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Autor: Thomas Feldhaus · Zuletzt aktualisiert: 16.09.24
Börse/Aktien · 8 Min. Lesedauer
Börsennotierte Unternehmen belohnen ihre Aktionäre, indem sie einen Teil ihres Gewinns in Form einer Dividende ausschütten und manchmal auch durch Aktienrückkäufe. Obwohl Bardividenden die häufigste Form der Aktionärsvergütung sind, stellen Aktienrückkäufe eine attraktive Alternative dar. Erfahren Sie alle Vor- und Nachteile anhand von aktuellen und historischen Beispielen.
Bei einem Aktienrückkauf kauft ein Unternehmen ihre eigenen Aktien von den Aktionären zurück. Dafür wird entweder ein öffentliches Angebot ausgeschrieben, dass Besitzer von Aktien wahrnehmen können oder das Unternehmen kauft die Aktien direkt an der Börse ein, um die Anzahl der Aktienrückkäufe besser zu kontrollieren.
Bei einem Aktienrückkauf kauft ein Unternehmen Aktien auf dem Sekundärmarkt von allen Anlegern, die verkaufen möchten. Die Aktionäre sind nicht verpflichtet, ihre Aktien an das Unternehmen zurückzuverkaufen. Ein Aktienrückkauf richtet sich nicht an eine bestimmte Gruppe von Aktionären, er steht jedem offen, wird direkt an der Börse getätigt oder eine Kombination aus beiden.
Börsennotierte Unternehmen, die sich zu einem Aktienrückkauf entschlossen haben, geben in der Regel bekannt, dass der Vorstand eine "Rückkaufermächtigung" erteilt hat, wo der Aktienrückkauf auf eine der folgenden Art und Weisen festgelegt ist:
Nein, bei einem Aktienrückkauf ist ein Anleger nicht dazu verpflichtet, seine Aktie an das Unternehmen zu verkaufen. Daher kauft das Unternehmen die Aktien direkt an der Börse oder macht ein offenes Angebot, das häufig über dem aktuellen Börsenpreis liegt.
Ein Unternehmen möchte mit Aktienrückkäufen immer etwas Positives bewirken. Daher sind alle Vorteile von Aktienrückkäufen auch Vorteile, sowohl für Anleger, als auch für das Unternehmen.
Rentable börsennotierte Unternehmen geben überschüssige Barmittel oft in Form von Dividenden an die Aktionäre zurück. Diese wird meistens von Jahr zu Jahr erhöht, um die Anleger bei Laune zu halten. Sie können ihre Anleger aber auch durch Aktienrückkäufe belohnen, in sogenannten Aktienrückkaufprogrammen. Durch Aktienrückkäufe wird der Preis der Aktie an der Börse nach oben getrieben, da in der Regel eine signifikante Anzahl von Aktien gekauft wird. Die Anleger werden mit einem höheren Aktienkurs belohnt. Der gestiegene Aktienkurs fällt etwa einen Monat nach dem Aktienrückkauf wieder auf das Ausgangsniveau zurück.
Aktionäre, die ihre Aktien während eines Rückkaufs nicht verkaufen, erhalten keinen Barbetrag zurück und müssen daher auch keine Steuern zahlen. Dagegen werden Dividendenausschüttungen als Einkommen besteuert, während steigende Aktienwerte überhaupt nicht besteuert werden. Wenn die Inhaber ihre Aktien an das Unternehmen zurückverkaufen, fallen natürlich Kapitalertragsteuern an, aber Aktionäre, die nicht verkaufen, profitieren von einem höheren Aktienwert und zahlen keine zusätzlichen Steuern. Ein Aktionär kann sich also entscheiden, wann, ob und welchen Teil der Gewinne realisiert werden soll.
Mehr Flexibilität als bei Dividenden, denn jedes Unternehmen, das eine neue Dividende einführt oder eine bestehende Dividende erhöht, muss die Zahlungen langfristig aufrechterhalten. Eine Dividende ist genauso hoch oder höher ist als im Jahr zuvor, ansonsten hat ein Unternehmen schnell unzufriedene Anleger. Da es sich bei Aktienrückkäufen um einmalige Maßnahmen handelt, sind sie für die Unternehmensleitung ein wesentlich flexibleres Instrument.
Wachsende Unternehmen befinden sich oftmals in einem Wettlauf um Talente. Wenn sie Aktienoptionen ausgeben, um Mitarbeiter zu halten, erhöhen die Optionen, die im Laufe der Zeit ausgeübt werden, die Gesamtzahl der ausstehenden Aktien des Unternehmens und verwässern die bestehenden Aktionäre. Rückkäufe sind eine Möglichkeit, diesen Effekt auszugleichen.
Es gibt aber auch viele Kritiker von Aktienrückkäufen, die sie als eine schlechte Möglichkeit für Unternehmen bezeichnet werden, Werte für ihre Aktionäre zu schaffen. Hier sind einige der Nachteile von Aktienrückkäufen.
Abhängig von vielen Faktoren können Aktienrückkäufe kurzfristige Kursgewinne, ähnlich wie beim Daytrading, begünstigen, wenn es andere profitablere Verwendungsmöglichkeiten für die Barmittel gibt. Investitionen in Forschung und Entwicklung oder das Anlegen von Barmitteln für schlechte Zeiten sind zwar nicht unbedingt förderlich für den Aktienkurs, können aber längerfristig einen besseren Wert darstellen. Langfristig können Investitionen in andere Bereiche mehr Wert schaffen als durch Aktienrückkäufe.
