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Strafzinsen: reelle Gefahr oder nur Schreckgespenst?

Autor: Heino Zießnitz · Zuletzt aktualisiert: 03.04.24

Wirtschaft Finanzen Politik Börse/Aktien · 6 Min. Lesedauer

Strafzinsen: reelle Gefahr oder nur Schreckgespenst? - Titelbild

Mit der Verzinsung bieten die Finanzinstitute ihren Anlegern einen attraktiven Anreiz, Geld anzulegen. Erheben Banken und Sparkassen jedoch statt Guthabenzinsen Negativzinsen, erzielen die Anleger damit Verluste. Denn sie erzielen keinen zusätzlichen Gewinn, sondern zahlen selbst Zinsen auf ihre Anlage. Hier wird von negativen Nominalzinsen, auch Negativzinsen oder eben Strafzinsen gesprochen. Strafzinsen bedeuten, dass das Geld auf dem Konto nominell weniger wert ist.

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Negative Realzinsen vs. Negative Nominalzinsen

Wenn von negativen Zinssätzen die Rede ist, muss zunächst zwischen negativen Realzinsen und negativen Nominalzinsen unterschieden werden.Von einem negativen Realzins wird gesprochen, wenn der Nominalzins unter der Inflationsrate liegt - der Zinssatz kann also immer noch über Null liegen. In einem solchen Szenario verlieren die Ersparnisse an Wert, obwohl der Nominalzins über 0 Prozent liegt. Das Geld des Sparers verliert also an Kaufkraft, aber der Nominalbetrag wächst weiter. Dagegen muss bei einem negativen Nominalzins der Nominalzins tatsächlich im negativen Bereich liegen, d.h. unter 0 Prozent. In diesem Fall wird auch der Begriff "Strafzins" verwendet.

Was bedeuteten Strafzinsen?

 

Im Kontext der Finanzpolitik beschreibt der Begriff Strafzinsen einen Zinssatz, der von einer Zentralbank oder anderen Kreditgebern erhoben wird, wenn Banken und Unternehmen überschüssige Liquidität auf ihren Konten halten. Immer mehr Länder und Zentralbanken haben in den letzten Jahren Negativzinsen eingeführt, um die Wirtschaft anzukurbeln und die Inflation anzufeuern. Negativzinsen haben jedoch nicht nur Auswirkungen auf Banken und Unternehmen, sondern auch auf Privatpersonen, die auf Spareinlagen und Anlagen angewiesen sind. Bis 2014 blieben Privatanleger von diesen Strafzinsen verschont. Den Start machte dann allerdings eine Volksbank aus Heidelberg.

Gefahren und Risiken von Strafzinsen

 

Strafzinsen können sowohl für die Finanzbranche als auch für Unternehmen erhebliche Risiken und Gefahren mit sich bringen. Banken können unter anderem durch die Einführung von Negativzinsen unter Druck geraten, da sie Schwierigkeiten haben, auf ihre Kredite eine ausreichende Marge zu erzielen. Auch können Strafzinsen dazu führen, dass Banken weniger bereit sind, Kredite zu vergeben und damit die Kreditvergabe einschränken. Für Unternehmen können Strafzinsen auch negative Auswirkungen haben, insbesondere auf Investitionsentscheidungen. Wenn Kapitalkosten steigen, kann es für Unternehmen schwieriger werden, profitable Investitionen zu tätigen. Auf der anderen Seite können Strafzinsen auch positive Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, indem sie die Geldpolitik der Zentralbanken unterstützen und dazu beitragen, die Inflation zu erhöhen. Aktuell muss die Inflation eher gesenkt werden.

Eine Volksbank aus Heidelberg führte die Strafzinsen für Privatanleger in Deutschland als erstes ein
Eine Volksbank aus Heidelberg führte die Strafzinsen für Privatanleger in Deutschland als erstes ein

Alternativen zum Geldanlegen bei der Bank

 

Auch wenn die meisten Kleinanleger nicht unmittelbar von den Negativzinsen der Banken tangiert werden, erschwert der starke Zinsrückgang infolge der Negativzinsen natürlich die Suche nach rentablen Anlagemöglichkeiten. Dennoch gelten die Grundsätze des Investierens - Abwägen zwischen Flexibilität, Sicherheit und Rendite - selbstverständlich weiterhin. So müssen Sie selbst abwägen, ob Sie angesichts der niedrigen Zinsen gewillt sind, ein höheres Anlagerisiko in Kauf zu nehmen, um damit eine höhere Rendite einzufahren. Aktienfonds und ETFs können durchaus Renditen über dem aktuellen Zinsniveau erwirtschaften, bergen aber auch ein oft ein höheres Risiko als traditionelle Anlageprodukte der Banken. Insbesondere ETFs können jedoch eine attraktive Alternative sein, denn die Managementkosten sind vergleichsweise niedrig. Generell sollten Sie jedoch jede Anlage sorgfältig prüfen und sich im Vorfeld gründlich informieren. Auf keinen Fall sollten Sie in ein Finanzprodukt investieren, welches Sie genauestens analysiert haben. Darüber hinaus sollten Sie im Sinne der Risikodiversifizierung eine möglichst ausgeglichene Mischung aus risikoreicheren, ertragreicheren und sichereren Investments wählen.

