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Autor: Thomas Breithaupt · Zuletzt aktualisiert: 19.08.24
Wirtschaft Finanzen Edelmetalle Börse/Aktien · 8 Min. Lesedauer
Rohstoff ETFs bieten Anlegern Diversifizierung, Inflationsabsicherung und Renditechancen. Die Vor- und Nachteile von Investitionen in Rohstoffe hängen vom Markt und der Portfolio-Allokation ab. Nachfolgend werden die größten ETFs, ihre Performance und Unterschiede präsentiert, um Anlegern Orientierung zu bieten. Wie sinnvoll Rohstoff ETFs letztendlich sind, lässt sich nur schwer einschätzen.
Das Wichtigste zu Rohstoff ETFs & ETCs:
Ein Rohstoff ETF investiert in physische Rohstoffe wie Agrarprodukte, natürliche Ressourcen, Energie und Edelmetalle. Rohstoff ETFs kaufen entweder physischen Produkte, Derivate, Terminkontrakte oder bilden die Wertentwicklung eines synthetischen Index ab.
Als Anleger investiert man fast nie direkt in Rohstoffe (engl. Commodities), sondern immer über einzelne Optionen, Fonds, ETFs oder ETCs, die bei üblichen Depots handelbar sind. Damit man nicht Rohstoffe physisch kauft und einlagern muss, werden an den Terminmärkten üblicherweise Terminkontrakte für Lieferungen zu bestimmten Zeitpunkten oder Optionen (Futures) gehandelt, mit denen man auf zukünftige Lieferungen und Preise setzt. Diese werden wieder rechtzeitig verkauft, sodass man als Investor die Rohstoffe nie einlagern oder transportieren muss. Andere Optionen wie Rohstoff Indizes setzen nur auf die Preisentwicklung von Rohstoffen, ohne jemals mit einer echten Kaufoption zu handeln.
Synthetische ETFs nutzen dazu Tauschgeschäfte (Swaps), um einen Rohstoffindex nachzubilden. Dabei entstehen geringere laufende Kosten, Kontrahentenrisiko gegenüber Emittentenrisiko, was einen Totalverlust verhindert und weiteren Anlegerschutz durch die UCITS-Regulierung der EU bei ETFs. Hier gibt es weitere Unterschiede zwischen physische vs. synthetische ETFs.
Mit Investitionen in Rohstoffe durch ETFs können Anlegern ihr Portfolio diversifizieren und eine Absicherung gegen bestimmte Marktschwankungen einrichten. Dennoch gilt der Handel mit Rohstoffen als risikoreich. Anleger können Volatilität erleben, wenn sich Anlagen an einem einzigen Rohstoff oder einem Wirtschaftssektor orientieren. Eine übliche Methode ist es Rohstoff ETFs zu kaufen, um sich gegen die Inflation abzusichern oder Gewinne durch zyklisches Investieren zu erzielen.
Rohstoff ETFs können zur Diversifizierung, als Inflationsausgleich oder als zyklische Anlage Sinn machen. Einzelne Rohstoffe können in Krisen als Absicherung genutzt werden, während andere in einer Aufschwungphase Gewinne einbringen können.
Rohstoff ETFs können sich stark unterscheiden, da die zugrunde liegenden Rohstoffe. Es wird zwischen harten und weichen Rohstoffen unterscheiden. Zu den Hard Commodities (Harte Rohstoffe) zählen Metalle, Edelmetalle, Technologiemetalle und Energierohstoffe. Zu den Soft Commodities (Weiche Rohstoffe) zählen Holz und Lebensmittel. Werden Rohstoffe direkt gehandelt
Hard Commodities - Harte Rohstoffe:
Soft Commodities - Weiche Rohstoffe:
Die am häufigsten verwendeten Rohstoff Indizes investieren in die folgende Rohstoffverteilung:
Index | Energie |
Industrie- metalle |
Edelmetalle | Landwirtschaft | Lebendvieh |
---|---|---|---|---|---|
Bloomberg Commodity | 30% | 16% | 19% | 30% | 6% |
Rogers International Commodity (RICI) | 40% | 14% | 11% | 32% | 3% |
Optimised Roll Commodity | 30% | 16% | 19% | 30% | 6% |
UBS CMCI | 31% | 26% | 8% | 31% | 5% |
Der Bloomberg Commodity wird am häufigsten in Rohstoff ETFs verwendet und hat einen Subindex für 3-monatige Futures: Bloomberg Commodity 3 Month Forward Index. Das Maximalgewicht einzelner Rohstoffe beträgt 15 % und eines Rohstoff-Sektors bis zu 33 %.
