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Was sind Blue Chips? Kriterien – Bedeutung – Strategien

Autor: Thomas Feldhaus · Zuletzt aktualisiert: 03.04.24

Börse/Aktien · 9 Min. Lesedauer

Was sind Blue Chips? Kriterien – Bedeutung – Strategien  - Titelbild

Wer sich mit Aktien beschäftigt, kommt an Blue Chips nicht vorbei. Für die einen sind sie schlicht langweilig, für die anderen ein Garant für eine solide und regelmäßige Rendite. In jedem Fall sollten sie in keinem Depot fehlen. Doch was sind Blue Chips eigentlich und woran erkennt man sie?

 

Aktionärinnen und Aktionäre wollen mit ihrem Investment eine ordentliche Rendite erzielen und dabei möglichst wenig Risiko eingehen. Auf der Suche nach den richtigen Unternehmen, in die es sich zu investieren lohnt, stößt man dann mit ziemlicher Sicherheit auf Blue Chips. Damit sind Unternehmen gemeint, die in ihrer Branche eine führende Position einnehmen, seit langem solide Bilanzen vorlegen und regelmäßig hohe Dividenden ausschütten. Gerade in unsicheren und sehr volatilen Börsenphasen haben Blue Chips eine hohe Bedeutung und gelten als sichere Häfen der Aktienanlage. Vor allem so genannte Value-Investoren orientieren sich bei ihren Anlagen unter anderem an diesen Kriterien, sie sind aber in fast jedem Depot beigemischt.

So erkennen sie Blue Chips

Die erste Frage die sie sich stellen sollten: Kenne ich das Unternehmen? Blue Chips haben nämlich eine Gemeinsamkeit, sie haben einen bekannten Namen oder zumindest eine bekannte Marke. Weil das auch auf andere Unternehmen zutreffen kann, sind weitere Kriterien nötig. 

Hier die wichtigsten Aspekte, mit denen sie Blue Chips Aktien identifizieren können:

 

  • Blue Chips haben einen hohen Bekanntheitsgrad.
  • Sie gehören in ihrer Branche zu den Marktführern.
  • Die Unternehmen haben ein Geschäftsmodell, dass lange erprobt und erfolgreich ist.
  • Blue Chips Aktien haben eine hohe Marktkapitalisierung.
  • Sie sind sehr liquide handelbar.
  • Die Unternehmen können solide Bilanzen vorlegen und verfügen über eine hohes Rating.
  • Ihre Aktien haben eine gesunde Börsenhistorie.
  • Blue Chips Unternehmen zahlen regelmäßig Dividenden aus.
  • Die Aktien sind in einem Leitindex vertreten.

Blue Chips sind die solide Hausmannskost unter den Aktien. Die Finesse fehlt, dafür schmeckt es immer. Auf Aktien übertragen bedeutet dies: Auf eine spektakuläre Wachstumsstory können Blue Chips meist nicht verweisen, dafür liefern sie konstant einen guten Ertrag und sind deshalb so beliebt. Mit den genannten Merkmalen lassen sich Blue Chips sehr zuverlässig identifizieren, auch wenn es keine allgemeingültige Definition gibt, ab wann eine Aktie als Blue Chip bezeichnet werden kann.

Was sind Blue Chips?

Als Blue Chips werden Aktien von etablierten Unternehmen bezeichnet, die in ihrer Branche eine führende Position einnehmen und als finanziell stabil gelten. Synonym werden häufig auch die Begriffe large caps oder Standardwerte verwendet. Blue Chips haben oft eine lange Geschichte erfolgreicher Geschäftspraktiken, hohe Gewinne und eine hohe Dividendenrendite. Der Begriff "Blue Chips" stammt aus dem Pokerspiel, bei dem die blauen Chips den höchsten Wert haben. Anleger schätzen Blue-Chip-Aktien wegen ihrer Stabilität und verlässlichen Dividendenausschüttungen, und sie werden oft als "sicherer Hafen" in Zeiten volatiler Märkte angesehen. Beispiele für Blue Chips sind Apple, Microsoft, Coca-Cola, Johnson & Johnson und Procter & Gamble.

Woher stammt der Begriff Blue Chips bei Aktien?

