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Immobilienexperte Michael Oehme: Nimmt die Krise bei der Crédit Suisse Einfluss auf den Schweizer Immobilienmarkt?

Autor: Thomas B. · Zuletzt aktualisiert: 30.03.23

Wirtschaft Finanzen Immobilien Politik · 7 Min. Lesedauer

Immobilienexperte Michael Oehme: Nimmt die Krise bei der Crédit Suisse Einfluss auf den Schweizer Immobilienmarkt? - Titelbild

Der Immobilienexperte Michael Oehme nimmt Stellung zu dem durchgerüttelten Schweizer Großbanken-Sektor, nachdem sich die Crédit Suisse ins Abseits bugsiert hat. Der Schweizer Bundesrat hat schnell reagiert – doch droht hierdurch dem Immobiliensektor Ungemach? „Experten finden hierfür keine Anhaltspunkte. Dennoch muss man diese unerwartete Entwicklung ernst nehmen“, meint Immobilienexperte Michael Oehme aus St. Gallen, Schweiz. 

UBS neben der Crédit Suisse im Schweizer Bankenvierteil in Zürich
UBS neben der Crédit Suisse im Schweizer Bankenvierteil in Zürich

Michael Oehme sieht eine Vertrauenskrise anstatt einem Liquiditätsproblem

 

Nach vergleichsweise kurzer Zeit steht fest, welche Entwicklung die Diskussion über die Schräglage der Crédit Suisse (CS) nimmt. Stellt sich zunächst die Frage: Was ist überhaupt passiert? Folgt man der Presse, sei die Crédit Suisse seit Jahren durch Geschäfte durch den Handel mit sogenannten toxischen Papieren im Ausland aufgefallen. Auch habe sie die Zinsentwicklung falsch eingeschätzt. Außerdem soll sie gegen internationales Bankenrecht verstoßen haben. So habe sie nach Medienangaben einem Oligarchen geholfen, das Bankenembargo gegen Russland zu umgehen, weshalb der Vorstand der Crédit Suisse aktuell eine Vorladung der US-Behörden auf dem Tisch habe.

 

Diese Aktivitäten haben zu einem massiven Vertrauensverlust in die CS geführt, weshalb Investoren in den letzten zwölf Monaten weit über 100 Milliarden Schweizer Franken (CHF) abgezogen haben, da ist sich der gebürtige Schweizer Michael Oehme sicher. Und dieser Vertrauensverlust führte zu einem Sturzflug der Aktie. Kostete die CS-Aktie in ihren besten Zeiten noch 80 CHF, bewegt sie sich derzeit bei ihrem Tiefststand von rund einem Schweizer Franken. Um weiteren Schaden zu vermeiden, musste die Schweizer Regierung handeln.

 

Hierzu der SRF weiter: "Es ist eine Vertrauenskrise und kein Liquiditätsproblem. Die Vertrauenskrise besteht aber schon länger. Warum wurde das fehlende Vertrauen genau jetzt zum Problem?" Die CS-Chefs der vergangenen Jahre haben bei neuen Problemen und Verlusten stets von Altlasten ihrer Vorgänger gesprochen. Doch mit jedem neuen Milliardenverlust, mit jedem neuen Skandal hat sich das Bild einer Bank verfestigt, die das Bankgeschäft nur unzureichend beherrscht. Da der Schweizer Staat nun einspringen musste, möchte die Rechtskommission des Nationalrates nun die Verantwortlichkeiten von früheren und aktiven Führungsorganen prüfen lassen. Dabei ist es wichtig hervorzuheben, dass es sich um das Problem einer Bank, der CS und nicht um ein Problem der Schweizer Banken handelt, wie allein die Umverteilung der o.a. 100 Milliarden Schweizer Franken zeigt. Inwiefern die anderen Schweizer Banken von dieser Situation profitieren können, wird sich noch zeigen.

Michael Oehme: Schnelle Reaktion des Bundesrates

 

Vorbildlich und insbesondere schnell hat der Schweizer Nationalrat reagiert. Die CS wird von der UBS übernommen und erhält hierzu eine Liquiditätshilfe der Schweizer Nationalbank (SNB) von 100 Milliarden Franken an beide Banken. "Um allfällige Risiken für die UBS zu reduzieren, spreche der Bund der UBS zudem eine Garantie im Umfang von 9 Milliarden Franken zur Übernahme von potenziellen Verlusten aus, heißt es weiter." Nahezu nebenbei hat sie dabei die Einlagen der Sparer zu einhundert Prozent gesichert. Wie SRF ebenfalls berichtete, sind die Verlierer die CS-Aktionäre und teilweise die Anleihen-Gläubiger. Sie erhalten rund 76 Rappen pro Aktie, in Form von UBS-Aktien. Demgegenüber gibt es eine spezielle Kategorie Anleihe, die sogenannten Additional-Tier-1-Anleihen (AT1) oder CoCo-Bonds.

