Drazen Mijatovic, Amagvik AG: Schweizer Neubaumangel – Ausweg Überbauung
Autor: Thomas Breithaupt · Zuletzt aktualisiert: 17.05.24
Immobilien Börse/Aktien · 10 Min. Lesedauer
Drazen Mijatovic aus Wienacht-Tobel in der Ostschweiz entwickelt, baut und verwaltet mit dem Immobilienunternehmen Amagvik AG seit Jahren in seiner Heimat kontinuierlich Neubau-Eigentumswohnungen, obwohl es allerorten in der Schweiz an neuem Bauland fehlt. Für den Schweizer Neubaumangel sieht Drazen Mijatovic nach 10 Jahren Erfahrung im Immobilienbereich einen Ausweg durch Überbauung. Wir wollten von dem Verwaltungsratsmitglied und Investor wissen, wie er das macht und wie deutsche Investoren einsteigen können.
Drazen Mijatovic baut, verwaltet und entwickelt als Mitglied des Verwaltungsrates der Amagvik AG Neubau-Eigentumswohnungen und hat trotz seines jungen Alters bereits über 10 Jahren Erfahrung im Immobilien- und Bauwesen.
Interview mit Drazen Mijatovic von der Amagvik AG
SQUAREVEST.AG: Zum Börsenstart der Amagvik AG aus Zug am 28. Februar 2024 attestierte Ihnen Matthias Müller, CCO der Schweizer Börse BX Swiss AG aus Zürich: „Mit der Börsenkotierung haben AnlegerInnen die Möglichkeit in Neubauliegenschaften in der Ostschweiz zu investieren und von mittel- bis langfristigem und wertsteigerndem Entwicklungspotenzial zu partizipieren.“
Was macht die Ostschweiz für Neubau-Immobilien-Anleger so attraktiv? Wie können dort attraktive Renditen erzielt werden?
Drazen Mijatovic: „Die Ostschweiz zeichnet sich seit Jahren durch hohe Zuwachsraten aus und gilt somit als Hotspot der ohnehin gefragten Schweiz. Gründe für die hohe Nachfrage sind unter anderen der große Zuzug aus anderen Regionen der Schweiz bzw. aus dem Ausland aufgrund der prosperierenden Wirtschaft bei gleichzeitig fehlendem Angebot. Da - anders als in manch anderen Städten der Schweiz – die Projektpreise noch nicht so durch die Decke gegangen sind, lassen sich bei ausreichendem Baucontrolling immer noch lukrative Renditen erzielen.“
SQUAREVEST.AG: Auf der Firmenseite der Amagvik AG schreiben Sie über den Schweizer Wohnungsmarkt: „Die zu geringe Bautätigkeit im Schweizer Wohnungsmarkt ist laut Experten unter anderem durch ein fehlendes Angebot geeigneter Projekte gekennzeichnet.“
Was ist der Grund für dieses Manko an geeigneten Projekten? Und wie überwinden Sie dieses Hemmnis?
Der Höhepunkt dieser Reise war zweifellos der Börsengang der Amagvik AG. Für mich markiert dieser Meilenstein nicht nur einen geschäftlichen Erfolg, sondern auch einen persönlichen Triumph über die Hindernisse, denen ich auf meinem Weg begegnet bin. Der Weg bis zu diesem Punkt war für mich prägend und hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin.
Verwaltungsrat bei Amagvik AG
Drazen Mijatovic
Die Amagvik AG entwickelt, baut und verwaltet seit 2017 Neubau-Eigentumswohnungen mit einem Fokus auf langfristige Renditeliegenschaften im Ostschweizer Immobilienmarkt.
Amagvik AG Aktie ist eine Investition in den aufstrebenden Immobilienmarkt der Ostschweiz
SQUAREVEST.AG: Sie sind bereits seit Jahren im Ostschweizer Immobilienmarkt aktiv und konnten in den vergangenen Jahren deutlich wachsen. Nun verheißt der Börsengang einen weiteren Wachstumsschub.
