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Ein Gespenst geht um in Deutschland. Bleibt die Rezession?

Autor: Heino Zießnitz · Zuletzt aktualisiert: 03.04.24

Wirtschaft Politik · 10 Min. Lesedauer

Ein Gespenst geht um in Deutschland. Bleibt die Rezession? - Titelbild

2022 stand die Rezession schon vor der Tür

 

Das Gespenst ist zurück in Deutschland. Nach einem Minus des BIP von 0,5 Prozent im vierten Quartal 2022 schien eine technische Rezession für die deutsche Wirtschaft unausweichlich zu sein. Durch die mittlerweile wieder sinkenden Energiepreise korrigierte das Statistische Bundesamt für das erste Quartal 2023 seine Zahlen, man lag Anfang des Jahres bei einer Stagnation. Allerdings mehrten sich die Anzeichen dafür, dass die vorläufig errechnete Zahl für das erste Quartal 2023 doch noch ein Minuszeichen bekommen wird und so kam es dann auch. Das bedeutete dann in der Realität 2023 den Beginn der Rezession.

 

Das Statistische Bundesamt hat vier Datenauswertungen für den März 2023 veröffentlicht, die darauf hindeuteten, dass die deutsche Wirtschaft knapp an einer Rezession vorbeigegangen ist. Ein Anzeichen dafür war der starke Einbruch der Industrieproduktion um 3,3 Prozent im März im Vergleich zum Vormonat. Die meisten Ökonomen hatten zwar mit einem Rückgang gerechnet, nachdem die Industrieproduktion zu Beginn des Jahres deutlich angezogen hatte, aber einen so starken Einbruch hatte keiner erwartet. Alle energierelevanten Branchen hatten Ende 2022 mit einem Auftragsrückgang zu kämpfen, allen voran die Automobilbranche mit einem Minus von 6,5 Prozent.

 

Der Rückgang der gesamten Industrieproduktion spiegelt sich in den Auftragsbüchern wieder. Das Neugeschäft der deutschen Industrie ist im März so stark eingebrochen wie seit der Coronakrise nicht mehr. Der Auftragsrückgang lag bei 10,5 Prozent zum Vormonat. Die Nachfrage im Inland sank um 6,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat, die Auslandsnachfrage verringerte sich um 13,1 Prozent. Der Export in die Euro-Staaten verringerte sich um 15 Prozent. Geht es der deutschen Wirtschaft schlecht, zeigt sich dies in den sinkenden Export-Zahlen. Diese lagen im März 2023 bei Minus 5,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat.

 

Sehr deutlich zeigte sich dieser Rückgang bei den Exportzahlen in die USA und China:

 

  • USA minus 11,0 Prozent
  • China minus 9,0 Prozent

 

Die schwachen März-Zahlen sind jedoch nicht der einzige Faktor, der die deutsche Wirtschaft belastet. Die Energiekrise und Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine haben ebenfalls einen nachhaltigen Einfluss auf die deutsche Wirtschaft. Die meisten Experten gehen dennoch davon aus, dass es im Verlauf des Jahres zu einem leichten Aufschwung kommen wird, auch wenn die Erholung minimal sein wird.

 

Die Bundesregierung rechnet bisher mit einem Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent im Gesamtjahr 2023, während die EU Kommission für Deutschland ein Wachstum von 0,2 Prozent vorhersagt. Der IWF (Internationale Währungsfonds) rechnet damit, dass der Trend nach unten anhält und die deutsche Wirtschaftsleistung 2023 um 0,1 Prozent schrumpft. So sieht es auch das ifo-Institut.

Die Gründe für den wirtschaftlichen Abschwung
Die Gründe für den wirtschaftlichen Abschwung

Die Gründe für den wirtschaftlichen Abschwung

 

Die schlechten Zahlen im März sind jedoch nicht der einzige Faktor, der die deutsche Wirtschaft belastet. Die Energiekrise, die durch den Anstieg der Energiepreise aufgrund des gestiegenen Bedarfs und der Verknappung des Angebots ausgelöst wurde, hat einen enormen Einfluss auf die deutsche Wirtschaft. Die Unternehmen haben mit höheren Kosten zu kämpfen, was zu einer Verringerung der Gewinne und zu einer Einschränkung der Investitionen führt. Darüber hinaus beeinträchtigt die Energiekrise auch die Nachfrage und das Konsumverhalten der Verbraucher.

