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Ben Bernanke erhält Nobelpreis für Wirtschaft - Notenbankchef der Finanzkrise

Autor: Thomas B. · Zuletzt aktualisiert: 10.12.23

Wirtschaft Finanzen Politik Börse/Aktien · 9 Min. Lesedauer

Ben Bernanke erhält Nobelpreis für Wirtschaft - Notenbankchef der Finanzkrise - Titelbild

Einer der diesjährigen Nobelpreisträger für Wirtschaft, Ben Bernanke, hat sich mit der Frage beschäftigt, welche Rolle die Banken in Wirtschaft und Gesellschaft spielen und was bei einem Zusammenbruch passieren würde.

Ehemaliger Chef der US Notenbank Ben Bernanke wird Nobelpreisträger

 

Ben Bernanke teilt sich den Wirtschaftsnobelpreises von 2022 mit Douglas W. Diamond und Philip H. Dybvig. Ben Bernanke bekommt Kritik ab, weil er als ehemaliger Notebankchef für die heutigen hohen Inflationen verantwortlich sein soll und sich über andere Analysten bei der Fed hinweggesetzt haben. Aber die einfache Wahrheit ist, dass Bernanke, welche Fehler er auch immer als Vorsitzender der US-Notenbank Fed von 2006 bis 2014 gemacht haben mag, nicht die Schuld an der heutigen Preissteigerungsraten trägt. Feierlich überreicht werden die Nobelpreise traditionell erst am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel.

 

Es stimmt, dass Bernanke ein umfangreiches Programm der quantitativen Lockerung und Geldmengenausweitung durchführte. Er überwachte eine enorme Aufstockung der Reserven im Bankensystem. Bis Oktober 2009 waren die Reserven der Banken von 870 Milliarden Dollar vor der Krise auf 2,1 Billionen Dollar gestiegen, infolge des aufgeblähten Immobilienmarkts. Dennoch führte diese Politik nicht zu einer massiven Inflation.

 

Unter Bernanke schuf die Fed Geld und kaufte damit Vermögenswerte von den Banken, unter anderem längerfristige Staatsanleihen, Commercial Paper und Hypothekenpapiere. Dadurch erhöhte sich das Geldangebot, aber die Fed sorgte auch für einen Anstieg der Nachfrage nach Geld. Insbesondere nach Bankreserven, indem sie Zinsen auf die bei der Fed gehaltenen Reserven zahlte. Darüber hinaus gab es zu dieser Zeit aufgrund des Zusammenbruchs der Kredit- und Hypothekenmärkte weitere deflationäre Tendenzen.

Durchschnittliche Inflation während Amtszeit von Nobelpreisträger Ben Bernanke

 

Alles in allem blieb die durchschnittliche Inflationsrate während Bernankes Amtszeit unter 2 % und das obwohl sich eine schwere Wirtschaftskrise ereignet hat. Die Fed versuchte, eine Mischung aus Geldmengen- und Geldnachfragesteigerungen zu entwickeln, die nicht zu einer übermäßigen Inflation führen würde, und das ist ihr weitgehend gelungen. Die Zahlen zur Geldmenge allein sagen jedoch nicht alles aus.

 

Die überzeugendsten Kritiker von dem frischen Nobelpreisträger Ben Bernanke haben nämlich argumentiert, dass die Preisinflationsraten hätten höher statt niedriger sein müssen. Damit hätte man die Gesamtnachfrage in der Wirtschaft besser aufrechterhalten und die Arbeitslosigkeit begrenzen können. Die Huffington Post hatte 2010 berichtet, dass mehrere Fed-Analysten die AIG Bank in der Finanzkrise 2008 nicht retten wollten und die Rolle der Bank überbewertet ist. Mittlerweile steht die Mehrheit hinter der Entscheidung des heutigen Nobelpreisträger Ben Bernanke.

 

Manchmal wird behauptet, dass diese "Bernanke-Inflation" in die Preise von Vermögenswerten wie Aktien und Kryptowährungen geflossen sei und nicht in die Einzelhandels- oder Verbraucherpreise. Auch diese Hypothese passt nicht zu den Daten. Während der meisten Zeit von Bernankes Amtszeit bewegten sich die Aktienkurse im Großen und Ganzen innerhalb historischer Normen, wenn man Maßstäbe wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis betrachtet. Was die Kryptowährungen angeht, so sind die Inflationsraten heute viel höher - und die Kryptopreise sind nicht in die Höhe geschossen, sondern eingebrochen.

Die Arbeit die zum Wirtschaftsnobelpreis 2022 führte

 

Das Nobelpreiskomitee hat den Amerikaner Ben Bernanke für seine Forschungen zur Bedeutung von Banken und der Gefahr eines Bankensturms den Wirtschaftsnobelpreis 2022 verliehen und verleiht damit der Finanzkrise aus dem Jahr 2008 eine besondere Bedeutung. Damals rettete der Wirtschaftsnobelpreisträger als Chef der US-Notenbank Fed in Schwierigkeiten geratene Bank AIG, entgegen vielen anderen Experten Empfehlungen. Die Fed hat die Bank mit Milliardenkrediten gerettet, nachdem diese innerhalb von drei Monaten über 60 Milliarden Dollar verloren hatte.

