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Autor: Pia Messerschmitt · Zuletzt aktualisiert: 15.04.24
Finanzen Kryptowährungen · 10 Min. Lesedauer
Die Debatte rund um Bitcoin Ordinals ist, gelinde ausgedrückt, sehr lebendig. Die einen sehen revolutionäre NFTs, die anderen unnötigen Datenballast, der die Bitcoin Blockchain verstopft. Entweder man steht auf der Seite der Befürworter oder im Lager der Kritiker. Oder aber, man fühlt sich bereits beim Lesen dieser Einleitung wie ein Fremder in einem neuen Land. Für genau diese Gruppe ist dieser Leitfaden gedacht, der Licht ins Dunkel bringt und die Funktionsweise von Ordinals und Inscriptions erläutert. Was macht Bitcoin Ordinals so besonders, dass gerade alle über sie reden? In diesem Artikel werden wir auf das Phänomen Bitcoin NFTs und das Ordinals Protokoll eingehen. Da Ordinals in der Bitcoin Community immer mehr an Bedeutung gewinnen, wollen wir uns abschließend die aktuellen Entwicklungen dazu genauer ansehen, sowie die hitzigen Für und Wider der beteiligten Parteien darlegen.
Bitcoin Ordinals kamen Anfang 2023 durch Casey Rodarmors „Bitcoin Ordinal Theory“ auf und haben seitdem eine rasante Popularität erlangt. Seit ihrem Start am 21. Januar wurden bereits über 1,5 Millionen dieser NFTs erstellt, was die beeindruckende Akzeptanz und das Interesse an dieser neuen Form der digitalen Kunst unterstreicht. Einige der bekanntesten Beispiele für Bitcoin Ordinals sind die "Ordinals Punks", ein Derivat der berühmten Crypto Punks, die im traditionellen NFT Bereich hoch gehandelt wurden. Ein Ordinal Punk wechselte kürzlich für 9,5 BTC (mehr als 200.000 US-Dollar) den Besitzer (Quelle). Kurzfristige Anlage und Glücksspiel?
Die meisten haben mittlerweile wahrscheinlich schon von NFTs oder Non Fungible Tokens gehört, die auf anderen Blockchains wie Ethereum zu finden sind. Diese NFTs sind einzigartige digitale Kunstwerke, die man besitzen kann. Aber sie sind eher wie ein Zertifikat, das auf eine Datei verweist, die irgendwo anders Off-Chain oder auf zentralisierten Datenbanken gespeichert ist. Viele sind im Hype 2021 damit schnell reich geworden, wovon andere beim Daytrading nur träumen können.
Im Gegensatz dazu wollte Rodarmor eine unveränderliche Speicherung von Bild, Text, Audio und Video auf der Blockchain schaffen. Somit sind die "Inscriptions" (später mehr dazu), direkt auf der Blockchain, also On-Chain, gespeichert. Sie sind einzigartig und können nie verändert oder gelöscht werden. Allerdings sind Bitcoin Ordinals weniger programmierbar als Ethereum basierte NFTs und können sich (noch) nicht mit Smart Contracts kombinieren. Obwohl sie im traditionellen Sinne nicht als Token gelten, fungieren Bitcoin Ordinals ähnlich und können gehandelt werden, wie ihre Ethereum Pendants.
Bitcoin Ordinals, die seit Anfang 2023 immer beliebter werden, sind also ein Ansatz zur Integration von Non Fungible Tokens (NFTs) auf der Bitcoin Blockchain. Seit dem Start im Januar 2023 wurden bereits über 1,5 Millionen solcher NFTs erstellt. Jeder, der Bitcoin besitzt und die technischen Fähigkeiten hat, kann ein Ordinal erstellen und es auf der Bitcoin Blockchain verewigen. Dabei werden die Informationen zum Ordinal in der Blockchain gespeichert, wodurch seine Echtheit und Einzigartigkeit gewährleistet sind.
Bitcoin Ordinals basieren auf der Ordinaltheorie, die den kleinsten Einheiten von Bitcoin, den Satoshis, eine individuelle Identität verleiht und ihre Verfolgung, Übertragung und Bedeutung ermöglicht. Satoshis werden nach der Reihenfolge des Minings nummeriert und diese eindeutige Identifikationsnummer wird als Ordinalzahl bezeichnet. So können Satoshis mit digitalen Inhalten beschriftet werden, die dann als unveränderliche digitale Sammlerstücke gehandelt werden können. Bitcoin Ordinals gelten also nicht als Token im herkömmlichen Sinne.