 

Ein weiterer wichtiger Faktor ist Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die damit verbundenen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten haben auch Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Der Konflikt hat zu einer Verunsicherung der Investoren geführt, der sich auf die Handelsbeziehungen und die Exporte auswirkt.

 

Trotz dieser Herausforderungen gibt es auch positive Entwicklungen in der deutschen Wirtschaft. Die gebesserte Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen bleibt ungebrochen, wie der Ifo-Geschäftsklimaindex zeigt, der den sechsten Monat in Folge gestiegen ist. Die Unternehmen rechnen mit einem moderaten Wachstum in den nächsten Monaten und haben angekündigt, ihre Investitionen zu erhöhen. Darüber hinaus bleibt die inländische Nachfrage intakt, was ebenfalls ein gutes Zeichen ist. Investoren verhalten sich bereits jetzt sehr vorsichtig. Kapitalanlagen werden aus Sicherheitsgründen oft in ETF's oder Gold gesetzt. Auch Kryptowährungen sind derzeit für Anleger sicherer als Aktien.

 

Die Auswirkungen der Energiekrise und des Konflikts mit Russland werden die deutsche Wirtschaft jedoch auch weiterhin beeinflussen. Die steigenden Energiepreise werden dazu führen, dass Unternehmen und Verbraucher höhere Kosten haben und weniger Geld für Investitionen und Konsum zur Verfügung haben. Die politischen Unsicherheiten und die möglichen Handelsbeschränkungen können ebenfalls zu einer Beeinträchtigung der Wirtschaft führen.

 

Natürlich darf man bei der Betrachtung nicht vergessen, dass die deutsche Wirtschaft auch in der Vergangenheit mit verschiedenen Krisen umgehen musste. In den letzten Jahrzehnten hat sie sich als äußerst widerstandsfähig erwiesen und konnte sich von verschiedenen Schocks erholen. Eine der größten Herausforderungen in der jüngsten Vergangenheit war die Finanzkrise von 2008, die zu einer globalen Rezession führte. Die deutsche Wirtschaft konnte sich jedoch relativ schnell erholen und hat seitdem ein robustes Wachstum verzeichnet.

 

Eine weitere Herausforderung war die Coronapandemie, die 2020 zu einem massiven Einbruch der deutschen Wirtschaft geführt hat. Im Jahr 2020 schrumpfte die deutsche Wirtschaft um 4,9 Prozent, was der größte Rückgang seit dem Zweiten Weltkrieg war. Die Regierung und die Zentralbank haben jedoch schnell und entschlossen reagiert und ein massives Konjunkturpaket aufgelegt, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Dies hat dazu beigetragen, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2020 ein starkes Wachstum verzeichnen konnte.

Was bedeutet Rezession?

Die Rezession ist eine der vier Phasen des Konjunkturzyklus:

 

  • Aufschwung
  • Hochkonjunktur
  • Rezession
  • Depression

 

Der Konjunkturzyklus beschreibt die Entwicklung einer Volkswirtschaft über einen längeren Zeitraum. Rezession bedeutet in diesem Zusammenhang den wirtschaftlichen Abschwung, das Schrumpfen der Wirtschaftsleistung. Eine Rezession liegt dann vor, wenn das Wirtschaftswachstum in zwei Quartalen nacheinander sowie im Vergleich zu den vorangehenden Quartalen stagniert und gleichzeitig das BIP (Bruttosozialprodukt) sinkt. Die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen geht in dieser Konjunkturphase zurück.

Zweckoptimismus bestimmt das Bild

 

Die aktuellen Herausforderungen, vor denen die deutsche Wirtschaft steht, sind jedoch einzigartig und erfordern möglicherweise neue Lösungen. Die Energiekrise und der Konflikt mit Russland sind politische Herausforderungen, die nicht einfach zu lösen sind. Die steigenden Energiepreise können jedoch durch den Ausbau erneuerbarer Energien und die Verbesserung der Energieeffizienz reduziert werden. Die deutsche Wirtschaft ist jedoch gut aufgestellt, um diese Herausforderungen anzugehen. Sie ist eine der innovativsten und technologisch fortschrittlichsten Wirtschaften der Welt und hat eine starke Industriebasis. Darüber hinaus gibt es ein breites Spektrum von Unternehmen und Branchen, die zur Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft beitragen.

