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Digitalisierung im Finanzbereich - Beispiel Banken

Autor: Heino Zießnitz · Zuletzt aktualisiert: 03.04.24

Wirtschaft Finanzen Börse/Aktien · 7 Min. Lesedauer

Digitalisierung im Finanzbereich - Beispiel Banken - Titelbild

Die Digitalisierung im Finanzbereich ist für Banken ein Muss. Der Finanzdienstleistungssektor durchläuft derzeit einen umfassenden digitalen Wandel, der weitreichende Auswirkungen auf die Art und Weise hat, wie die Unternehmen des Sektors ihre Geschäfte führen. Neue Technologien ermöglichen es Banken, Versicherungen und anderen etablierten Finanzdienstleistern, ihre Abläufe zu überarbeiten und neue Wege zu finden, um ihre Kunden zu bedienen. Veränderte Kundenanforderungen und der Druck, Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern, lassen den Banken keine andere Wahl, als moderne Technologien einzusetzen. Eine Reihe von Fintech Start-Ups fasst schnell Fuß in dem Bereich der digitalen Banken.

Eine neue Welle der Innovation

 

Die jüngste Welle der Finanzinnovation, die sich auf die Möglichkeiten der Digitalisierung stützt, kam größtenteils von außerhalb des etablierten Bankensystems in Form von neuen Finanzdienstleistern, die entweder mit den etablierten Banken konkurrieren oder mit ihnen zusammenarbeiten. Die Fintech Start-Ups erzielen schnelle Erfolge, gehen aber auch genauso schnell in die unerwartete Insolvenz. Erstaunlich viele Neulinge ergattern Millionen aus Förderungen und von Investoren, obwohl alle das gleiche Ziel haben, die Digitalisierung im Finanzbereich.

 

Die technische Innovation hat neue Vertriebskanäle, eine Abkehr von den traditionellen Filialmodellen der etablierten Banken und den Markteintritt neuer Zahlungsdienstleister ermöglicht - von Mobilfunkunternehmen, die mobiles Geld anbieten, bis hin zu Fintech-Unternehmen, die digitale Geldbörsen und Börsenhandel für unterwegs anbieten. Das Internet hat auch zu einem stärkeren Wettbewerb geführt, der es den Kunden ermöglicht, Produkte und Preise verschiedener Finanzdienstleister zu vergleichen, und Plattformen, die es den Kunden ermöglichen, ihre Einlagen bei veränderten Bedingungen zwischen den Banken zu verschieben.

 

Fintech- und Big-Tech-Plattformen haben ihre Kreditvergabe auf der ganzen Welt ausgeweitet. Eine Studie von 2020 schätzt, dass der Fluss dieser neuen Formen von Krediten 223 Mrd. USD bzw. 572 Milliarden USD im Jahr 2019 erreicht. China, die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich sind die größten Märkte für Fintech-Kredite. Die Kredite für große Technologieunternehmen wachsen in China, Japan, Korea, Südostasien und einigen Ländern in Afrika und Lateinamerika besonders schnell. Länderübergreifende Vergleiche zeigen, dass solche Kredite in Ländern mit höherem BIP (Bruttoinlandsprodukt) pro Kopf, in denen die Aufschläge im Bankensektor höher sind und in denen die Bankenregulierung weniger strikt ist, häufiger vergeben werden. Kredite für Fintech Unternehmen sind dort größer, wo es weniger Bankfilialen pro Kopf der Bevölkerung gibt. Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich stellt außerdem fest, dass Fintech- und Big-Tech-Kredite dort stärker entwickelt sind, wo die Geschäftstätigkeit einfacher ist und der Anlegerschutz, Offenlegung und die Effizienz des Justizsystems fortgeschrittener sind.

