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Autor: Thomas B. · Zuletzt aktualisiert: 24.08.23
Wirtschaft Finanzen Börse/Aktien Nachhaltigkeit · 7 Min. Lesedauer
Smart-Beta-ETFs sind eine besondere Kategorie von börsengehandelten Fonds, die mithilfe eines regelbasierten Systems verschiedene Faktoren zur Gewichtung der Einzelaktien einbeziehen. Diese Fonds bevorzugen oder benachteiligen Unternehmen anhand von spezifischen Faktoren, um eine bessere Performance im Vergleich zum zugrunde liegenden Index zu erzielen, wie es bei aktiv gemanagten Fonds der Fall ist. Sie weichen von der üblichen Gewichtung anhand der Marktkapitalisierung ab und berücksichtigen Faktoren wie Gewinnwachstum, Dividenden, Gleichgewichtung und Volatilität, um ein diversifiziertes Portfolio aufzubauen. Smart-Beta-ETFs eignen sich hervorragend zur Diversifizierung oder Spezialisierung für fortgeschrittene Anleger.
Smart-Beta-ETFs bilden Standard ETFs nach, mit der Besonderheit „smarte“ Entscheidungen zu treffen, wie aktiv gemanagte Fonds, um eine bessere Performance zu erreichen oder das Risiko zu reduzieren.
Ein Smart-Beta-ETF ist eine Art von börsengehandeltem Fonds (ETF), der ein regelbasiertes System für die Auswahl von Anlagen verwendet. Sogenannte Faktoren legen fest, welche Unternehmen aus einem Index bevorzugt oder benachteiligt werden, um eine bessere Performance gegenüber dem zugrunde liegenden Index zu erreichen. Smart-Beta-ETFs bauen auf traditionellen ETFs wie dem MSCI World auf und passen die Komponenten des Fondsbestands auf der Grundlage vorher festgelegter Finanzkennzahlen an.
Ein ETF setzt sich aus einer Liste von Unternehmen zusammen, die nach einer bestimmten Gewichtung in den Index aufgenommen werden. Die Gewichtung nach Marktkapitalisierung ist eine der gebräuchlichsten Methoden, um zu bestimmen, wie viele Aktien eines Unternehmens in einem Index oder Fonds enthalten sind. Eine Gewichtung nach Marktkapitalisierung bedeutet, dass ein Unternehmen auf der Grundlage seiner Marktkapitalisierung oder seines Aktienkurses multipliziert mit der Anzahl der ausstehenden Aktien ausgewählt wird. Ein Unternehmen, das viele Aktien im Umlauf hat und dessen Aktienkurs deutlich gestiegen ist, wird in einem Index mit Marktkapitalisierung stark gewichtet.
Um Verluste zu vermeiden, kann es Sinn machen, den Anteil von diesen Unternehmen zu senken. Smart-Beta-ETFs verwenden nicht die typische Gewichtung nach Marktkapitalisierung. Stattdessen werden Faktoren berücksichtigt, die für ein bestimmtes Unternehmen oder eine bestimmte Branche spezifisch sind. Ein Smart-Beta-ETF kann Unternehmen auswählen, die nur bestimmte Verhaltensweisen, Kennziffern oder Faktoren aufweisen.
Smart-Beta-ETFs treffen regelbasierte Entscheidungen, sogenannten Faktoren, um nur bestimmte Unternehmen aus einem Index auszuwählen.
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Finanzblog lesen!Smart-Beta-ETFs nutzen häufig eine breitere Streuung in Branchen oder Länder, bevorzugen unterbewertete, kleine oder hochprofitable Unternehmen aus einem anderen Index.