 

In dieser Kategorie werden im Rahmen der CS-Übernahme 16,2 Milliarden Franken abgeschrieben. Das heißt, die UBS übernimmt diese Schulden nicht - die Besitzer dieser AT1-Anleihen gehen tatsächlich leer aus. Diese AT1-Anleihen sind in den Händen von Profi-Investoren, Hedgefonds, Fondsgesellschaften und Family-Offices. Letztere dienen der Verwaltung des Familienvermögens. "Diese Profis wissen, dass AT1-Anleihen sehr risikoreich sind. Sie haben sich dafür auch fürstlich entlohnen lassen: Die CS zahlte bis zu 9.5 Prozent Zins auf diesen Papieren, was horrend war", so SRF weiter. In der Folge mussten auch bei vielen Publikumsfonds hunderte Millionen abgeschrieben werden. 

Michael Oehme Auswirkungen auf den Immobiliensektor

Der Schweizer Immobilienmarkt ist sehr heimisch geprägt und Investitionen aus dem Ausland spielen daher nur eine untergeordnete Rolle. Der Schweizer Wohnimmobilienbereich ist weiterhin geprägt durch eine hohe Nachfrage bei schwachem Angebot.

Auswirkungen auf den Immobiliensektor

Michael Oehme

Michael Oehme über positive Entwicklung einer Schweizer Megabank

 

Der UBS-CEO Ralph Hamers äußerte sich bereits positiv über die Entwicklung. "Die Übernahme bedeutet, dass wir Stabilität und Sicherheit zurückbringen für die Kunden der CS. Aber auch, dass wir die Reputation des Finanzplatzes Schweiz hochhalten. (...) Wir können jetzt eine weltweit verwaltete Bank sein, mit verwalteten Vermögen von bis zu 5 Billionen." Nebenbei angemerkt wird nach derzeitigem Stand die neue UBS die 21. größte Bank der Welt, stellt der Experte Michael Oehme fest.

 

Immobilieninvestitionen aus dem Ausland in die Schweiz spielen eine untergeordnete Rolle. Der Markt ist sehr "heimisch" geprägt, stellt der Immobilienexperte Michael Oehme aus St. Gallen, Schweiz fest. Dies ist besonders im Wohnimmobilienbereich aufgrund der Vorgaben des Lex Koller. Der Schweizer Wohnimmobilienbereich ist weiterhin geprägt durch eine hohe Nachfrage bei schwachem Angebot. Nach Aussage des Chefs des Bundesamtes für das Wohnungswesen, Martin Tschirren fehlen bei derzeitigem Bevölkerungsstand in der Schweiz schon jetzt 5.000 bis 10.000 Wohnungen pro Jahr. Und nach einer Prognose der Beratungsfirma Wüest Partner dürfte es in diesem Jahr in 20 von 26 Schweizer Kantonen an Wohnraum mangeln. Die hieraus abzuleitenden Forderungen an den Immobilienmarkt sind relevanter als die Schräglage bei der Crédit Suisse. Zumal durch die Übernahme wesentliche Geschäftsbereiche bestehen bleiben werden.

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Michael Oehme erkennt eine Demografische Zeitbombe

 

Dabei muss berücksichtigt werden, dass die permanente Wohnbevölkerung in der Schweiz kontinuierlich wächst, stellt Michael Oehme mit Blick auf die Zukunft fest. Allein die Einwanderung im Januar dieses Jahres betrug plus 5,9 Prozent. Das gleiche Amt hat die Aussage getroffen, dass im Jahr 2040 die Schwelle von 10 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern überschritten sein dürfte (im Januar 2023 wurde die Bevölkerung auf 8.927.007 Menschen geschätzt. Dies ist eine Zunahme von 1,16 % gegenüber dem Vorjahr). Gleichzeitig sinken die erteilten Baugenehmigungen aus den unterschiedlichsten Gründen. Wohnungen und Häuser in der Schweiz anzubieten, ist somit nicht nur planbar, sondern weiterhin sehr erfolgversprechend.


Thomas B.

Thomas B.

Redakteur

Master-Student im Fach Physik mit besonderem Interesse an Technik- und Finanzthemen.

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