Der Rogers International Commodity Index (RICI) ist der Rohstoff-ETF Index von Jim Rogers und wurde bereits am 8. Mai 2006 aufgelegt. Bis vor der Finanzkrise in 2008 ist der Rohstoff-ETF auf sein Allzeithoch von +25 % gestiegen und hat sich seitdem nicht mehr erholt. Der Rogers International Commodity Index eignet sich daher für eine Analyse von der Rohstoff Entwicklung in der Vergangenheit. Der Index investiert insgesamt in 38Rohstoffe, wovon die 10 größten Positionen die folgenden sind:
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in Rohstoffe zu investieren, von Termingeschäften über Streaming- und Royalty-Unternehmen bis hin zu Aktien von Produzenten wie Öl- und Gasfirmen oder Bergbauunternehmen. Die besten Rohstoff ETFs reduzieren ihre laufende Kosten durch Tauschgeschäfte und handeln nur selten mit echten Rohstoffen. Hier betrachten wir fast immer synthetische ETFs. Ein Vergleich mit Rohstoff ETCs kommt am Ende.
Der iShares Diversified Commodity Swap UCITS ETF (WKN: A2DK6R) ist mit einem Fondsvolumen von 1.205 Millionen US-Dollar der größte Rohstoff ETF. Zugrunde liegt der Bloomberg Commodity Index, der die Wertentwicklung einer breiten Auswahl an Rohstoffen durch synthetische Swaps abbildet, wodurch die jährlichen Kosten bei 0,19 % liegen.
Der iShares Diversified Commodity Swap ETF hat seit dem Markteinbruch zur Corona Krise wieder zwischenzeitlich um 90 % zugelegt und liegt seit dem Startdatum (28. September 2018) wieder bei +46 %. Weitere ETFs, die ebenfalls den Bloomberg Commodity Index nutzen und damit die gleiche Wertentwicklung erzielen, sind:
Der iShares Diversified Commodity Swap UCITS ETF (WKN: A2DK6R) ist mit einem Fondsvolumen von 1.119 Millionen US-Dollar der 2. größte Rohstoff ETF. Dabei setzt iShares auf den Bloomberg Roll Select Commodity Index, der dabei anstrebt, die Auswirkungen von negativen Rollrenditen zu vermindern. Das bedeutet, es werden die Preise des neuen, längeren Terminkontrakts höher mit dem Preis des auslaufenden Kontrakts verglichen, um dann Terminkontrakte mit besseren Preisen zu halten. Dazu muss der ETF öfters handeln und die laufenden Kosten steigen auf 0,28 % pro Jahr. Die Rendite ist seit Auflage (ebenfalls 28. September 2018) mit +47,3 % nur geringfügig höher im gleichen Zeitraum wie der Bloomberg Commodity Index, mit einer Laufzeit von fast 5 Jahren.
Der L&G Multi-Strategy Enhanced Commodities UCITS ETF (WKN: A2N4PW) ist mit einem Fondsvolumen von 974 Millionen US-Dollar der 3. größte Rohstoff-ETF. Zugrunde liegt der Barclays Backwardation Tilt Multi-Strategy Capped Index, der die Wertentwicklung einer breiten Auswahl an Rohstoffen durch synthetische Swaps abbildet. Dadurch entstehen jährliche Kosten von 0,3 %. Der L&G Multi-Strategy Enhanced Commodities UCITS ETF wurde erst am 2. Juli 2021 aufgelegt und hat seither eine Rendite von 46 % erreicht, mit einem Allzeithoch im Juni 2022 von etwa 87 % Gewinn. Innerhalb der letzten 12 Monate hat sich kaum eine Veränderung ergeben, mit Schwankungen von weniger als 8 % in beide Richtungen. Im Vergleich zu dem Bloomberg Commodity Index war die Rendite im letzten Jahr schlechter.
Die besten Rohstoff ETFs werden an der Rendite gemessen, also an der Wertentwicklung in der Vergangenheit.
In den letzten 3 Jahren hat der L&G Multi-Strategy Enhanced Commodities UCITS ETF USD Accumulating (WKN: A2N4PW) die beste Rendite mit +41 % erwirtschaftet. Der Barclays Backwardation Tilt Multi-Strategy Capped Index bildet Rohstoffe aus Energie, Landwirtschaft, Industriemetallen, Edelmetallen und Lebendvieh mit jährlichen Kosten von 0,3 % ab. Der L&G Multi-Strategy Enhanced Commodities ETF ist gleichzeitig auch der 3. größte ETF und bietet daher 2 gute Argumente für eine Investition.
