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Max Wörner im Interview: Mit TRIQBRIQ ermöglichen wir den kreislauffähigen Hochbau

Autor: Thomas Feldhaus · Zuletzt aktualisiert: 16.10.23

Wirtschaft Immobilien Nachhaltigkeit · 7 Min. Lesedauer

Max Wörner im Interview: Mit TRIQBRIQ ermöglichen wir den kreislauffähigen Hochbau - Titelbild

In Deutschland fehlt es an Wohnraum. Nach Einschätzungen von Experten werden aktuell rund 700.000 vor allem günstige Wohnungen benötigt. Um den Bedarf zu decken, müssen Gebäude schneller und preiswerter gebaut werden können. Dafür sind innovative Baumaterialien erforderlich, so wie sie von der TRIQBRIQ AG hergestellt werden. Das Stuttgarter Unternehmen hat einen Bauziegel entwickelt, der komplett aus Holz gefertigt wird und auch für Laien einfach zu verwenden ist. Im Gespräch mit SQUAREVEST erläutert Max Wörner, Vorstand der TRIQBRIQ AG, wie dadurch die Bauzeiten reduziert werden und warum die sogenannten BRIQs auch beim Klimaschutz einen wirksamen Beitrag leisten.

SQ: Auf den ersten Blick wirkt ein TRIQBRIQ wie ein überdimensionierter Lego-Baustein. Ist das beabsichtigt? Ist die Verwendung ebenso leicht?

 

Max Wörner: Diese Analogie wird häufig gesehen. Tatsächlich haben wir das bei der Entwicklung nicht beabsichtigt. Aber sie ist natürlich hilfreich, weil sich jeder sofort etwas darunter vorstellen kann und meist auch positive Erinnerungen damit verbunden sind. Das TRIQBRIQ-System unterscheidet sich aber gar nicht so sehr von den herkömmlichen Mauersteinen. Man setzt die BRIQs versetzt übereinander, damit die Wand in sich stabil ist. Dabei wird aber kein zusätzlicher Mörtel benötigt. Die statische Stabilität entsteht durch Dübel-Steckverbindungen. Diese Art des Bauens kann man durchaus als Lego-Prinzip bezeichnen – der Fachmann würde sagen: „mikro-modular“.

 

Und das kommt bei den Kunden an. Das TRIQBRIQ-System ist einfach, nachhaltig und trifft mit diesen Eigenschaften den Nerv der Zeit. Das zeigt auch die Nachfrage, die bei privaten Bauherren nach wie vor sehr hoch ist. Damit ist das Potenzial von TRIQBRIQ aber noch lange nicht ausgeschöpft, denn wir können mit dem System auch mehrgeschossig bauen und sind ebenso im gewerblichen Bereich ohne Einschränkungen einsetzbar.

 

Max Wörner: „Das TRIQBRIQ-System ist einfach, nachhaltig und trifft mit diesen Eigenschaften den Nerv der Zeit.“

 

SQ: Was macht das TRIQBRIQ-System so besonders?

 

Max Wörner: TRIQBRIQ ist ein Massivholz-Bausystem, das aber aus kleinteiligen Holzbausteinen besteht. Das gab es so noch nie. Die sogenannten BRIQs werden mit Robotertechnik hochpräzise aus kostengünstigem und Industrie- und Kalamitätsholz sowie rückgebautem Altholz hergestellt. Die einzelnen Bausteine werden dann auf der Baustelle im Verband aufeinander gesteckt und über Buchenholzdübel miteinander verriegelt. Auf diese Weise lassen sich tragende Außenwände kosteneffizient, flexibel und in kurzer Zeit errichten. Am Ende der Nutzungsphase eines Gebäudes können die BRIQs sogar sortenrein entnommen und vollständig wiederverwendet werden. 

Auf Grund der Ähnlichkeit zu herkömmlichen Bausystemen und des standardisierten Rasters von TRIQBRIQ gibt es im Vergleich zu gewöhnlichem Holzbau außerdem keine aufwendigen Planungsprozesse. Auch der Bauablauf wird mit TRIQBRIQ erheblich beschleunigt, was schlussendlich viele Kosten einspart.  

 

Damit bietet die TRIQBRIQ eine ganzheitlich nachhaltige und kreislauffähige Alternative zu konventionellen Baustoffen und verhindert zudem erhebliche Mengen an CO2-Emissionen.

Wer ist Max Wörner?