 

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die enge Zusammenarbeit zwischen Regierung, Unternehmen und Arbeitnehmern. In Deutschland gibt es eine lange Tradition der Zusammenarbeit zwischen diesen Gruppen, die zu einer stabilen Wirtschaft beigetragen hat. Die Sozialpartnerschaft hat dazu beigetragen, die Arbeitsbedingungen und die Löhne in Deutschland zu verbessern und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu stärken.

Hat sich Wirtschaftsminister Robert Habeck verzockt?

 

Die deutsche Wirtschaft ist ein wichtiger Akteur in der EU und hat einen bedeutenden Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung des Euroraums. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bestimmt maßgeblich die gesetzlichen Vorgaben für die deutsche Wirtschaft.

 

Laut Habeck hat die Inflation in Deutschland die Talsohle durchschritten, er erwartet für die kommenden Monate eine positive Entwicklung. Die Energiepreise seien wieder gefallen, die Auswirkungen würden Industrie und Privathaushalte aber erst später spüren. Die Pläne für günstigen Industriestrom werden von Finanzminister Lindner blockiert

 

Die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt bezeichnet der Wirtschaftsminister als stabil und robust, auch wenn ein drastischer Mangel an Fachkräften in allen Branchen zu beklagen ist. Habeck spricht in diesem Zusammenhang von einem Wandel, den die deutsche Wirtschaft mit seiner Unterstützung vollziehen soll. Aber wie er das umsetzen will, darüber schweigt der Minister noch. Der Wirtschaftsminister hat aber gerade etwas anderes zu tun. Momentan ist er wöchentlich in der Pressekonferenz, um seine Mitarbeiter zu verteidigen.

Rezession in den anderen EU Ländern
Rezession in den anderen EU Ländern

Rezession auch in anderen EU-Ländern?

 

Alle EU-Länder verarbeiten die Krisen anders. Zuerst die Finanzkrise, Schuldenkrise, Corona, Ukraine und jetzt die Energiekrise.

 

In Frankreich soll das BIP zunächst um 8,2 Prozent nach unten gehen und dann 2024 auf 7,4 Prozent wieder nach oben.

 

Italien, besonders stark von der Pandemie gebeutelt, erwartet laut Brüsseler Experten ein Konjunktureinbruch von 9,5 Prozent. Für 2024 wird dann 6,5 Prozent Wachstum erwartet.

 

Für Spanien ebenfalls keine guten Erwartungen. Ein Minus von 9,4 Prozent wird für 2023 prognostiziert, aber 2024 soll das BIP um 7,0 Prozent zulegen.

 

Die EU-Kommission weist darauf hin, dass die Prognose mit außergewöhnlich großen Unsicherheiten behaftet ist. Grundlage sei die Erwartung, dass es zu keiner globalen Bankenkrise kommt. Im Falle einer nicht auszuschließenden Bankenkrise- könnte dies zu einem noch größeren Einbruch der Wirtschaftsleistung und somit zur langfristigen Rezession in Deutschland und global führen.

PDF Anhänge

EU Inflationsrate
EU BIB Entwicklung

Was erwartet die deutsche Wirtschaft 2024?

 

Die von der EU-Kommission ausgewerteten Daten deuten darauf hin, dass Deutschland im Jahr 2023 einen BIP-Rückgang von 6,5 Prozent verzeichnen wird. Allerdings wird für das Jahr 2024 eine Erholung mit einem Wachstum von 5,9 Prozent prognostiziert.

 

Das Ifo-Institut hat seine Konjunkturerwartung für Deutschland im Jahr 2024 ebenfalls angehoben. Es erwartet nun ein Wachstum von 1,7 Prozent, was einer Erhöhung um 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zur vorherigen Prognose im Dezember entspricht. Die Inflationsrate soll sich laut den Münchner Wirtschaftsforschern mit 2,2 Prozent wieder normalisieren.

 

Für das laufende Jahr sind die Erwartungen dagegen eher düster. Das Ifo-Institut prognostiziert einen Rückgang um 0,1 Prozent, was mit der vorherigen Prognose im Dezember übereinstimmt. Allerdings wird erwartet, dass sich im Laufe des Jahres eine Wende vollzieht. Neben spürbaren Tariflohnanstiegen sollen auch allmählich sinkende Inflationsraten zur Trendwende beitragen. Das Institut gibt an, dass der Höhepunkt der Inflation erreicht sei. Die durchschnittliche Teuerungsrate für dieses Jahr wird auf 6,2 Prozent geschätzt, etwas weniger als in der Dezember-Prognose.

 

 

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