Pokerspieler haben es schon geahnt, denn sie kennen Blue Chips als Jeton mit dem höchsten Spielwert. Die Analogie ist ganz passend. In den USA hat sich der Begriff längst im Sprachgebrauch etabliert und wird an vielen Stellen für hohe Werte verwendet. Im Börsengeschäft ist der Begriff erstmals in den 1920er-Jahren aufgetaucht. Geprägt hat ihn Oliver Gingold, ein Mitarbeiter des Medienunternehmens Dow Jones, das später den berühmten Index (Dow Jones Index) ins Leben rief und heute hauptsächlich damit in Verbindung gebracht wird. Inzwischen hat sich der Begriff Blue Chips im Zusammenhang mit großen, finanzstarken und börsennotierten Unternehmen fest etabliert. Aber nicht nur dort. Die sichersten und renditestärksten Assets werden auch in anderen Anlageklassen als Blue Chips bezeichnet. Selbst bei Weinen wird der Begriff verwendet. 

Vorteile von Blue Chips: Darum gehören sie ins Depot!

Blue Chips verfügen über eine hohe Marktkapitalisierung und sind meist breit gestreut. Dadurch sind tagesaktuelle Schwankungen nicht so stark ausgeprägt wie bei Titeln mit nur einem geringen Handelsvolumen. Blue Chips lassen sich also auch ohne Limits kaufen bzw. verkaufen. Die böse Überraschung bei der Wertpapierabrechnung bleibt aus. Weil Blue Chips ihre Aktionäre regelmäßig an den Gewinnen beteiligen, eignen sie sich für passive Investments, die vor allem auf Dividendenrendite setzen und weniger auf Kurswachstum. Durch die besonderen Merkmale von Blue Chips sorgen diese Aktien auch in unruhigen Zeiten an der Börse für Stabilität im Depot. Die breite Streuung der Aktionäre sorgt für permanenten Handel an den Börsen. Dadurch lassen sich Blue Chips jederzeit ohne Probleme kaufen und verkaufen. Aktuelle Kursverlust kann man bei Blue Chips aussitzen und auf bessere Zeiten warten. Die Dividenden fließen dann trotzdem.

Nachteile von Blue Chips: Darauf müssen Investoren verzichten!

Blue Chips fehlt die spektakuläre Wachstumsstory. Dadurch bieten sie wenig Aussicht auf hohe Kursgewinne. Für heavy Trader sind sie also nur in Ausnahmefällen ein sinnvolles Investment. Zu den wichtigsten Nachteilen bei Blue Chips gehört ihre Größe, die zwar einerseits für Stabilität sorgt, andererseits aber auch schwerfällig macht und hohe Verwaltungskosten verursacht. In Stein gemeißelt ist das Geschäftsmodell nämlich nicht. Ohne Innovationen droht Blue Chips der Verlust von Marktanteilen und das kann im schlimmsten Fall den Platz im Leitindex bedeuten.

Blue Chips und Dividende: Auf die ist Verlass.

Als Dividende wird die Gewinnbeteiligung der Aktionäre bezeichnet. Die ist weder selbstverständlich noch haben Aktionäre einen Anspruch darauf. Insbesondere bei Tech-Werten verbleiben die Gewinne oft im Unternehmen, um den weiteren Wachstumskurs zu finanzieren. Bei den Blue Chips gehören Dividendenzahlungen allerdings zur Regel. Natürlich sind hohe Dividenden bzw. eine hohe Dividendenrendite für Aktionäre wünschenswert. Allerdings sollte ihre Höhe mit Bedacht gewählt werden. Wird zu viel Gewinn ausgeschüttet, kann das Unternehmen weniger Geld für Investitionen und Wachstum zurücklegen. Das kann wiederum unmittelbar auf den Aktienkurs wirken, denn auch für Blue Chips sind die Wachstumserwartungen der Analysten eine wichtige Grundlage für weitere Kurssteigerungen.

Blue Chips Index: Bei den Großen immer dabei.

