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Autor: Felix Wolf · Zuletzt aktualisiert: 02.02.24
Wirtschaft Finanzen Nachhaltigkeit · 7 Min. Lesedauer
Green Finance beschreibt die Rolle der Finanzindustrie bei der Entwicklung zu einer nachhaltigen Welt und im Kampf gegen den Klimawandel. Der Klimawandel verlangt große Einschnitte in die Wirtschaft, während langfristig nachhaltigere Konzepte entwickelt werden müssen, um die Ressourcen von der Erde effizient zu nutzen. Die Menschheit wird sich bewusster, dass das Finanzwesen nachhaltiger werden muss, damit sich die Industrie entsprechend entwickeln kann. Die Politik hat im letzten Jahrzehnt vermehrt Gesetze für diesen Zweck erlassen, um ein faires Green Finance Framework zu schaffen.
Unter Green Finance wird der Geldfluss und die Aktivitäten zusammengefasst, die für mehr Nachhaltigkeit sorgen und den Klimawandel bekämpfen. Erneuerbare Energie, Kreislaufwirtschaft und ESG Fonds sind dabei wichtige Faktoren.
Green Finance fasst Kredite und Investitionen zusammen, die umweltfreundliche Aktivitäten fördern. Dazu zählen umweltfreundlichen Waren, Dienstleistungen, Kompensationen oder der Bau grüner Infrastruktur. Weiter gegriffen fallen unter Green Finance auch das Management hinter Klima- und Umweltkrisen.
Für Green Finance gibt es keine allgemeine Definition, sodass verschiedene Unternehmen und Organisationen eine andere Interpretation von dem Begriff haben könnten. Alternative Bezeichnungen für Green Finance sind:
Die Schlüsselkonzepte für Green Finance konzentriert sich auf die Schaffung einer nachhaltigen und widerstandsfähigen Wirtschaft, welche die Herausforderungen des Klimawandels bewältigen und den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft fördern kann. Dabei wird ein Green Finance Framework genutzt, um die Rahmenbedingungen (engl. Framework) für Projekte so nachhaltig wie möglich umzusetzen. Mit dem richtigen Framework können Projekte einen viel größeren Nutzen für die Umwelt erzielen, da die gesamte Lieferkette und Wartung einen großen Teil der Umweltbelastungen ausmachen kann.
Experten gehen davon aus, dass die anfänglichen Investitionskosten sich nach längerer Zeit lohnen werden, da die Schäden durch den Klimawandel auf Dauer zu deutlich höheren Kosten führen würde. Folgende Bereiche gehören zu Green Finance:
Die Bekämpfung des Klimawandels durch Green Finance ist von entscheidender Bedeutung, da die Weltwirtschaft in hohem Maße von der Nutzung fossiler Brennstoffe und anderer nicht erneuerbarer Ressourcen abhängig ist. Dies hat zu einem Anstieg der Treibhausgasemissionen geführt, die die Hauptursache des Klimawandels sind. Um den Übergang zu einer kohlenstoffarmen, nachhaltigen Wirtschaft zu erreichen, muss Kapital für Aktivitäten mobilisiert werden, die die Nachhaltigkeit fördern und negative Umweltauswirkungen verringern.
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Das Interesse an nachhaltiger Finanzierung hat enorm zugenommen in den letzten Jahren. Dabei geht es um Fördergelder aus Fonds, staatliche Hilfen oder einem grünen Image. Vermeintlich nachhaltige Projekte können sich als Mogelpackung entpuppen und leisten entweder nur den minimalen Beitrag, um Investitionsmittel aus Green Finance zu erhalten oder geben sogar gefälschte Werte an. Die Europäische Union legt jetzt einheitlich Kriterien fest, um die Investitionen in Green Finance besser zu regulieren und die Vorgaben für staatliche Hilfen anzupassen. Dazu wurde bisher die EU-Taxonomie, der EU Green Deal, CSRD und SFDR Richtlinien verabschiedet.
Ein alltägliches Beispiel für Green Finance ist z.B. Plastik aus dem Meer in Produkten zu verwenden. Das sogenannte Meeresplastik erhält Kritik, weil es unverhältnismäßig viele Ressourcen benötigt, um daraus recycelte Produkte herzustellen. Kai Nebel, Ingenieur für textile Verfahrenstechnik, hält das zu 100 Prozent für Greenwashing und argumentiert, Kleidung aus echtem Meeresplastik wäre unbezahlbar.
