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ESG Nachhaltigkeit – Definitionen nach europäischen und weltweiten Standards

Autor: Thomas B. · Zuletzt aktualisiert: 07.07.23

Wirtschaft Finanzen Börse/Aktien Recht Nachhaltigkeit · 8 Min. Lesedauer

ESG Nachhaltigkeit – Definitionen nach europäischen und weltweiten Standards - Titelbild

Die Abkürzung ESG liest man im Zusammenhang mit Investitionen und Nachhaltigkeit immer häufiger. Die Kriterien sollen einen Standard für Unternehmen schaffen, um mehr Nachhaltigkeit in den Fokus zu stellen. Der Klimawandel ist die treibende Kraft hinter mehr Verantwortung für nachhaltiges Handeln, während knappe Ressourcen und ein wachsendes soziales Bewusstsein für die gesamte Menschheit in verschiedenen Teilen der Welt mehr oder weniger Bedeutung zukommt.

Wofür steht die Abkürzung ESG?

Die Abkürzung ESG setzt wie folgt zusammen: „E“ steht für “Environmental” (Umwelt), „S“ steht für “Social” (Soziales), „G“ steht für “Governance” (Unternehmensführung). Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit ESG bezieht sich in der Regel auf alle 3 Faktoren und nicht nur auf die Umwelt.

ESG-Kriterien für eine optimale Nachhaltigkeit
ESG-Kriterien für eine optimale Nachhaltigkeit
Was bedeutet ESG Nachhaltigkeit?

Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) ist ein Rahmen zur Bewertung der Geschäftspraktiken und der Leistung eines Unternehmens in Bezug auf verschiedene Fragen zu Nachhaltigkeit und Ethik.

Die Bedeutung von ESG für Nachhaltigkeit

 

Mit den ESG-Standards sollen Unternehmen einfacher verglichen werden können, um die Nachhaltigkeit schnell einordnen zu können. Neben der Bewertung der Geschäftspraktiken und der Leistung eines Unternehmens wird ESG auch als Maß für Geschäftsrisiken und -chancen in diesen Bereichen verwendet.  Auf den Kapitalmärkten verwenden einige Anleger ESG-Kriterien, um Unternehmen zu bewerten und ihre Investitionspläne festzulegen. ESG Investitionen sind z.B. als ESG Fonds bekannt, ein verbreitetes Finanzprodukt für Privatanleger.

 

„ökologisch nachhaltig“ – ein neues Siegel der EU

 

Europa hat mit der EU-Taxonomie eine Liste mit Vorgaben eingeführt, die erfüllt werden müssen, damit eine Wirtschaftsaktivität als „ökologisch nachhaltig“ bezeichnet werden darf:

 

  • Die wirtschaftlichen Aktivitäten eines Unternehmens müssen einen wesentlichen Beitrag zu einem oder mehreren der oben genannten Umweltziele leisten, ohne eines oder mehrere andere Umweltziele zu beeinträchtigen (DNSH-Prinzip = Do No Significant Harm). Wie sich dieser „wesentliche Beitrag“ definiert, ist in der EU-Taxonomie Anwendung exakt vorgegeben.
  • Die wirtschaftlichen Aktivitäten eines Unternehmens müssen unter vorgegebenen Mindestschutzmaßnahmen ausgeführt werden.
  • Die wirtschaftlichen Aktivitäten eines Unternehmens müssen die sogenannten technischen Bewertungskriterien erfüllen. Also konkrete, möglichst quantifizierte Richtlinien, wie die Aktivität hinsichtlich ihres Beitrages zu einem der Umweltziele bewertet wird. Diese Kriterien werden auf einer eigens installierten Plattform für nachhaltiges Finanzwesen durch Vertreterinnen und Vertreter aus EU-Institutionen, Unternehmen, Zivilgesellschaft und Wissenschaft festgelegt.

 

Das „ökologisch nachhaltig“ Siegel wird jedoch aus allen Richtungen kritisiert, da die EU Anfang Februar 2022 Gas und Atomkraft in der EU-Taxonomie als nachhaltig eingestuft hat. Die Technologie wird nicht als nachhaltig angesehen, da beide Methoden Ressourcen aus der Erde verwenden, um Energie zu erzeugen und Gaskraftwerke CO₂ ausstoßen. Dazu kommt noch eine Reihe von weiteren Kritik-Punkten. Einige Staaten der EU wollen dagegen rechtlich vorgehen.