Zu den bekanntesten und größten Strategien für Smart-Beta-ETFs zählen die folgenden Faktoren:
Smart-Beta-ETFs können auch einer Kombination von mehreren der aufgezählten Faktoren folgen. Unter Qualität/Quality Smart-Beta-ETFs versteht man die Tendenz, Aktien auszuwählen, die eine hohe Rentabilität aufweisen. Eigenkapitalrendite, Dividendenwachstum und Cashflow sind einige der Merkmale, die zur Bestimmung der Qualität beitragen. Ein Quality MSCI World würde daher nur Unternehmen aus dem klassischen MSCI World auswählen, die aktuell sehr erfolgreich sind. Um ein ausgeglichenes Smart-Beta-ETF Portfolio zu haben, kann es Sinn machen, einige dieser Smart-Beta-ETFs Strategien zu kombinieren. Wissenschaftler haben untersucht, wie die verschiedenen Auswahlmethoden in Beziehung zueinanderstehen. Wachsen die Aktienkurse von zwei Methoden zusammen, korrelieren diese miteinander und es macht weniger Sinn, auf beide Methoden zu setzen. Die Korrelation war aber in den meisten Fällen eher gering.
Smart-Beta-ETF Strategie | Korrelation |
---|---|
Value | Momentum und Quality |
Small Cap | geringe Volatilität und Quality |
Momentum | Value und Quality |
Quality | Value, Small Cap und Momentum |
Geringe Volatilität | Value und Momentum |
Eine sinnvolle Kombination wäre z.B. Value + Small Cap oder geringe Volatilität + Quality. Ein weiteres Smart-Beta-ETF Portfolio könnte aus Momentum + geringe Volatilität bestehen. Smart-Beta-Strategien bieten zwar das Potenzial für starke und langfristige Renditen, doch sollten sich die Anleger auch darüber im Klaren sein, dass sie von Zeit zu Zeit schlechter abschneiden können als traditionelle Indizes. Dies gilt insbesondere in Zeiten dynamischer Märkte, in denen die Kurse nach oben tendieren. Während der Hochphasen eignen sich Momentum-ETFs.
Eine Liste von allen Smart-Beta-ETFs wäre viel zu lang und auch wenig sinnvoll, da einige ETFs eine ähnliche Rendite und Entwicklung aufweisen. In vielen Kategorien finden sich Mulit-Faktor-Strategie-ETFs, die mehrere Smart-Beta-ETFs Faktoren miteinander kombinieren. Es gibt auch einzelne ETFs, die in mehrere Kategorien fallen können, da z.B. ein ETF mit Faktor auf Dividenden auch gleichzeitig auf nachhaltige oder große Unternehmen setzen kann.
In einem anderen Artikel berichten wir bereits von Dividenden ETFs, die sich lohnen. Eine hohe und sichere Dividende ist insbesondere durch Dividendenaristokraten gegeben. Die Aristokraten zeichnen sich durch eine Dividende aus, die mindestens 25 Jahre in Folge ausgezahlt wurde und zusätzlich jedes Jahr gestiegen ist. Viele Dividendenaristokraten zahlen ihre Dividende bereits seit über 50 Jahren regelmäßig aus und gelten daher als noch zuverlässiger. Hier die Liste der für Smart-Beta-ETFs mit Dividenden Faktor:
Mit den ESG Kriterien für Nachhaltigkeit sollen Unternehmen einfacher verglichen werden können, welchen Beitrag die Unternehmen für die Umwelt und Gesellschaft leisten. Obwohl Nachhaltigkeit immer wieder in den Nachrichten ist, liegt die Performance der ESG Fonds meistens unter dem Durchschnitt. Das investierte Vermögen in diesem Bereich wächst aber immer weiter an und durch Vorschriften werden immer mehr Unternehmen gezwungen, den ESG Konzepten zu folgen. In einigen Bereichen kann also ein Wachstum erwartet werden, wenn man in Smart-Beta-ETFs mit Nachhaltigkeit als Faktor investiert. Hier einige Beispiele für die größten und erfolgreichsten ESG Fonds:
Smart-Beta-ETFs mit Quality Faktor investieren in besonders stabile Geschäftsmodelle, sodass ein geringeres Risiko zu erwarten ist. Der Quality-Faktor wird durch den Verschuldungsgrad und Kurs-Buchwert-Verhältnis eines Unternehmens bestimmt. Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass diese Unternehmen in bestimmten Perioden eine höhere Rendite aufweisen als andere. In den Top-Positionen dieser ETFs findet sich aktuell häufig Apple, Microsoft, Nvidia, Visa, Mastercard und Johnson & Johnson. Hier die größten und erfolgreichsten Smart-Beta-ETFs mit Quality Faktor:
Ein Smart-Beta-ETFs mit Gleichgewicht-Faktor versucht von jedem Unternehmen einen gleich großen Anteil zu halten, sodass das gesamte Fondsvermögen gleichmäßig aufgeteilt ist. Durch das Gleichgewicht beim Investieren soll das Risiko minimiert werden. Der größte Smart-Beta-ETFs mit Gleichgewichts Faktor soll seine 503 Unternehmen mit einem Anteil von jeweils 0,2 Prozent halten (Xtrackers S&P 500 Equal Weight mit 4,1 Mrd. US-Dollar). Andere ETFs versuchen noch zusätzlich, das Kapital auf die verschiedenen Regionen auf der Welt gleichmäßig aufzuteilen oder zu begrenzen.