Denken Sie an ein Satoshi als völlig gleichwertig, wie Euro Münzen. Sie können hin und hergetauscht werden und haben denselben Wert, sind also fungibel. Jede dieser Transaktionen wird festgehalten auf der Blockchain. Das ist das klassische Bitcoin Netzwerk. Was passiert nun aber, wenn einige dieser Münzen in der Gesellschaft als besonders wertvoll angesehen werden, zum Beispiel weil sie eine seltene Inschrift tragen? Die technische Gleichwertigkeit der Münzen ändert sich nicht, aber in den Augen der Menschen können einige Münzen nun als wertvoller angesehen werden. Das macht das Ordinal Protokoll nun möglich.
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Jedes Bitcoin Ordinal wird durch eine eindeutige Kennung, die sogenannte "Inscription", repräsentiert. Diese Inscriptions sind nichts anderes als Daten, die direkt in die Bitcoin Blockchain eingebettet sind.
Stellen Sie sich ein unveränderliches, unzerstörbares Notizbuch vor, das niemals verloren geht. Das ist die Blockchain. Jede Seite dieses Buches zeichnet normalerweise nur Finanztransaktionen auf. Doch mit dem Ordinals Protokoll hat das Notizbuch plötzlich mehr Platz auf den Seiten und ist es dadurch möglich, dass Sie alle möglichen Arten von Daten reinschreiben: Bilder, Audiodateien, Videos und Text. Es wird in die Seiten „eingraviert", sodass sie für immer dort bleiben. Das ganze Notizbuch wäre demnach die Bitcoin Blockchain, und das Eingravieren der Daten sind die „Inscriptions".
Die „Inscriptions“ von Bitcoin Ordinals ist ein technisch komplexer Prozess und erfordert spezielle Werkzeuge. Ursprünglich konnten das nur diejenigen, die eine Full Node betreiben. Mittlerweile gibt es jedoch Anwendungen wie etwa Ordinals Bot, die es Benutzern ermöglichen, Inhalte hochzuladen, die sie auf der Blockchain verewigen möchten.
Marktplätze zum Kauf und Verkauf von Ordinals entstehen erst mit der Zeit. So sind die meisten Transaktionen bisher außerbörslich z.B. auf Discord erfolgt. Erst langsam nimmt das Geschäft mit den Bitcoin NFTs Fahrt auf und Marktplätze entstehen. Hier drei Marktplätze, die Ordinals handeln:
Um endlich einen Ordinal zu kaufen, braucht es zunächst noch eine Bitcoin Ordinals Wallet wie zB. Ordinals Wallet, oder Xverse. Seien Sie allerdings bitte äußerst vorsichtig, wenn Sie Bitcoin von einer Wallet versenden, auf der sich auch Bitcoin NFTs befinden könnten. Es besteht die reale Gefahr versehentlich Ihren wertvollen Ordinal mitzuversenden. Um derartige unerwünschte Fehler zu vermeiden, wird empfohlen generell keine Bitcoins auf der Wallet zu senden.
Keine Ahnung, welche Bitcoin Ordinals Sie kaufen wollen? Ben Korbach, NFT und AI Experte, stellt hier einige Bitcoin NFTs mit Potential vor.
Laut einer Datenanalyse von BitMEX Research nehmen Bitcoin NFTs mittlerweile bis zu 70% des Bitcoin Blockspaces ein, wobei der Trend noch recht neu ist. Die meisten dieser neuen Daten stammen von Bild Inscriptions, die 93,3% aller Inscription Daten ausmachen. Inscriptions brauchen also deutlich mehr Platz im Block als herkömmliche Transaktionen. Trotzdem ist die durchschnittliche Größe einer Inscription Transaktion recht gering, nur etwa 21 kB für Bilder und 8 kB für Text.
Eine logische Folge des Ordinal Trends ist demnach der erhebliche Anstieg der Transaktionen (s. Abbildung unten). Am 08.05.2023 haben über 400.000 Transaktionen im Mempool gewartet, während des Schreiben des Artikels warten immer noch rund 80.000 Transaktionen.
Man kann sich den Bitcoin Mempool ein bisschen so vorstellen als wäre es ein Bahnhof. Dort fahren Züge (Blöcke) ab und nehmen Passagiere (Transaktionen) mit. Wenn zu viele Passagiere mitfahren wollen, müssen sie eben auf den nächsten Zug warten.