Es war normal, in den Jahren vor der Covid-19-Pandemie, bis zur Hälfte aller Aktienrückkäufe durch die Aufnahme von Schulden zu finanzieren. Die niedrigen Zinssätze boten den Unternehmen Anreize, Geld für Aktienrückkäufe zu leihen, um die Aktienkurse kurzfristig zu stützen. Viele Kritiker halten dies für eine besonders kurzsichtige Strategie. Durch den steigenden Leitzins wäre es jetzt noch eine viel stärkere Belastung für das Unternehmen, die Aktienrückkäufe durch einen Kredit zu finanzieren.
Einige Unternehmen, die Aktienrückkäufe tätigen, haben nach einer Periode guter Leistungen einen Vorrat an Barmitteln angesammelt. Unternehmen in dieser Lage haben in der Regel auch eine relativ hohe Aktienbewertung, was bedeutet, dass sie möglicherweise weniger Wert für die Aktionäre schaffen als andere Verwendungszwecke für die Barmittel. Je nach Branche können höhere Geldreserven den Aktienkurs mehr steigen lassen als ein Aktienrückkaufprogramm.
Viele börsennotierte Unternehmen vergüten ihre Führungskräfte in Form von Aktien, wodurch andere Aktionäre bei der Gewinnausschüttung verwässert werden. Führungskräfte können Rückkäufe nutzen, um zu verschleiern, wie sich diese Form der Vergütung auf die Aktienzahl des Unternehmens auswirkt. Michael Farrell hat in einer Studie die Daten zwischen 2004 und 2019 ausgewertet, mit folgendem Ergebnis: "Eine Rückwärtsberechnung lässt vermuten, dass der durchschnittliche CEO durch Rückkäufe zusätzliche 12.500 Dollar pro Jahr an direktem Nutzen erzielen könnte, ein trivialer Bruchteil der durchschnittlichen Jahresvergütung eines CEOs von 5,6 Millionen Dollar."
Viele der Aktienrückkäufe laufen noch, sodass Aktienbesitzer ihre Aktien an das Unternehmen zurückverkaufen können. Der prozentuale Anteil gibt den maximalen Anteil an, der erreicht werden kann, wenn das gesamte Kapital ausgezahlt wurde.
Apple spielt bei Aktienrückkäufen in einer anderen Liga und stellt jedes Jahr die Konkurrenten in den Schatten. Wie im zweiten Quartal 2023 bekannt gegeben wurde, bereitet sich Apple auf weitere Aktienrückkäufe in Höhe von bis zu 90 Milliarden US-Dollar vor, nachdem dem in 2022 ebenfalls 89,4 Mrd. US-Dollar erreicht wurden. Anstatt andere Unternehmen zu übernehmen, setzt der Tech-Gigant seine Bargeldmittel ein, um Aktien zurückzukaufen. Seit 2012 und bis Ende 2022 hat Apple mehr als 572 Milliarden Dollar für Aktienrückkaufprogramme ausgegeben.
BioNTech hat während der Corona-Pandemie massive Gewinne eingefahren, wodurch der Aktienkurs sich zwischenzeitlich mehr als verdreifacht hat. Aktuell ist der Kurs wieder auf das Niveau von vor der Pandemie gefallen. Ende März 2023 hat das Unternehmen einen Aktienrückkauf über 500 Millionen US-Dollar angekündigt. Damit ist das diesjährige Aktienrückkaufprogramm um 1 Milliarde US-Dollar niedriger als im Jahr zuvor. BioNTech ist ein gutes Beispiel, dass die Aktienrückkäufe keinen langfristigen Effekt auf den Aktienkurs haben.
Die Münchener Rück hat nach der Hauptversammlung im Jahr 2022 angekündigt, bis zur Hauptversammlung im Jahr 2023 eigene Aktien im Wert von maximal 1 Mrd. € zurückzukaufen. Aktienrückkäufe für das Jahr 2023 waren ebenfalls mit einer Summe von 1 Mrd. US-Dollar angekündigt. Beide Ankündigungen wurden so erwartet und haben den Aktienkurs nicht besonders beeinflusst. Der Kurs ist seit 2012 in einer stabilen Aufwärtsbewegung und nähert sich wieder dem Aktienkurs vom Jahr 2000 an.
Das vergleichsweise kleine Unternehmen Teamviewer bietet ebenfalls seit dem Jahr 2022 Aktienrückkäufe an. Während der erste Aktienrückkauf im Jahr 2022 noch 300 Millionen US-Dollar zur Verfügung hatte, sind es im Jahr 2023 nur noch 150 Millionen US-Dollar. Im Jahr 2022 hat das Unternehmen 5,11 % der im Umlauf befindlichen Aktien erworben. Der Rückkauf in 2022 hat die Aktie kurzzeitig auf 16 € hüpfen lassen und ist dann wieder auf 13 € gefallen.
Der Mutterkonzern von Google, Alphabet, hat im letzten Quartal 2022 die erwarteten Zahlen übertroffen und einen Aktienrückkauf über 70 Mrd. US-Dollar angekündigt. Trotz der neuen Rekordsumme für Aktienrückkäufe hat Alphabet in einer Kündigungswelle der Techkonzerne über 12.000 Mitarbeiter entlassen. Damit kauft Alphabet den gleichen Betrag zurück wie auch schon im Vorjahr 2022. Die Ankündigung hat zusammen mit der Veröffentlichung der Quartalszahlen den Aktienkurs um 4 % nach oben getrieben.
Thomas Feldhaus
Chefredakteur
Wirtschaftsjournalist mit Faible für Unternehmensverantwortung und Leidenschaft für Radsport.
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