festgeld Anlagen besser, wie Tagesgeld, Anleihen und Anleihen ETFs sowie iBonds ETFs.

 

Im Endeffekt geht es dabei aber kurzfristig immer nur um ein paar Prozentpunkte. Langfristig kann sich die Rendite aber über mehrere Jahrzehnte bei Anleihen sehr stark verändern. Bei der Wahl des Finanzprodukts tauscht man immer Flexibilität gegen Stabilität der Rendite ein. Wer sein Portfolio diversifizieren will, sollte bei einer Festgeldanlage zuschlagen, die mindestens über der durchschnittlichen Inflation liegt.


Thomas Breithaupt

Thomas Breithaupt

Redakteur

Mit einer Leidenschaft für Technik- und Finanzthemen war der Schritt vom Physikstudium zum Wirtschaftsjournalismus vorprogrammiert. Das analytische Denkvermögen hilft, sachlich zu berichten und neben der Entwicklung von Software eine fundierte Berichterstattung zu erstellen. Zwischen den Recherchen hilft Sport dabei, einen klaren Kopf zu bewahren und hält fit für den Surfurlaub.

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