Eine Zunahme der Aktiviäten auf der Blockchain wirkt sich besonders auch auf die Transaktionskosten. Diese sind aufgrund der Ordinals stark angestiegen. Der Preis für eine einfache Bitcoin Transaktion im Mainnet stiegen am 8. Mai auf 30,19 Dollar, nachdem sie seit Juli 2021 rund zwei Jahre lang bei etwa 2 Dollar gelegen hatten. Da die Inscriptions größere Datenmengen enthalten, müssen sie mehr "Fahrkarten" am Bahnhof kaufen, um das ganze Gepäck mit in den Zug zu nehmen, was zu einer allgemeinen Erhöhung der Gebühren führt.
Bricht jetzt vielleicht das Zeitalter von Lightning und anderen L2-Lösungen an? Dieses Problem kann schließlich nicht einfach auf die Ordinals geschoben werden, sie sind nur der Auslöser für den aktuellen Anstieg. Denn stellen wir uns nur einmal vor, dass ein größerer Teil der Welt die Bitcoin Blockchain für Geldtransaktionen nutzen würde, dann hätten wir dasselbe Problem mit den Transaktionsgebühren im Mainnet.
Die Bitcoin Community spaltet sich auf zwischen denjenigen, die neue Chancen wittern und denjenigen, die skeptisch sind.
Letztere sind besorgt, dass die Einführung von NFTs und anderen komplexen digitalen Assets die Einfachheit und Klarheit von Bitcoin untergraben könnte. Sie argumentieren, dass in erster Linie Bitcoin als dezentrales, digitales Zahlungsmittel bzw. Gold konzipiert wurde. Sie befürchten, dass das Hinzufügen von zusätzlichen Funktionen und Komplexität dazu führen könnte, dass Bitcoin von diesem primären Ziel abweicht. Einige Kritiker wie Lightning Entwickler Rene Pickhardt argumentieren, dass Proof of Work ein System ist, das Spam verhindern soll, und sehen die Blockchain nun mit willkürlichen Datenpaketen überschwemmt. In jüngster Zeit wird zunehmend von einer potenziellen Bedrohung und sogar einem drohenden Angriff auf das Bitcoin Netzwerk gesprochen.
Die Gegenseite hingegen ist begeistert von den Möglichkeiten, die das Ordinal Protokoll mit sich bringt. Sie sehen damit eine Chance, die Bitcoin Technologie weiter zu diversifizieren, und zwar weit über das hinaus, was mit traditionellen Transaktionen möglich ist. Schließlich ist Bitcoin gekommen, um zu bleiben. Und wer bleiben will, der muss mit der Zeit gehen. Und wohin es geht, entscheidet der freie Markt. Daher lautet die Reaktion von MicroStrategy auf Twitter „bullish!“.
Wie alles im Leben sollte man wohl versuchen, einen gesunden Mittelweg zu finden. Sicherlich gibt es einen Wert und das Potenzial von Bitcoin Ordinals, man sollte sich nur auch den Herausforderungen und Risiken bewusst sein. Mit Bitcoin Ordinals sollte verantwortungsvoll umgegangen werden, um sicherzustellen, dass sie das Bitcoin Ökosystem stärken und nicht schwächen.
Bitcoin Ordinals stellen einen aufregenden und innovativen Schritt in der Entwicklung von Bitcoin und Blockchain Technologie dar. Sie erweitern das Potenzial von Bitcoin über seine traditionelle Rolle als digitale Währung hinaus und eröffnen neue Möglichkeiten für digitale Kunst und Sammlerstücke. Es ist jedoch wichtig, die mit dieser Entwicklung verbundenen Herausforderungen anzuerkennen, insbesondere im Hinblick auf die Auswirkungen auf die Transaktionskosten und die Kapazität der Bitcoin Blockchain. Die Bitcoin Community muss einen konstruktiven Dialog führen und gemeinsam nach Lösungen suchen, um den steigenden Bedarf an Speicherplatz zu bewältigen, ohne die Grundprinzipien von Bitcoin zu beeinträchtigen. Insgesamt symbolisieren Bitcoin Ordinals die ständige Evolution und das anhaltende Potenzial von Blockchain Technologie. Wie bei jeder neuen Technologie liegt es an uns, sie verantwortungsvoll zu nutzen und ihre Vorteile zu maximieren, während wir gleichzeitig Risiken und Herausforderungen sorgfältig managen.
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Lesen Sie hier.Pia Messerschmitt
Thought Leader, Teacher und Copywriter für digitale und finanzielle Bildung
Pia ist Web3, Blockchain und AI Enthusiastin. Sie liebt es den Zeitgeist innerhalb der Gesellschaft zu beobachten und zu analysieren. Aktuell im Think Tank und Forschungszentrum der Frankfurt School of Finance als Bitcoin-Talent und NFT-Talent im Frankfurt Blockchain Center. Wenn sie nicht gerade schreibt, surft sie gerne am Atlantik.
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