Ist diese Expansion der einzige Grund für den Börsengang oder was war ausschlaggebend?
Drazen Mijatovic: „Unternehmensstrategie der vergangenen Jahre war der Bau und der Verkauf von Stockwerkeigentum, in Deutschland sogenannte Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern. Wir haben aber zunehmend gemerkt, dass sich der Markt dreht und insbesondere das Angebot an hochwertigen, dennoch bezahlbaren Mietwohnungen der Nachfrage nicht hinterherkommt. So stagnieren derzeit die Preise im Eigentumsbereich weitgehend, während gerade bei Neuvermietungen die Preise weiterhin steigen. Dieser Trend wird bei steigender Einwohnerzahl in der Schweiz eher zunehmen. So schreibt die UBS, dass mittelfristig permanent in der Schweiz 150.000 Wohnungen fehlen werden. Was liegt da also näher, als den Mietwohnungsbau ins Visier zu nehmen und unseren Aktionären eine vernünftige und sichere Dividende bieten zu können.“
SQUAREVEST.AG: Ihre bisherigen und auch neuen Projekte heben sich immer durch besondere Merkmale ab. Den Neubau in St. Gallen nennen Sie „eine Rarität“. Das Projekt in Wängi qualifizieren Sie als „stadtnah im Grünen“, das in Rorschach ist für Sie ein „ein Diamant zum Schleifen“, in Niederglatt „Idylle pur“ oder in Obfelden „Lebensqualität nahe Zürich“.
Nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre Grundstücke aus? Warum ist zum Beispiel der Wohnungsneubau in St. Gallen eine Rarität?
Drazen Mijatovic: „Zunächst einmal sollten sie werbliche Aussagen nicht gar zu tiefgründig hinterfragen ... Im Ernst: Wir suchen unsere Projekte nach ausführlicher Analyse des Standorts und den Bebauungsmöglichkeiten aus. Diesem Bereich widmen wir sehr viel Aufmerksamkeit, da er aus unserer Sicht ein Kernbereich lukrativer Immobilieninvestments ist. Beim genannten Projekt in St. Gallen handelte es sich deshalb um eine Rarität, da es schlicht und ergreifend auch derzeit kein Angebot an neuen Einfamilienhäusern in St. Gallen gibt. Zumal sich der Standort zentrumsnah aber ruhig in einer Quartierstrasse, auf Deutsch würde man sagen Privatstrasse befindet.“
Drazen Mijatovic setzt Neubauprojekte der Amagvik AG mit Verstand um
SQUAREVEST.AG: Auf der Firmenseite Ihrer im vergangenen Jahr gegründeten M3 Bauprojekt AG aus St. Gallen sprechen Sie von „Swisspower“ und gehen unter dem Motto „Immobilie neugedacht“ neue Wege, um beides unter einen Hut zu bringen - die knappen Ressourcen und die veränderten, gesellschaftlichen Wohnansprüche. Worin besteht Ihre Swisspower?
Drazen Mijatovic: „Bei der neugeründeten Firma handelt es sich um eine Projektentwicklungsgesellschaft, die im Vorfeld mögliche Chancen einer Investition herausarbeiten soll. Erst wenn klar ist, dass die geprüften Projekte auch wirklich geeignet sind, eine langfristige Mietrendite zu garantieren oder Potential im Weiterverkauf haben, werden sie von unserem Unternehmen weiter begleitet.“
SQUAREVEST.AG: Welche Ressourcen sind in der Ostschweiz knapp geworden?
Drazen Mijatovic: „Sie sollten die umgekehrte Frage stellen: Welche Ressourcen sind nicht knapp geworden. Bereits angesprochen habe ich, dass Neubauprojekte rar sind. Knapp sind aber auch die möglichen Kapazitäten an Fachpersonal. Aus diesem Grund arbeiten wir gerne mit den marktführenden Bauunternehmen zusammen, die eine planbare Abwicklung der Projekte garantieren können.“
SQUAREVEST.AG: Wie haben sich die Wohnansprüche verändert?