Ein Smart-Beta-ETFs mit Momentum Faktor nutzt statistische Beobachtungen der Kursverläufe von den einzelnen Aktien. Hat ein Kurs in den letzten 6 Monaten eine bessere Wertentwicklung als der übrige Markt erreicht, hat die Aktie ein ausreichendes Momentum, um weiterzuwachsen. Besonders in aufstrebenden Märkte passiert dies öfters, während in Abwärtsphasen eher das Gegenteil beobachtet wurde. Daher ist ein Smart-Beta-ETFs mit Momentum Faktor ein guter Indikator für aufstrebende Märkte. Hier die Liste der Smart-Beta-ETFs mit Momentum Faktor:
Eine geringe Volatilität bedeutet geringe Kurschwankungen und damit ein deutlich geringeres Risiko, vor allem für Anleger, die kurzfristig verkaufen müssen. Gleichzeitig ist die Rendite über längere Zeiträume geringer als bei Vergleichsprodukten. Der Low Volatility Faktor bei Smart-Beta-ETFs wählt aus einem Index die Werte mit der geringsten Volatilität aus. Zum Beispiel wählt der iShares Edge MSCI World Minimum Volatility aus dem klassischen MSCI World die Unternehmen aus, welche die geringste Volatilität aufweisen. Insgesamt war die Rendite nicht besonders beeindruckend. Hier die Liste der Smart-Beta-ETFs mit geringer Volatilität:
Während in Europa und Deutschland passive ETFs beliebt geworden sind, setzen viele Amerikaner auf aktive Fonds. In Australien (engl. australia) hat sich betashares etabliert, dessen Name alleine schon an die Smart-Beta-ETFs erinnert. "Mit einem verwalteten Vermögen von über 28 Milliarden Dollar und der breitesten Palette an ETFs auf dem Markt betreut betashares derzeit über 900.000 Anleger, die ihr Vermögen aufbauen wollen", heißt es auf der eigenen Webseite. Bei 25 Millionen Einwohnern sind die knapp 1 Million Kunden eine beachtliche Zahl. Der Anbieter steht in direkter Konkurrenz zu BlackRock, Vanguard usw. und versucht teilweise durch geringere laufende Kosten Kunden zu gewinnen.
Insbesondere für Investitionen in Australien selbst hat betashares das breiteste Angebot zur Verfügung. Von BlackRock gibt es lediglich den iShares MSCI Australia UCITS ETF (WKN: A0YJ80), der die gesamte australische Wirtschaft durch 59 große und mittelgroße Unternehmen abbildet. Dagegen hat betashares noch besondere Smart-Beta-ETFs mit Quality Faktor oder Gewichtung nach Wichtigkeit für den australischen Markt und nicht nach Marktkapitalisierung. Der ETF Anbieter wurde erst 2010 gegründet, ist also noch relativ jung.
Einer der Gründe für das Wachstum von betashares ist der Fokus auf innovative und zukunftsweisende Themen wie künstliche Intelligenz, Robotik und nachhaltige Investitionen in den angebotenen ETFs. Diese Themen liegen alle in den Investment Trends 2023 und werden voraussichtlich noch länger beliebt sein. Der Anbieter hat in Australien Ansehen gewonnen und ist eine kostengünstige heimische Alternative für viele Australier geworden.
Thomas B.
Redakteur
Master-Student im Fach Physik mit besonderem Interesse an Technik- und Finanzthemen.
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