Blue Chips sind immer große Unternehmen mit einer hohen Marktkapitalisierung. Deshalb sind sie in der Regel auch im Leitindex des jeweiligen Landes vertreten. In Deutschland sind dies die Aktien des DAX 40, der die größten deutschen Unternehmen mit dem höchsten Börsenwert umfasst. In den USA bildet der Dow Jones Industrial Average, meist kurz Dow Jones Index genannt, die 30 größten Unternehmen der Vereinigten Staaten ab. Für Europa gibt es zwei Indizes, den Euro Stoxx 50 und den ähnlich klingenden Stoxx Europe 50 oder kurz Stoxx 50. Beide Indizes bilden die jeweils 50 größten börsennotierten Unternehmen ab. Der Unterschied liegt im Einzugsbereich. Während sich der Euro Stoxx 50 auf den Euro-Währungsraum konzentriert, gilt der Stoxx 50 für ganz Europa und enthält damit beispielsweise auch Unternehmen aus der Schweiz. Die 20 größten Unternehmen aus der Schweiz sind zudem im Swiss Market Index (SMI) gelistet. Weitere ähnliche Indizes sind der FTSE-Index aus Großbritannien, der die 100 umsatzstärksten Unternehmen der London Stock Exchange abbildet. Oder der Nikkei, der Leitindex der japanischen Börse, der allerdings bereits 225 Unternehmen enthält. Die Auswahl und Anzahl der Aktien in den einzelnen Indizes macht bereits deutlich, dass nicht jedes in einem Index enthaltene Unternehmen ein Blue Chip ist. Die Höhe der Marktkapitalisierung gibt hier mehr Aufschluss. Insbesondere die großen und bekannten Blue-Chip-Unternehmen haben oft eine Marktkapitalisierung von über 100 Mrd. Euro.

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Die besten Strategien für Investments mit Blue Chips

Blue Chips gehören grundsätzlich in jedes Depot. Sie sorgen mit ihren Dividenden für regelmässige Erträge und können in turbulenten Börsenzeiten die Nerven beruhigen. Natürlich ist jedes Investment in Einzelaktien mit hohen Risiken verbunden, aber bei Blue Chips ist dieses Risiko bei einem entsprechend langen Anlagehorizont überschaubar. Damit ist auch ein erstes Kriterium für die Anlagestrategie klar. Kurzfristige Kurssprünge sind nicht zu erwarten. Vielmehr ist die Investition in Standardwerte für Anleger mit einem langen Atem interessant. Der Klassiker sind Anlagestrategien, bei denen die Dividendenrendite im Vordergrund steht. Hier kommen sowohl erfahrene Trader als auch vorsichtig agierende Börsenneulinge auf ihre Kosten. Gerade wenn es an den Börsen abwärts geht, kann man meist günstig in Blue Chips einsteigen. 

 

Mit diesen Anlagestrategien holen sie sich Blue Chips Aktien ins Depot:

 

  • Buy & Hold-Strategie (Die Aktien günstig einkaufen und dann liegenlassen. Kurzfristige Kursschwankungen werden dabei ignoriert oder es wird in schwachen Phasen nachgeordert).
  • Dividendenstrategie (Auch hier werden die Aktien für einen langen Zeitraum erworben. Im Mittelpunkt steht allerdings nicht der Wertzuwachs, sondern die regelmäßige Ausschüttung von Dividenden).
  • Index-Strategie (Wie bei ETFs wird hierbei ein Index nachgebildet. Orientiert man sich dabei an den großen Leitindizes, sind die Blue Chips immer dabei).
  • Value-Strategie (Über eine Unternehmensbewertung wird der faire Preis der Aktie ermittelt und die langfristige Geschäftsentwicklung des Unternehmens prognostiziert. Gekauft werden unterbewertete Aktien, die dann langfristig im Depot verbleiben).
  • Size-Strategie (Hierbei stehen die großen Unternehmen (meist Blue Chips) im Mittelpunkt. Deren Wertentwicklung wird als wenig störanfällig betrachtet und sorgt für Stabilität im Depot).

 

Für Anleger, die sich die Auswahl einzelner Aktien nicht zutrauen, wenig Zeit für die Recherche haben oder einen passiven Vermögensaufbau verfolgen, bieten sich Exchange Traded Funds (ETFs) an. Über ETFs kann man in alle wichtigen Indizes investieren und das zu geringeren Kosten, als wenn man alle Aktien einzeln kaufen würde. Ideal ist es, in mehrere verschiedene Indizes zu investieren. So verteilt man das Risiko und profitiert gleichzeitig vom Wachstum in anderen Ländern.

