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Die 72er-Regel - Zinseszins verstehen und nutzen

Autor: Thomas Feldhaus · Zuletzt aktualisiert: 16.07.24

Finanzen · 6 Min. Lesedauer

Die 72er-Regel - Zinseszins verstehen und nutzen - Titelbild

In der Welt der Finanzen und Investitionen gibt es zahlreiche Prinzipien und Konzepte, die es ermöglichen, zukünftige Vermögenswerte zu berechnen und finanzielle Entscheidungen fundierter zu treffen. Eines der praktischsten und am häufigsten verwendeten Konzepte ist die 72er-Regel. Diese einfache Faustformel erlaubt es Anlegern, schnell abzuschätzen, wie lange es dauert, bis sich eine Investition bei einem gegebenen Zinssatz verdoppelt. 

 

Die 72er-Regel im Überblick:

 

  • Die 72er-Regel ist eine Faustformel zur Berechnung des Zinseszinseffekts.

 

  • Mit der 72er-Regel kann man berechnen, wie lange es dauert, bis sich eine Investition verdoppelt hat.

 

  • Die 72er-Regel kann auch bei Krediten und bei der Berechnung von Inflationseffekten angewendet werden.
Was ist der Zinseszins?

Zinseszins ist der Prozess, bei dem auf bereits erwirtschaftete Zinsen zusätzlich Zinsen berechnet werden. Dies führt zu einem exponentiellen Wachstum des ursprünglichen Kapitals, da die Zinsen nicht nur auf das ursprüngliche Kapital, sondern auch auf die bereits angesammelten Zinsen gezahlt werden. 

Ursprung und Grundprinzipien

 

Die 72er-Regel hat ihren Ursprung in der Mathematik des Zinseszinses. Bei jeder Zinsperiode werden die Zinsen zum Kapital hinzugefügt und in der nächsten Periode mitverzinst. Dadurch wächst das Kapital exponentiell und nicht linear. Der Zinseszinseffekt führt dazu, dass sich Kapital schneller vermehrt als bei einfacher Verzinsung. Dies ist besonders bei längeren Anlagezeiträumen deutlich spürbar.

 

Die 72er-Regel bietet eine Näherung zur Berechnung der Verdopplungszeit einer Investition, indem sie die Zahl 72 durch den jährlichen Zinssatz teilt.

 

Mathematisch lässt sich die Verdopplungszeit T bei einem Zinssatz r mit der Formel:

 

T = 72/r 

 

bestimmen. Zum Beispiel benötigt eine Investition bei einem jährlichen Zinssatz von 6% ungefähr 12 Jahre, um sich zu verdoppeln (72/6 = 12).

 

Spannend wird es, wenn man die aktuellen Sparzinsen zugrunde legt. Bei 1,5 % würde eine Verdoppelung des eingesetzten Kapitals rund 48 Jahre dauern, also mehr als ein ganzes Arbeitsleben. Bei noch niedrigeren Zinsen, wie sie in den letzten Jahren üblich waren, würden Sparer diese Verdoppelung nicht mehr erleben.

Anwendung der 72er-Regel

 

Die 72er-Regel wird von Anlegern, Finanzplanern und Ökonomen häufig genutzt, weil sie schnelle und nützliche Schätzungen ermöglicht. Sie ist besonders nützlich in folgenden Szenarien:

 

  • Finanzplanung und Altersvorsorge: Anleger können schnell abschätzen, wie sich ihre Investitionen über lange Zeiträume entwickeln werden. Beispielsweise kann eine junge Person, die in eine Rentenversicherung mit einem jährlichen Zinssatz von 8% investiert, erwarten, dass sich ihr Kapital etwa alle 9 Jahre verdoppelt.

 

  • Vergleich von Investitionen: Durch die Anwendung der 72er-Regel können verschiedene Anlagemöglichkeiten miteinander verglichen werden. Wenn eine Investition eine höhere Verdopplungszeit aufweist, könnte sie gegenüber anderen Optionen weniger attraktiv sein.

 

  • Bewertung von Krediten und Schulden: Die Regel kann auch verwendet werden, um zu verstehen, wie schnell sich Schulden bei bestimmten Zinssätzen verdoppeln. Dies ist besonders relevant bei der Kreditaufnahme und der Bewertung von Kreditkartenverbindlichkeiten.

 

  • Anwendung zur Berechnung von Inflationseffekten: Wer wissen möchte, wie schnell die Inflation das eigene Kapital auffrisst, kann ebenfalls auf die 72er-Regel zurückgreifen. Dazu teilt man 72 durch die durchschnittlich zu erwartende Inflationsrate.

 

 

Tabelle zur 72er-Regel, die verschiedene Zinssätze berücksichtigt:

 

Zinssatz (%) Anlagesumme (€) Verdopplungszeit (Jahre)
3 1.000 24
4 5.000 18
5 1.000 14,4
6 1.000 12
7 5.000 10,3
8 10.000 9
9 1.000 8
10 5.000 7,2

 

Grenzen und Genauigkeit der 72er-Regel

 

Obwohl die 72er-Regel ein nützliches Werkzeug ist, hat sie auch ihre Grenzen. Die Regel liefert nur eine Näherung und ist am genauesten bei Zinssätzen zwischen 6% und 10%. Bei sehr hohen oder sehr niedrigen Zinssätzen kann die Genauigkeit der Regel abnehmen. Dies liegt daran, dass die Regel eine vereinfachte Darstellung der komplizierteren mathematischen Gleichung des Zinseszinses ist:

 

Endkapital = Anfangskapital × (1 + Zinssatz/100)^Laufzeit

 

Für eine genauere Berechnung der Verdopplungszeit sollten daher komplexere mathematische Methoden oder Finanzrechner verwendet werden.

 

Außerdem ist das Ergebnis der 72er Regel immer brutto, d.h. ohne Kosten, Steuern und Inflationsschwankungen. Diese können zwar zu einem Durchschnittswert zusammengefasst und dann vom Nominalzinssatz abgezogen werden, das Ergebnis bleibt jedoch ein Richtwert.

Fazit

 

Die 72er-Regel ist ein bemerkenswert einfaches, aber mächtiges Werkzeug in der Finanzwelt. Sie bietet eine schnelle Möglichkeit, die Verdopplungszeit von Investitionen zu schätzen und hilft Anlegern und Finanzplanern, fundierte Entscheidungen zu treffen.

 

Trotz ihrer Grenzen bleibt die Regel aufgrund ihrer Einfachheit und praktischen Anwendbarkeit weit verbreitet und geschätzt. Durch das Verständnis und die Anwendung der 72er-Regel können sowohl erfahrene Investoren als auch Finanzneulinge bessere Einblicke in das Wachstum ihrer Vermögenswerte gewinnen und somit ihre finanziellen Ziele effizienter erreichen.


Thomas Feldhaus

Thomas Feldhaus

Chefredakteur

Wirtschaftsjournalist mit Faible für Unternehmensverantwortung und Leidenschaft für Radsport.

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