Drazen Mijatovic: „Seit Jahren steigt der Wohnraumbedarf pro Bürger in der Schweiz an. Laut Bundesamt für Statistik sind dabei schon jetzt zwei Drittel aller Haushalte 1-2 Personenhalte. Allein aufgrund der Alterung der Gesellschaft wird dieser Trend weitergehen. Da sich die allgemeine wirtschaftliche Situation, nämlich steigende Löhne bei steigendem Wohlstand, fortsetzt und das Wohnen einen sehr hohen Stellwert einnimmt, ist es wichtig, Wohnungen anzubieten, die den modernen Wünschen entsprechen. So ist vielen ein weiteres Zimmer fürs Home-Office oder für Hobbys wichtig. Gleichzeitig steigt die Zahl derer, die aufgrund anziehender Preise und weil man vielleicht eben nicht jeden Tag ins Büro oder Geschäfts fahren muss, bereit sind, in die nähere Peripherie von Städten zu ziehen.“
SQUAREVEST.AG: Welche neuen Wege schlagen Sie daher bei „Immobilie neugedacht“ ein?
Drazen Mijatovic: „Die Antwort hierauf schließt sich eigentlich an meine vorangegangenen Ausführungen an. Es geht heutzutage mehr darum, Wohnkonzepte anzubieten als klassisch Mietwohnungen. Viele Bürger suchen Antworten auf die Herausforderungen des Lebens. Das kann sehr unterschiedlich sein und geht weit darüber hinaus, Wohnungen in zentralen Lagen eben auch barrierefrei anzubieten. Eine zunehmende Sensibilisierung besteht auch bei Umweltfragen. Durch ausreichende energetische Maßnahmen sollten dabei Umweltauflagen nicht nur erfüllt, sondern übererfüllt werden. Und nicht nur, um die Nebenkosten auf einem erträglichen Niveau zu halten.“
Drazen Mijatovic's Karriere im Immobilienmarkt bis zur eigenen Gesellschaft: Amagvik AG
SQUAREVEST.AG: Ihre Expertise beruht auf „über 10 Jahren Erfahrung im Immobilien- und Bauwesen sowie als Geschäftsführer mehrerer Unternehmen“, wie Sie auf LinkedIn.com schreiben.
Was war Ihr erster Job? Wer brachte Sie da hinein? Und was haben Sie da gelernt?
Drazen Mijatovic: „Mein beruflicher Werdegang begann mit der Ausbildung zum Hochbauzeichner. Schon damals verfolgte ich den Traum, Architekt zu werden. Leider erfuhr ich nur selten Unterstützung und musste mir meine Karriere selbst aufbauen. Ich wagte den Sprung in die Welt der Vermarktung und trat einer Immobiliengesellschaft in Zürich bei. Hierzu durfte ich mich auf das Gebiet der Ostschweiz fokussieren. In kurzer Zeit erkannte ich mein Potential und beschloss, gemeinsam mit einem Bekannten den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Wir gründeten unsere erste eigene Immobilienvermarktungsgesellschaft in St. Gallen.
Diese Entscheidung war ein Wendepunkt in meinem Leben, der mir nicht nur berufliche Erfüllung, sondern auch wertvolle Lektionen brachte. Ich lernte, Risiken einzugehen, Chancen zu erkennen und den Mut zu haben, meinen eigenen Weg zu gehen. Während meiner Zeit in diesem Bereich habe ich auch gelernt, wie wichtig ein reger Austausch mit allen Beteiligten, sei es Architekten, Bauherren oder anderen Fachleuten, ist, um kontinuierlich mein Wissen zu erweitern. Dies ermöglichte mir nicht nur, mein fachliches Know-how zu vertiefen, sondern auch ein starkes Netzwerk aufzubauen, das eine reibungslose Zusammenarbeit und zukünftige Projekte ermöglichte. Der ständige Dialog und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren lehrten mich, wie wichtig es ist, sich aktiv in der Branche zu engagieren und von den Erfahrungen anderer zu lernen.“
SQUAREVEST.AG: Welches Geschäft würden Sie als Ihren persönlichen Durchbruch bezeichnen?