Wieso existieren Strafzinsen?

 

Der Ausgangspunkt für negative Zinssätze ist die EZB-Geldpolitik. Sie führte im Juni 2014 einen negativen Einlagensatz für Kreditinstitute ein, die ihr Geld kurzfristig bei der Zentralbank deponieren wollten. Für Finanzinstitute innerhalb des Euroraumes heißt das, dass sie Strafzinsen zahlen, sobald sie Geld bei der Zentralbank anlegen. Anfangs lag der Strafzins noch bei minus 0,1 Prozent. Zwischen März 2016 und September 2019 lag der Negativzins bei minus 0,4 Prozent. Inzwischen liegt er schon bei minus 0,5 Prozent. Der Strafzins soll Finanzinstitute dazu bewegen, mehr Kredite an Unternehmen weiterzugeben und so die Wirtschaft in der Europäischen Union zu beleben. Allerdings muss dieser Gedankengang auch in der realen Wirtschaft verankert werden. 

 

 

Auswirkungen von Strafzinsen auf Privatpersonen

 

Strafzinsen können auch erhebliche Auswirkungen auf den Einzelnen haben. So können Privatpersonen, die ihr Geld auf Sparkonten oder ähnlichen Finanzinstrumenten anlegen, von negativen Zinsen betroffen sein. Wenn Banken aufgrund von Strafzinsen gezwungen sind, diese Kosten an ihre Kunden weiterzugeben, kann dies dazu führen, dass Ersparnisse weniger werden und Sparpläne gefährdet werden. Dies kann dazu führen, dass Privatpersonen weniger Geld zur Verfügung haben und ihre Konsumentscheidungen einschränken müssen. Auch die Altersvorsorge und die Rentenversicherung können von Strafzinsen betroffen sein, da sie auf langfristige Investitionen in festverzinsliche Wertpapiere angewiesen sind. Negative Zinsen können hier dazu führen, dass Renditen sinken und Rentenansprüche nicht mehr gedeckt werden können.

Alternativen zu Strafzinsen

 

Die Einführung von Strafzinsen als Instrument der Geldpolitik ist umstritten und es gibt verschiedene Alternativen zur Diskussion:

 

1. Helikoptergeld: Eine Einmalzahlung an alle Bürger könnte dazu beitragen, den Konsum anzukurbeln und somit positiv auf die Konjunktur wirken. Allerdings besteht das Risiko einer erhöhten Inflation und es ist umstritten, wer in welcher Höhe von dieser Maßnahme profitiert.

 

2. Digitalwährungen: Durch den dezentralen Charakter von Kryptowährungen und die Möglichkeit der Programmierung von Smart Contracts könnten effizientere Geldpolitiken erreicht werden. Es gibt jedoch Bedenken hinsichtlich der Volatilität und der Regulierung von Kryptowährungen.

 

3. Anleihekäufe von Staaten oder Unternehmen: Durch den Kauf von Anleihen wird den Unternehmen oder Staaten Liquidität zur Verfügung gestellt, was zu Investitionen und Wachstum führen kann. Jedoch besteht das Risiko der Inflation und der Gefahr von Blasenbildung an den Finanzmärkten.

 

Es ist wichtig, dass die Vor- und Nachteile der Alternativen sorgfältig abgewogen werden, da es keine universelle Lösung gibt. 

Fazit

 

Strafzinsen werden von Zentralbanken oder anderen Kreditgebern erhoben, wenn Banken und Unternehmen überschüssige Liquidität auf ihren Konten halten. Negativzinsen haben Auswirkungen auf Banken, Unternehmen und Privatpersonen und können sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Für Privatpersonen erschwert der starke Zinsrückgang die Suche nach rentablen Anlagemöglichkeiten, aber es gibt Alternativen zum Geldanlegen bei der Bank, wie beispielsweise Aktienfonds und ETFs. Die Einführung von Negativzinsen erfolgte aufgrund der EZB-Geldpolitik. Strafzinsen können also als Instrument zur Ankurbelung der Wirtschaft und zur Förderung der Inflation eingesetzt werden, bergen jedoch auch Risiken und Gefahren für die Finanzbranche und die Unternehmen.


Heino Zießnitz

Heino Zießnitz

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