Bei Investitionen geht es in Green Finance oft um „Impact Investing“. Es wird behauptet, dass durch gezielte Investitionen und Auswahl der Partner eine nachhaltige Entwicklung der Region stattfindet oder soziale Ungerechtigkeiten beseitigt werden, ohne dass es dafür einen Nachweis gibt. Häufiger Streitpunkt in Green Finance sind Definitionen davon, was tatsächlich grün ist.
Unter Greenwashing versteht man die Vermittlung eines falschen Eindrucks oder irreführender Informationen darüber, wie umweltfreundlich die Produkte eines Unternehmens sind.
Die Hamburg School of Business Administration (HSBA) geht davon aus, dass der Green Finance Markt in Europa etwa 10 Mal so groß ist wie in den USA. Insgesamt macht die EU einen Anteil von 52 % am weltweiten Green Finance Markt aus. Ein ähnliches Ergebnis zeigt der Global Green Finance Index 12 (GGFI), der in den Top 10 gleich 6 Finanzzentren aus Europa auflistet. Deswegen sind die Risiken durch Greenwashing in Europa auch viel höher, da es nirgendwo sonst so viel Geld zu holen gibt wie in der EU.
Greenwashing ist betrügerisch und unethisch, weil es Investoren und Verbraucher, die wirklich nach umweltfreundlichen Unternehmen oder Produkten suchen, in die Irre führt. Oft werden grüne Produkte mit einem Aufschlag verkauft, wodurch sie teurer werden, was die Verbraucher zu überhöhten Preisen verleiten kann. Ohne Regulierungen wird das gleiche Produkt einfach teurer verkauft, indem ein grünes Label aufgedruckt wird. Wenn Greenwashing aufgedeckt wird, kann es den Ruf und die Marke eines Unternehmens ernsthaft schädigen. Dabei geht es nicht nur um Produkte im Supermarkt, Verpackungen oder Kleidung, sondern auch um Banken, Fonds, Automobilhersteller, Immobilien und Zertifikate.
Die Deutsche Bank Tochter DWS muss wegen mangelnder Geldwäschekontrollen und Falschangaben zu Green Finance 25 Millionen Dollar Strafe an die US-Börsenaufsicht zahlen. In Deutschland laufen die Ermittlungen noch. Der Fall zeigt, dass selbst große Institute die ESG-Kriterien nicht immer so genau nehmen. Die Vorschriften der EU haben bereits dafür gesorgt, dass Fonds im Wert von über 2 Milliarden Euro vom Börsenmarkt genommen wurden. Die neuen Gesetze führen aber auch zu Verwirrung. Ein Teil der Gesetze sieht nur die Offenlegung vor (Artikel 9), was aber nichts über den Inhalt des Fonds aussagt oder wohin die Gelder investiert werden.
China investiert massiv in die Infrastruktur und beliefert einen Großteil des Planeten mit Produkten. Daher spielt Green Finance in der Fabrik der Welt eine bedeutende Rolle, auch für Deutschland. Der Export wichtiger grüner Produkte von China nach Deutschland hat im Jahr 2023 um 61,6 Prozent zugenommen. China befindet sich noch im Aufbau in Sachen Green Finance und der Großteil wird durch den Staat gesteuert.
Nach Jahrzehnten des Wirtschaftswachstums hat China nun die Entwicklung einer grünen, kohlenstoffarmen und kreislauforientierten Wirtschaft zu seiner Priorität erklärt. In einer Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen im September 2020 kündigte der chinesische Präsident Xi Jinping an, dass das Land den Höhepunkt der Kohlenstoffemissionen vor 2030 erreichen und die Kohlenstoffneutralität vor 2060 verwirklichen werde.
Chinas Green Finance Markt bietet ein gutes Wachstumspotenzial. So machen grüne Anleihen (Green Bonds) im Jahr 2020 weniger als 1 % des gesamten chinesischen Anleihemarktes aus. Diversifizieren Sie ihr Portfolio und investieren in die Energiewende. Im Jahr 2022 lag der Wert nach Quellen von Climatebonds bei 85,4 Mrd. USD. Damit liegt der Anteil der grünen Anleihen mit Gütesiegel am gesamten chinesischen Anleihemarkt bei 1,5 % im Onshore-Markt. Im Rahmen der Dual-Carbon-Strategien (die Zusagen für 2030 und 2060) wird der enorme Investitions- und Finanzierungsbedarf im Zusammenhang mit dem grünen Wirtschaftswandel enorme Wachstumschancen für den Banken- und Versicherungssektor schaffen.
Felix Wolf
Redakteur
Master-Student der Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten Ökonometrie, Finanzen und Wirtschaftspolitik.
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