 

Bernanke, der am Wirtschaftsinstitut des MIT promoviert hat, erhält den Preis zusammen mit Douglas W. Diamond, Wirtschaftsprofessor an der Booth School of Business der University of Chicago, und Philip H. Dybvig, Wirtschaftsprofessor an der Olin School of Business der Washington University in Saint Louis. Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften, die den Nobelpreis jedes Jahr verleiht, zitierte Bernankes Arbeit, die zeigt, wie während der Großen Depression in den 1930er Jahren Bank-Runs die Krise verschärften.

 

Diese Forschungsarbeit wurde 1983 unter dem Titel "Nonmonetary Effects of the Financial Crisis in the Propagation of the Great Depression" in der American Economic Review veröffentlicht. Seine Arbeit war wegweisend um die Weltwirtschaftskrise aus den 30er Jahren besser zu verstehen und findet Anwendungen in heutigen Krisen. Während der Nobelpreisrede wurde folgendes aus Ben Bernanke seiner Arbeit zitiert:

Nachwirkungen und Kritik am Nobelpreisträger

 

Das Preisgeld von ca. 915.000 Euro ist für den heutigen Hedgefonds Berater, Mitglied der amerikanischen Akademie der Wissenschaften und ehemaliger Präsident der „American Economic Association“ wahrscheinlich weniger wichtig, als sein öffentliches Ansehen. Eine Behauptung ist, dass die Fed einfach zu viel quantitative Lockerung betrieben hat, was die Wirtschaft schließlich einholen würde. Es ist, als würde man zu viel Luft in einen Ballon pumpen – die Blase muss platzen.

 

Eine Wirtschaftskrise ist bei der Rekordinflation von über 10 %, angeschlagenen Transportketten und Wirtschaftskrieg zwischen Westen und Osten ein brandaktuelles Thema. Ben Bernankes Erkenntnis aus den 30ern: Es war das Geld selbst, das den entscheidenden Unterschied ausgemacht hat. Der Rückgang der Geldmenge in der Krise war seiner Ansicht nach nicht nur eine Folge, sondern "eine wichtige treibende Kraft" der Krise. Ängstliche Banken, die keine Kredite mehr vergaben, und zögerliche Notenbanken hätten die Krise verschärft. Länder, deren Notenbanken weniger streng und zögerlich waren, seien hingegen besser durch die Zeit gekommen.

 

Die Realität ist, dass, selbst wenn die neue inflationäre Geldspritze irgendwie zuerst in einen einzelnen Sektor fließt, sie bald ihren Weg in die breitere Wirtschaft findet und die Preise auf breiter Front in die Höhe treiben würde. Eine Erklärung für eine verzögerte Wirkung der Bernanke Politik während seiner Amtszeit wäre, wenn das Geld über Jahre in einem einzelnen Sektor bleibt und erst jetzt in den Markt gespült wird.

Hat Ben Bernanke zu viel Geld ins System gepumpt?

 

Die Geldpolitik funktioniert nicht so einfach und es gibt auch keine offensichtlichen Anzeichen für die Konzentration von Geld in einem einzelnen Sektor. Es gibt zwar Verzögerungen, aber eine größere Inflationsepisode führt in etwas mehr als einem Jahr zu einem spürbaren Anstieg der Inflation, wie die Forschungen von Milton Friedman und anderen gezeigt haben. Die Auswirkungen einer neuen Geldpolitik bleiben nicht ein Jahrzehnt oder länger untätig.

 

Es gibt eine Reihe von Ereignissen, die man eher für die jüngste Inflation verantwortlich machen kann: ein starker Anstieg der Geldmenge in den letzten Jahren, zu wenig Zurückhaltung bei den fiskalischen Impulsen wie z.B. der Corona-Politik und ein starker Anstieg der Energiepreise, vor allem als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine. Die Ökonomen sind sich nicht einig über die relative Bedeutung dieser verschiedenen Schocks. Aber sie sind sich einig, dass dies die wichtigsten Faktoren sind, und nicht irgendeine geldpolitische Entscheidung aus dem Jahr 2009.

 

Ob man den Nobelpreisträger Ben Bernanke für die heutige Inflation verantwortlich machen kann, ist also fragwürdig. Das die Fed durch die weltweite Stellung des US-Dollars eine Machtposition hat und eine Wirtschaftskrise auslösen könnte, wird kaum jemand abstreiten können. Aber ob man ihn als Vater der Inflation bezeichnen kann, ist schwierig. Ob seine Lehren in den aktuellen Krisen richtig angewendet werden ist eine andere Frage. Das Problem soll nach Bernanke durch mehr Liquidität gelöst werden, aber wie viel Liquidität das richtige Maß und wie diese erzeugt werden soll, ist die wichtigere Frage. Der Staat hat als Handlungsspielraum nur das Drucken von Geld bzw. die Vergabe von Krediten oder Steuererleichterungen auf der anderen Seite.

 

Thomas B.

Thomas B.

Redakteur

Master-Student im Fach Physik mit besonderem Interesse an Technik- und Finanzthemen.

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