Max Wörner ist Vorstand der TRIQBRIQ AG, die er 2021 zusammen mit zwei weiteren Partnern gegründet hat. Das Unternehmen wurde aus der schon bestehenden TRIQ GmbH ausgegründet, die sich mit der Entwicklung nachhaltiger Bauprojekte beschäftigt. Max Wörner war professioneller Sportkletterer (Mitglied der Nationalmannschaft) und hat als Industriekletterer erste Kontakte zur Baubranche gehabt. Daraus wuchs sein Interesse und die Motivation zur Gründung eines eigenen Unternehmens.

SQ: Welche Hölzer kommen beim Triqbriq zum Einsatz und wie können sie den Bedarf decken?

 

Max Wörner: Das von uns verwendete Holz stammt ausschließlich aus heimischen Wäldern oder Rückbauten. Rund ein Drittel unseres Landes ist bewaldet, das sind etwa 11 Millionen Hektar. Davon werden jährlich rund 60 Millionen Kubikmeter eingeschlagen. In den letzten beiden Jahren waren es etwas mehr. Nur ein Teil davon kann zum Beispiel für die Möbelindustrie genutzt werden. Der Schadholzanteil liegt im Durchschnitt bei gut 50 Prozent, verursacht durch Trockenheit, Sturm und Schädlingsbefall. Meist landen diese Hölzer direkt oder nach einem kurzen Leben z.B. als Palette oder Weinkiste in der Verbrennung, wo das gebundene CO2 wieder freigesetzt wird.

 

Für den Einsatz in den BRIQs sind diese Hölzer jedoch sehr gut nutzbar. Wir ermöglichen also nicht nur die Verwendung bisher ungenutzter Rohstoffe, wir lagern auch das im Holz gebundene CO2 dauerhaft ein und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Konkret lagern wir auf einem Quadratmeter Wandfläche rund 200 Kilogramm CO2 ein. Dafür haben wir inzwischen auch einige Auszeichnungen erhalten, zum Beispiel den Vonovia Innovations-Award.

Max Wörner Vorstand TRIQBRIQ

„Wir lagern das im Holz gebundene CO2 dauerhaft ein und leisten damit einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz.“

Vorstand TRIQBRIQ

Max Wörner

Derzeit beziehen wir unser Holz direkt von den Sägewerken. Da wir deren einfachste Qualitäten kaufen, für die es sonst kaum Verwendungsmöglichkeiten gibt, können wir sehr günstig einkaufen. Auch das Kernholz der Bäume kann in den BRIQs verwendet werden. Langfristig ist es denkbar, dass wir unser Holz direkt von den Waldbesitzern beziehen. Insgesamt ist der Nachschub für unsere BRIQs für viele Jahrzehnte gesichert.

Was ist TRIQBRIQ?

TRIQBRIQ ist ein zirkuläres Holzbaustein-System. Die einzelnen Holzbausteine werden aus mehreren Teilen zusammengesetzt und erhalten dadurch eine hohe Stabilität. Über Zapfen und Mulden werden die Steine passgenau aufeinandergesetzt und durch lange Dübel miteinander verbunden. Zusätzliche Verklebungen sind nicht erforderlich. Deshalb können die TRIQBRIQS auch vollständig zurückgebaut werden und sind deshalb auch kreislauffähig.

SQ: Wofür können die TRIQBRIQS eingesetzt werden?

 

Max Wörner: Da gibt es kaum Einschränkungen. Im Einfamilienhausbereich haben wir schon zahlreiche Beispiele. Aber mit TRIQBRIQ lassen sich auch mehrgeschossige Häuser bauen. Erste Bauten haben wir bereits realisiert. Mit unseren Produktionskapazitäten sind wir in der Lage ganze Wohnquartiere zu bauen.

 

Auch der Innenausbau mit TRIQBRIQ ist möglich. Wir bieten aktuell drei Wandstärken an. Die Bausteine mit einer Stärke von 25 bzw. 30 Zentimetern sind vor allem für die tragenden Wände gedacht. Für den Innenausbau haben wir eine Wandstärke von 16,6 Zentimetern im Angebot.

 

Ein weiteres interessantes Einsatzgebiet ist der gewerbliche Bau. Vor allem die schnelle Bauweise und die vollständige Rückbaubarkeit spielen dabei eine große Rolle. Unternehmen können also mit TRIQBRIQ beispielsweise temporär genutzte Lagerkapazitäten oder Pop-up-Stores aufbauen. Auch große Supermarktketten, die bei ihren Gebäuden sehr kurze Lebenszyklen ansetzten, finden das spannend.

Wand aus TRIQBRIQS
Der TRIQWBRIQ in der Standardfausführung

SQ: Mit TRIQBRIQ sollen schneller Bauzeiten ermöglicht werden. Wie?