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Wer muss sich an ESG-Kriterien halten?

 

Es gibt bisher keinen einheitlichen Katalog für ESG-Kriterien oder einen entsprechenden Strafkatalog, lediglich die grüne Liste der EU im Rahmen der EU-Taxonomie. Grundsätzlich ist es sinnvoll, die ESG Vorgaben an die Größe von einem Unternehmen anzupassen. Ein global tätiges Unternehmen trägt logischerweise eine größere Verantwortung, als der Bäcker um die Ecke. 

 

In Europa hat die Europäische Union mit der CSR Berichtspflicht festgelegt, dass börsennotierte Unternehmen ab 500 Beschäftigten, einer Bilanzsumme über 20 Mio. Euro oder einem Gewinn von mehr als 40 Mio. Euro pro Jahr einen öffentlichen Bericht zu Nachhaltigkeit und ESG Vorgaben verfassen müssen. Die CSRD Regelung ersetzt und erweitert diese Regelung und soll zum ersten Mal für das Geschäftsjahr 2023 angewendet werden. Die neue Regelung gilt auch für ausländische Unternehmen, die an einer Börse innerhalb der EU notiert sind.

Ethnische Überzeugungen schließen Branchen aus

 

Institute, Staaten und Kontinente verabschieden Gesetze, um standardisierte ESG-Kriterien festzulegen. Auch wenn sich ein Großteil überschneidet, gibt es einzelne Ausnahmen in den verschiedene Vorgaben und Regionen. Viele Unternehmen und Branchen werden in den ESG Fonds ausgeschlossen, da diese in ethnisch nicht vertretbaren Bereichen tätig sind.

 

Zu diesen Sünden-Anlagen zählen:

 

  • Waffen
  • Tabak
  • Alkohol
  • Glücksspiel
  • Erwachsenenunterhaltung
  • Atomenergie (von EU als grün eingestuft)
  • Energieerzeugung aus Kohle
  • Human-Genetik
Weltweit werden Standards festgelegt, die zur Offenlegung von ESG Nachhaltigkeit verpflichten
Weltweit werden Standards festgelegt, die zur Offenlegung von ESG Nachhaltigkeit verpflichten

SFDR verpflichtet zur Offenlegung der Nachhaltigkeit – Europäischer ESG-Standard

 

SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation - Verordnung über die Offenlegung von Informationen über nachhaltige Finanzen) wird von der EU in 3 Phasen eingeführt. Die erste Phase hat im März 2021 begonnen, die 2. Phase ist vor kurzem am 30. Juni 2023 zu Ende gegangen und die dritte Phase startet ab 2024. Bisher verpflichtet die Verordnung über die Offenlegung von Informationen über nachhaltige Finanzen (SFDR) Anbieter von ESG Fonds, ESG Portfolios und alle anderen nachhaltige Finanzprodukte zur Offenlegung von Informationen zu den ESG-Finanzprodukten.

 


Bisher verpflichtet die SFDR zu der Offenlegung der folgenden Informationen:

 

  • Finanzdienstleister müssen auf der unternehmenseigenen Internetseite Strategien für den Umgang mit Risiken für die Nachhaltigkeit bei Investitionsentscheidungen sowie bei Anlageberatungs- oder Versicherungsberatungstätigkeiten veröffentlichen
  • Fonds müssen von der herausgebenden Fondsgesellschaft in eine der 3 ESG Kategorien eingeteilt werden
    Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden müssen negative Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit online offenlegen
  • Erklärung über die wichtigsten nachteiligen Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit müssen in einem Bericht zusammengefasst werden.
  • SFDR-Klassifizierung als zusätzliches Siegel für die Wirkung von Investmentprozessen
  • Seit dem 30. Juni 2023 müssen in einem SFDR ESG Bericht detaillierte Angaben zu 18 von 20 Datenpunkten und 2 weitere Indikatoren aus 46 sozialen und ökologischen Datenpunkten ausgewählt werden. Weitere Datenpunkte sind freiwillig und liegen im Ermessen des Finanzproduktanbieters. Die Datenpunkte müssen Angaben zu allen Investitionen des Finanzprodukts des Geschäftsjahres beinhalten.