Was bedeutet Dividendenrendite?

Dividendenzahlungen sind die Zinsen der Aktionäre. Damit lassen sich unabhängig von der Wertentwicklung der Aktie Einnahmen erzielen. In diesem Zusammenhang ist die Dividendenrendite eine wichtige Kennzahl. Sie ist das Verhältnis der Dividende zum aktuellen Börsenkurs. Blue Chips Unternehmen verfügen meist über eine hohe Dividendenrendite.

Auswahl beliebter Blue Chips Unternehmen: Hier investieren sie richtig!

Welche Unternehmen als Blue Chips gelten ist nicht in Stein gemeißelt und kann sich auch wieder ändern. Es gibt allerdings Aktien die schon seit vielen Jahren, teilweise sogar Jahrzehnte, als Standardwerte gelten. Hier eine Liste mit einer Auswahl beliebter Blue Chips Aktien:

 

(Land) Unternehmen (WKN) Branche Index (wichtigste)
(D) Allianz (840400) Finanzen Dax, Euro Stoxx 50, Stoxx Europe 50
(USA) Apple (865985) Technologie Dow Jones, Nasdaq 100, DJ Global Titans 50, S&P 100
(USA) Coca Cola (850663) Nahrungs- und Genussmittel Dow Jones, S&P 100, DJ Global Titans 50
(USA) IBM (851399) Technologie Dow Jones, S&P 100, DJ Global Titans 50
(USA) Johnson & Johnson (853260) Chemie, Pharma, Bio- und Medizintechnik Dow Jones, S&P 100, DJ Global Titans 50
(D) Siemens (723610) Technologie Dax, Euro Stoxx 50, Stoxx Europe 50, DJ Global Titans 50
(USA) Microsoft (870747) Technologie Dow Jones, Nasdaq 100, S&P 100, DJ Global Titans 50
(CH) Nestle (A0Q4DC) Nahrungs- und Genussmittel SMI, Stoxx Europe 50,DJ Global Titans 50
(F) Total/Totalenergies (850727) Energie und Rohstoffe Euro Stoxx 50, Stoxx Europe 50, CAC 40, DJ Global Titans 50
(D) Volkswagen (766403) Maschinenbau, Verkehr, Logistik Dax, Euro Stoxx 50, 
(USA) Wal-Mart (860853) Handel und Konsum Dow Jones, S&P 100, DJ Global Titans 50

Blue Chips Crypto/NFT: In der digitalen Welt zählt die Wertsteigerung.

Der Begriff Blue Chips wird im Finanzbereich nicht nur für Aktien, sondern zunehmend auch für Finanzinnovationen wie Kryptowährungen oder Non-Fungible Token (NFT) verwendet. Dabei dürfen jedoch nicht die gleichen Maßstäbe wie bei Wertpapieren angelegt werden. Häufig werden Begriffe aus der „alten“ Finanzwelt für Innovationen verwendet, um sie leichter verständlich zu machen. So wird Bitcoin gerne als „digitales Gold“ bezeichnet, obwohl die dauerhafte Werthaltigkeit von Bitcoins noch sehr umstritten ist. Dasselbe gilt für NFTs.

 

Innovationen, die im Vergleich zu ihren Konkurrenten erfolgreicher sind und daher auch als sicherer gelten, werden als Blue Chips anerkannt. Bei den Kryptowährungen sind dies beispielsweise Bitcoin, Ethereum oder Solana. Etwas komplizierter ist die Situation bei den NFTs. Die Moonbirds-Kollektion ist ein Beispiel für NFT-Projekte, die in der Szene als Blue Chips gehandelt werden. Entscheidend für die Einstufung ist allein die von der Community als nachhaltig eingestufte Werthaltigkeit. Insofern sind die Kriterien, nach denen Aktien als Blue Chips eingestuft werden, nur bedingt auf Finanzinnovationen übertragbar.


Thomas Feldhaus

Thomas Feldhaus

Chefredakteur

Wirtschaftsjournalist mit Faible für Unternehmensverantwortung und Leidenschaft für Radsport.

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