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Autor: Felix Wolf · Zuletzt aktualisiert: 14.03.23
Wirtschaft
Finanzen · 5 Min. LesedauerMit der Verzinsung bieten die Finanzinstitute ihren Anlegern einen attraktiven Anreiz, Geld anzulegen. Erheben Banken und Sparkassen jedoch statt Guthabenzinsen Negativzinsen, erzielen die Anleger damit Verluste. Denn sie erzielen keinen zusätzlichen Gewinn, sondern zahlen selbst Zinsen auf ihre Anlage. Hier wird von negativen Nominalzinsen, auch Negativzinsen oder eben Strafzinsen gesprochen. Strafzinsen bedeuten, dass das Geld auf dem Konto nominell weniger wert ist.
Wenn von negativen Zinssätzen die Rede ist, muss zunächst zwischen negativen Realzinsen und negativen Nominalzinsen unterschieden werden.Von einem negativen Realzins wird gesprochen, wenn der Nominalzins unter der Inflationsrate liegt - der Zinssatz kann also immer noch über Null liegen. In einem solchen Szenario verlieren die Ersparnisse an Wert, obwohl der Nominalzins über 0 Prozent liegt. Das Geld des Sparers verliert also an Kaufkraft, aber der Nominalbetrag wächst weiter. Dagegen muss bei einem negativen Nominalzins der Nominalzins tatsächlich im negativen Bereich liegen, d.h. unter 0 Prozent. In diesem Fall wird auch der Begriff "Strafzins" verwendet.
Im Prinzip ist das Konzept des Strafzinses recht leicht erklärt, denn er ist das Pendant zum regulären Zins, dem Positivzins. So verliert der Kapitalgeber bei einem Strafzins einen festen Prozentsatz seines Geldes über einen gewissen Zeitraum, der dem Kapitalnehmer zugutekommt. Grundsätzlich müssen Anleger Strafzinsen ab einer Anlagesumme von 100.000 Euro einplanen. Die meisten Banken berechnen jedoch erst ab deutlich höheren Summen Negativzinsen, zum Beispiel 250.000 Euro. Bis 2014 blieben Privatanleger von diesen Strafzinsen verschont. Den Start machte dann allerdings eine Volksbank aus Heidelberg.
Der Ausgangspunkt für negative Zinssätze ist die EZB-Geldpolitik. Sie führte im Juni 2014 einen negativen Einlagensatz für Kreditinstitute ein, die ihr Geld kurzfristig bei der Zentralbank deponieren wollten. Für Finanzinstitute innerhalb des Euroraumes heißt das, dass sie Strafzinsen zahlen, sobald sie Geld bei der Zentralbank anlegen. Anfangs lag der Strafzins noch bei minus 0,1 Prozent. Zwischen März 2016 und September 2019 lag der Negativzins bei minus 0,4 Prozent. Inzwischen liegt er schon bei minus 0,5 Prozent. Der Strafzins soll Finanzinstitute dazu bewegen, mehr Kredite an Unternehmen weiterzugeben und so die Wirtschaft in der Europäischen Union zu beleben. Allerdings muss dieser Gedankengang auch in der realen Wirtschaft verankert werden.
Auch wenn die meisten Kleinanleger nicht unmittelbar von den Negativzinsen der Banken tangiert werden, erschwert der starke Zinsrückgang infolge der Negativzinsen natürlich die Suche nach rentablen Anlagemöglichkeiten. Dennoch gelten die Grundsätze des Investierens - Abwägen zwischen Flexibilität, Sicherheit und Rendite - selbstverständlich weiterhin. So müssen Sie selbst abwägen, ob Sie angesichts der niedrigen Zinsen gewillt sind, ein höheres Anlagerisiko in Kauf zu nehmen, um damit eine höhere Rendite einzufahren. Aktienfonds und ETFs können durchaus Renditen über dem aktuellen Zinsniveau erwirtschaften, bergen aber auch ein oft ein höheres Risiko als traditionelle Anlageprodukte der Banken. Insbesondere ETFs können jedoch eine attraktive Alternative sein, denn die Managementkosten sind vergleichsweise niedrig. Generell sollten Sie jedoch jede Anlage sorgfältig prüfen und sich im Vorfeld gründlich informieren. Auf keinen Fall sollten Sie in ein Finanzprodukt investieren, welches Sie genauestens analysiert haben. Darüber hinaus sollten Sie im Sinne der Risikodiversifizierung eine möglichst ausgeglichene Mischung aus risikoreicheren, ertragreicheren und sichereren Investments wählen.
Felix Wolf
Redakteur
Master-Student der Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten Ökonometrie, Finanzen und Wirtschaftspolitik.
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