 

Ab 2024 müssen die Anbieter zusätzlich einen historischen Vergleich mit dem vorherigen Zeitraum für alle oben genannten Punkte angeben, zum Beispiel die prozentuale Änderung zum Vorjahr.

Definition von den ESG-Standards für Nachhaltigkeit in den USA

 

Als Weltmacht sind die Regelungen für ESG Nachhaltigkeit der USA noch viel bedeutender für den Planeten, als die europäischen Vorgaben. Das Tempo der regulatorischen Landschaft in den USA hat in den letzten 18 Monaten stark zugenommen. Es wurde eine regelrechte Flut neuer ESG-Initiativen und Vorschläge verabschiedet, angeführt von der US-Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde (SEC), der Biden-Administration sowie neuen Vorschriften auf Bundesstaatenebene.

 

In den Vereinigten Staaten verlangt die SEC von allen börsennotierten Unternehmen die Offenlegung von Informationen, die für Anleger wesentlich sein können, einschließlich Informationen über ESG-bezogene Risiken, und hat Leitlinien und Regeln herausgegeben, die ihre Erwartungen an die Offenlegung darlegen. Zuvor waren die ESG Angaben zur Nachhaltigkeit auf freiwilliger Basis in den USA.

 

Seit 2023 müssen die GRI-Standards in den USA in den Geschäftsberichten angewendet werden. GRI (Global Reporting Initiative – wiki Eintrag) ist ein einfach zu handhabendes, modulares Set von Standards zu vielen ESG-Themen: Menschenrechte, ökologische Sorgfaltspflicht, usw. Die GRI-Standards können auf öffentliche oder private Organisationen jeder Größe angewendet werden. Da die EU Standards auch auf ausländische Unternehmen an europäischen Börsen für das Geschäftsjahr 2023 angewendet wird, ist ein Vergleich der beiden Standards sinnvoll. GRI selbst hat alle relevanten Punkte in einer Analyse zusammengefasst – Englische Verison.

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ESG Nachhaltigkeit – Definition von Vermögensverwalter iShares MSCI

 

Den klassischen MSCI World kennt jeder Investor. Als weltweit größter Vermögensverwalter hat BlackRock, der die Muttergesellschaft von iShares ist, natürlich auch einen MSCI World ESG im Angebot. Da das Unternehmen in vielen Bereichen und Teilmärkten die größten Fonds verwaltet, ist eine Definition von Nachhaltigkeit nach ESG-Standards des Vermögensverwalters interessant. Nach diesen ESG-Vorgaben fließen riesige Summen und sind eine genauere Betrachtung wert. MSCI unterteilt die finale Bewertung in 3 Kategorien:

 

 

CCC B BB BBB A AA AAA

Nachzügler

Ein Unternehmen, das aufgrund seiner hohen Exposition und seines Versagens beim Management signifikanter ESG-Risiken hinter seiner Branche zurückbleibt

 

Durchschnitt

Ein Unternehmen mit einer gemischten oder nicht außergewöhnlichen Erfolgsbilanz beim Umgang mit den wichtigsten ESG-Risiken und -Chancen im Vergleich zu Branchenkollegen

Anführer

Ein Unternehmen, das in seiner Branche führend im Umgang mit den wichtigsten ESG-Risiken und -Chancen ist

 

 

MSCI selbst schreibt auf ihrer Webseite zu den Bewertungsrahmen für ESG, aus denen die Bewertung aus der obigen Tabelle erstellt wird: „Wir bewerten Tausende von Datenpunkten zu 35 ESG-Schlüsselaspekten, die sich auf die Überschneidung zwischen dem Kerngeschäft eines Unternehmens und den branchenspezifischen Themen konzentrieren, die für das Unternehmen erhebliche Risiken und Chancen mit sich bringen können. Die Schlüsselthemen werden je nach Auswirkung und Zeithorizont des Risikos oder der Chance gewichtet. Alle Unternehmen werden im Hinblick auf Unternehmensführung und Unternehmensverhalten bewertet.“

 

Zudem hat MSCI eine umfassende Analyse von Fonds, ETFs und nachhaltigen Anlageprodukten erstellt, welche ESG-Kriterien in welcher Branche Anwendung finden.


Thomas B.

Thomas B.

Redakteur

Master-Student im Fach Physik mit besonderem Interesse an Technik- und Finanzthemen.

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