Drazen Mijatovic: „Für mich hat der persönliche Durchbruch einen höheren Stellenwert als der geschäftliche Erfolg. Die Überwindung meiner Krankheit, gegen die zunächst niemand Hoffnung hatte, und die Wiedererlangung meiner Stärke sowie die erfolgreiche Rückkehr ins Berufsleben sind für mich von unschätzbarem Wert. Es ist eine Geschichte der Überwindung und des Durchhaltevermögens, die mit dem geschäftlichen Durchbruch harmoniert.
Der Höhepunkt dieser Reise war zweifellos der Börsengang der Amagvik AG. Für mich markiert dieser Meilenstein nicht nur einen geschäftlichen Erfolg, sondern auch einen persönlichen Triumph über die Hindernisse, denen ich auf meinem Weg begegnet bin. Der Weg bis zu diesem Punkt war für mich prägend und hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin.
Drazen Mijatovic hat seine Willenkraft und mentale Sträke im Kampf gegen den Krebs bewiesen
Einblick in persönliche Momente von Drazen Mijatovic
SQUAREVEST.AG: Was war Ihr schlimmster Moment?
Drazen Mijatovic: „Ein einschneidendes Ereignis, das mich nicht beruflich, sondern gesundheitlich schwer getroffen hat, war die Diagnose Krebs im Endstadium im zarten Alter von 21 Jahren. Dies stellte einen Wendepunkt dar, der mich viele Jahre meiner Karriere kostete und meine Pläne abrupt durchkreuzte. Der Kampf gegen diese bösartige Krankheit zwang mich, mich mit meinen eigenen Grenzen auseinanderzusetzen und meine Lebensprioritäten neu zu ordnen. Es war eine Zeit der Herausforderung und des Überlebenskampfes, die mir jedoch auch eine unerschütterliche Entschlossenheit und Dankbarkeit für das Leben schenkte.“
SQUAREVEST.AG: Was ist Ihr Hobby? Wobei tanken Sie neue Kraft? Wen oder was unterstützen Sie?
Drazen Mijatovic: „Für mich ist mein sehr enger Freundeskreis eine unschätzbare Bereicherung. Hier können wir entspannt zusammen sein, herzhaft lachen und über alles reden, was uns bewegt. Diese Momente, in denen geschäftliche Themen selten zur Sprache kommen, sind für mich von besonderer Bedeutung. Sie ermöglichen es mir, abzuschalten und mich voll und ganz dem zwischenmenschlichen Austausch zu widmen.
In meiner Freizeit finde ich Ausgleich und Entspannung beim Golfen, das ich vor kurzem für mich entdeckt habe. Es erleichtert mir, komplett abzuschalten und den Moment zu genießen. Seit meinem 16. Lebensjahr ist meine Lieblingsbeschäftigung auch das Motorradfahren, vor allem auf der Rennstrecke. Hier am Bodensee nutze ich meinen Bootsführerschein, um dem Alltag auf dem Wasser zu entfliehen. Zusätzlich genieße ich es, in der Natur zu entspannen und zu wandern.“
SQUAREVEST.AG: Herr Mijatovic, wir danken für das Interview!
Thomas Breithaupt
Redakteur
Mit einer Leidenschaft für Technik- und Finanzthemen war der Schritt vom Physikstudium zum Wirtschaftsjournalismus vorprogrammiert. Das analytische Denkvermögen hilft, sachlich zu berichten und neben der Entwicklung von Software eine fundierte Berichterstattung zu erstellen. Zwischen den Recherchen hilft Sport dabei, einen klaren Kopf zu bewahren und hält fit für den Surfurlaub.