Neo-Banken treiben Digitalisierung im Finanzbereich voran

 

Neo-Banken sind App-basierte Fintech Firmen, die auf Kundenerfahrungen ausgerichtet sind und sich auf die Bereitstellung eines hervorragenden Kundensupports und geeigneter Lösungen konzentrieren. Die Neo-Banken sind komplett digital, also ohne eigene Filialen oder Ansprechpartner vor Ort und ohne eigene Geldautomaten. Neo-Banken sind nach wie vor ein wichtiger Motor für Innovationen im Finanzdienstleistungsbereich. Unter den Neo-Banken hat sich in den USA Cash App durchgesetzt als einfaches Zahlungsmittel, in Deutschland ist N26 und Trade Republic beliebt, während Klarna und Revolut zu den erfolgreichsten Fintechs in der Digitalisierung des europäischen Finanzsektors zählen. In der Schweiz hat sich Alpian als erste digitale Privatbank etabliert.

 

Die digitalen Banken haben nicht nur massive Aufmerksamkeit in der Bankenbranche erhalten, sondern auch hohe Investitionen. Nicht nur vor der Pandemie, sondern auch während des wirtschaftlichen Abschwungs im Jahr 2021. Neo-Banken sollen im Jahr 2021 fast 12 % der Gesamtinvestitionen ausgemacht haben, wobei 10 Milliarden Dollar aus nur 29 Finanzierungsrunden stammen. Die USA, Großbritannien und Brasilien waren die größten Investoren für die Digitalisierung im Finanzbereich, wobei der amerikanische Kontinent für fast 60 % der Investitionen in den digitalen Finanzsektor verantwortlich war.

 

Durch die viele Aufmerksamkeit und große Investitionen haben sich die Neo-Banken zu ernsthaften Konkurrenten zu den etablierten Banken entwickelt. Einer der Gründe dafür ist die ständige Innovation der Neo-Banken, die selbst während der Pandemie gute Arbeit geleistet haben und das immense Investitionsvolumen, mit dem normalen Banken kaum mithalten können. Der Wunsch, mehr zu tun und Spitzenleistungen zu erzielen, würde den Neo-Banken helfen, in den kommenden Jahren mehr Investitionen anzuziehen. Die Sparkasse hat im Zusammenhang mit der neuen Datenschutzverordnung ein Rekordvolumen von einer Milliarde in die Digitalisierung gesteckt, während die kleine Neo-Bank N26 in der Finanzierungsrunde von 2021 777 Millionen Euro eingesammelt hat.

Digitalisierung soll mit Omnichannel-Ansatz den Kunden über alle digitalen und Offline-Kanäle dieselben Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen
Digitalisierung soll mit Omnichannel-Ansatz den Kunden über alle digitalen und Offline-Kanäle dieselben Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen

Digitalisierung der Finanzbranche

 

Die Revolution in der Informationstechnologie, einschließlich des Aufkommens des Cloud-Computing, hat die Erstellung, Verarbeitung und Nutzung von Big Data und angewandter Statistik zur Messung und Verwaltung von Finanzrisiken erleichtert. KI und maschinelles Lernen ermöglichen eine Verbesserung von Screening- und Überwachungsmodellen im Vergleich zu bestehenden Techniken, wie z. B. den traditionellen (meist statischen) Kreditbewertungsmodellen.

 

Mehrere Studien haben gezeigt, dass Big Data bei der Vorhersage von Ausfallmustern nützlicher ist als herkömmliche Ansätze, bei denen sich Banken lediglich auf Kreditregister verlassen. Dazu kommen Modelle für eine bessere Vorhersage, ob es sich um Betrug oder Geldwäsche handeln könnte, während der Großteil der Daten nur von Computern analysiert wird, sodass der Datenschutz besser gewährleistet werden kann. Je weniger Augen die Kundendaten sehen, desto weniger Gesamtrisiko für Zwischenfälle besteht. Im Versicherungsbereich setzt der Digitalisierungsdienstleister JDC Group das Konzept der Digitalisierung als erfolgreiches Fintech seit 2003 um.