Der Xtrackers Bloomberg Commodity ex-Agriculture & Livestock Swap UCITS ETF 2C (WKN: DBX0DZ) hat mit +72 % in den letzten 5 Jahren die beste Rendite unter den Rohstoff ETFs erwirtschaftet. In den letzten 3 Jahren war die Performance mit +36,8 % nur geringfügig schlechter als vom L&G Rohstoff ETF. Dazu muss erwähnt werden, dass viele anderen, erfolgreichen Rohstoff ETFs noch keine 5 Jahre existieren, sodass kein Vergleich in diesem Zeitraum möglich ist. Der Bloomberg ex-Agriculture and Livestock 15/30 Capped 3 Month Forward Index basiert auf dem Index der größten ETFs und schließt dabei Tiervieh und Landwirtschaft aus. "3 Month Forward" bedeutet, dass die Fälligkeitsdaten der Futures 3 Monate in der Zukunft liegen.
Der beste Rohstoff ETF der letzten 5 Jahre investiert wie folgt:
Betrachtet man spezialisierte Rohstoff ETFs, die nur in einzelne Rohstoffe investieren, liegen Rohstoffe zur Energieerzeugung klar vorne. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine trägt dazu sicherlich einen großen Teil bei, indem Lieferungen aus den Regionen ausfallen. Der iShares Oil & Gas Exploration & Production UCITS ETF (WKN: A1JKQL) hat mit einem Fondsvolumen von 310 Mio. US-Dollar in den letzten 3 Jahren um 161,8 % zugelegt und übertrifft damit alle anderen Rohstoff ETFs. Die Rendite ist sogar höher als beim etwas allgemeineren Xtrackers MSCI World Energy UCITS ETF 1C (WKN: A113FF), der „nur“ um 132 % zulegen konnte.
Der Rohstoff ETF für Öl und Gas ist hier gesondert aufgeführt und nicht als bester Rohstoff ETF gelistet, da 72 Unternehmen von dem ETF gehalten werden, welche die größten börsennotierten Unternehmen erfasst, die sich mit der Exploration und Förderung von Öl und Gas in der ganzen Welt befassen. Es werden also nicht direkt Rohstoffe gehandelt, sondern die Unternehmen dahinter.
Als Faustregel für ein diversifiziertes Portfolio empfehlen Experten, dass Rohstoffe etwa 5 bis 10 % des Gesamtbestandes eines Anlegers ausmachen sollten, da sie sich anders verhalten als andere Anlageformen und eine Diversifizierung und Inflationsabsicherung bieten. Rohstoff-ETFs bieten Anlegern eine einfache Möglichkeit, in verschiedene Rohstoffmärkte zu investieren, wobei es zwei Haupttypen gibt: physische vs. synthetische ETFs. Physische ETFs halten bei Rohstoffen Aktien von den Unternehmen, wie es häufig bei Gold ETFs der Fall ist. Synthetische ETFs hingegen verwenden Derivate wie Swaps, um die Preisbewegungen der Rohstoffe nachzubilden, ohne diese physisch zu besitzen.
Eine breit angelegte Anlagestrategie kann den Fokus auf spezielle Sektoren der Rohstoffindustrie legen. Agrar Aktien bieten die Möglichkeit in einen Teil der Nahrungsmittelindustrie zu investieren, während Öl-ETFs und ETCs auf einen Teilbereich des Energiesektors setzen. Zudem gibt es spezifische Investitionen in Zukunftstechnologien, wie z.B. in Lithium Aktien und ETFs, die von der wachsenden Elektrofahrzeugindustrie angetrieben werden.
Für Anleger, die in weniger bekannte, aber strategisch wichtige Rohstoffe investieren möchten, sind ETFs und Aktien, die sich auf Seltene Erden oder Technologiemetalle konzentrieren, eine attraktive Möglichkeit. Noble BC ist ein Beispiel für eine Anlagemöglichkeit in seltene Erden, die in Zukunftstechnologien wie Batterien und erneuerbare Energien von entscheidender Bedeutung sind. Investitionen in Scandiumoxid, Gallium oder andere seltene Metalle bieten ebenfalls Potenzial, besonders in Hightech-Anwendungen. Von Noble BC gibt es den Noble Element Index, der Investitionen in ausgewählte Technologie-Rohstoffe ermöglicht, mit physischem Besitz für die Investoren durch eine digitale Lösung. Dabei ist nur eine Direktinvestition möglich, da es keinen ETF auf diesen Index gibt.
Thomas Breithaupt
Redakteur
Mit einer Leidenschaft für Technik- und Finanzthemen war der Schritt vom Physikstudium zum Wirtschaftsjournalismus vorprogrammiert. Das analytische Denkvermögen hilft, sachlich zu berichten und neben der Entwicklung von Software eine fundierte Berichterstattung zu erstellen. Zwischen den Recherchen hilft Sport dabei, einen klaren Kopf zu bewahren und hält fit für den Surfurlaub.
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