 

Max Wörner: Zum einen liegt das an der bereits beschriebenen seriellen Bauweise der BRIQs. Zum anderen werden beim Bau keine Verbundmaterialien einsetzt, die eine Trocknungszeit benötigen. Wenn die Bodenplatte fertig ist, können wir mit TRIQBRIQ ein Haus in einem Schwung fertigstellen. Damit lassen sich Handwerker gezielter und damit effizienter einsetzen und die Rohbauzeiten von mehreren Monaten auf 1 bis 2 Wochen reduzieren. Das ist beim Hausbau ein echtes Plus, was sich nicht zuletzt in den Finanzierungskosten niederschlägt.

SQ: Wie werden die TRIQBRIQS hergestellt?

 

Max Wörner: Diesen Prozess haben wir inzwischen stark automatisiert und perfektioniert. Für die Produktion bauen wir spezielle Zellen, in denen Industrieroboter zum Einsatz kommen und die wir an den unterschiedlichsten Orten innerhalb kurzer Zeit aufbauen können. Die einzelnen Elemente der BRIQs lassen wir bereits im Sägewerk fertigstellen. Bei uns angekommen werden die Bauteile dann in den Produktionszellen zusammengesetzt. Weil es dabei auf Präzision ankommt, haben wir uns für den Einsatz von Robotern entschieden. Die arbeiten auf den Zehntelmillimeter genau und schaffen trotzdem einen hohen Durchlauf.

 

In der Praxis haben sich dabei ausgediente Roboter aus der Automobilindustrie als besonders geeignet herausgestellt. Die sind preiswerter zu beschaffen als spezialisierte Roboter für die Holzverarbeitung und lassen sich recht einfach umprogrammieren. Das ist auch für den laufenden Betrieb von Vorteil. Mit nur wenigen Handgriffen können wir die Produktion von 30-Zentimeter Bausteinen auf ein anderes Maß umstellen. In einer Produktionszelle kommen 2 oder 3 Roboter zum Einsatz.

 

Aktuell betreiben wir in Tübingen zwei dieser Produktionszellen und haben dort noch Platz für drei weitere Zellen. Danach werden wir den nächsten Standort mit weiteren Produktionszellen eröffnen.

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Anlagen ansehen

SQ: TRIQBRIQ will schnell wachsen. Was sind die weiteren Schritte?

 

Max Wörner: Im ersten Schritt wollen wir den Produktionsstandort Tübingen maximal auslasten. Das heißt, dort sollen bis Ende des Jahres mindestens vier weitere Roboter zum Einsatz kommen. Damit können wir die aktuellen größeren Aufträge gut bedienen.

 

Außerdem wollen wir für jeden Gebäudetyp einen Auftrag erhalten, damit wir die universelle Einsatzmöglichkeit des TRIQBRIQ-Systems unter Beweis stellen können. Wir haben schon Einfamilienhäuser gebaut, ein mehrstöckiges Gebäude und Anbauten. Aktuell haben wir Aufträge für einen Supermarkt, für 16 Ferienhäuser am Lago Maggiore und für ein größeres Appartementhaus.

 

Jetzt würden wir noch gerne eine Reihenhaussiedlung bauen, idealerweise mit schlüsselfertigen Gebäuden. Dafür suchen wir momentan noch einen strategischen Partner.

Unser Zielmarkt, also der Markt der ersetzbaren Baustoffe, hat ein Volumen von etwa 10 Milliarden Euro. Davon streben wir bis 2025 einen Marktanteil von einem Prozent an. Das entspricht rund 45 Millionen Euro Umsatz. Für die weitere Entwicklung ist die Skalierung der Produktion das erste Ziel. Nach jetzigem Stand werden wir bereits Ende 2023 profitabel sein und können das weitere Wachstum mit soliden Margen finanzieren.

 

Wir sehen neben den bereits genannten Vorteilen wie Klimaneutralität und schnellere Bauzeiten vor allem die komplette Rückbaubarkeit als ein besonderes Merkmal des TRIQBRIQ-Systems. Weil das Thema Kreislaufwirtschaft auch in der Immobilienbranche eine immer größere Bedeutung gewinnt, sind wir an dieser Stelle sehr gut aufgestellt. Mit TRIQBRIQ erstellte Gebäude lassen sich komplett wieder abbauen und die BRIQs erneut verwenden. Deshalb werden die Verkleidung Innen wie Außen auch nicht verklebt, sondern nur verschraubt. Nicht mehr nutzbare Elemente können zu neuen BRIQs verarbeitet werden. Dieses Prinzip ist dem bisher verfügbaren Recycling von Baustoffen deutlich überlegen und zudem umweltschonender.


Thomas Feldhaus

Thomas Feldhaus

Redakteur

Wirtschaftsjournalist mit Faible für Unternehmensverantwortung und Leidenschaft für Radsport.

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