 

Die Versicherungsbranche hat als Teil der Finanzbranche den notwendigen Wandel hin zu mehr Digitalisierung erkannt, trotzdem läuft noch ein Großteil über das Telefon und Briefe per Post ab. Die JDC Group hat sich in den vergangenen Jahren stark auf den Bereich Versicherungen konzentriert und sich zu einem marktführenden Digitalisierungsdienstleister im Versicherungsbereich entwickelt. Durch das erfolgreiche Geschäft der letzten Jahre konnte JDC wesentlichen Teile der Top Ten Gruppe erwerben. In der Versicherungsbranche ist die Digitalisierung ein essenzielles Instrument zur Effizienzsteigerung, Prozessoptimierung und schließlich zur Kostensenkung. Experten von Google und Bain & Company gehen von 25 Prozent Kosteneinsparung oder insgesamt 18 Milliarden Euro aus. Laut einer Umfrage von 2016 wollen 78 Prozent der Deutschen digital mit ihrem Versicherer interagieren, heute sind es wahrscheinlich noch mehr.

Was ist die DACH Region?

Das Kürzel DACH oder D-A-CH bezeichnet die größtenteils deutschsprachigen Märkte Deutschland (D), Österreich (A) und die Schweiz (CH).

79 % wollen effiziente Digitalisierung der Finanzindustrie


Die Experten von PwC haben in einer Umfrage von 151 Führungskräften aus dem Finanzbereich der DACH-Region herausgefunden, dass 45 % die Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) für ein wichtige Innovation halten. Ungefähr 4 von 5 der Befragten (79 %) wollen die Geschäftsprozesse digitalisieren und effizienter machen, während sich fast drei Viertel (73 %) eine Kosteneinsparung von der Digitalisierung der Finanzindustrie erhoffen. Dazu hält ein Großteil der Führungskräfte die Digitalisierung als sehr wichtig für die Einhaltung von Gesetzen und Unternehmensrichtlinien.

 

Laut PwC verbringen die Mitarbeiter in den effizientesten Finanzabteilungen bereits 75 % ihrer Zeit mit der Analyse von Daten. Ein Ende 2019 veröffentlichter Bericht von Dresner Advisory Services zeigt, dass 40 % der Finanzabteilungen beabsichtigen, im Jahr 2020 Big-Data-Lösungen anzuschaffen, insbesondere um von Informationen in Echtzeit zu profitieren, ihre Arbeit auf die Bedürfnisse des Managements abzustimmen und die Daten zuverlässiger zu machen.

Michael Berns Director AI & FinTech bei PwC Deutschland

KI wird einer der entscheidenden Wettbewerbsfaktoren für Finanzinstitute sein. Sie bietet aber auch Anwendungsmöglichkeiten weit über die Automatisierung von Prozessen hinaus.

Director AI & FinTech bei PwC Deutschland

Michael Berns

Aspekte der Digitalisierung in Banken

 

Die Mehrheit der Banken hat den Omnichannel-Ansatz in den Mittelpunkt ihrer Strategien gestellt. Die Banken haben die Leichtigkeit, Innovation, Einfachheit und Zugänglichkeit der von FinTech-Unternehmen angebotenen Plattformen verstanden. Bei Omnichannel geht es darum, den Kunden über alle digitalen und Offline-Kanäle dieselben Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen.

 

Die Schaffung einer robusten Omnichannel-Banking-Plattform ist sicherlich der nächste Schritt für Banken, um ihren Nutzern ein erstklassiges Kundenerlebnis zu bieten. In den kommenden Jahren könnten die etablierten Banken ihre Omnichannel-Infrastruktur ausbauen, um mit FinTech-Unternehmen konkurrieren zu können. Besonders Kunden aus ländlichen Regionen sind von ihren Banken enttäuscht, da immer mehr Geldautomaten und Filialen geschlossen werden, teilweise nach zunehmenden Spreng-Serien von Geldautomaten im Umland. In Verbindung mit steigenden Gebühren für Girokonten von Privatpersonen steigt das Interesse an Neobanken und Alternativen.

 

In Europa gehören Revolut und N26 zu den vielen Unternehmen, die im Bereich des mobilen Bankings für Furore sorgen. Trotzdem gehören GooglePay und ApplePay zu den weltweit am häufigsten verwendeten Internet-Zahlungsmitteln. Die Starling Bank ist einer der führenden Anbieter von Digital Banking in Großbritannien. Mobile Banking ist im heutigen digitalen Zeitalter zum Alltag geworden.


Heino Zießnitz

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